Rezension

Ein ganz besonderes Buch

Alles, was ich sehe - Marci Lyn Curtis

Alles, was ich sehe
von Marci Lyn Curtis

Bewertet mit 4 Sternen

Titel: Alles, was ich sehe
Autor: Marci Lyn Curtis
Verlag: Königskinder
Übersetzer: Nadine Püschel
Genre: Roman
Seitenanzahl: 428
Preis: € 18,99 [D], € 19,60 [A]
ISBN: 978-3-551-56022-3

Vor dem Buch

Nachdem ich Tommy Edison auf YouTube entdeckt habe und sehr, sehr viele seiner Videos geschaut habe, habe ich mich gefragt, wie es wäre, ein Buch aus der Sicht eines blinden Protagonisten zu lesen. Viele haben mir dann auf Twitter Bücher vorgeschlagen und ich habe mich als erstes für Alles, was ich sehe entschieden.

Klappentext

Maggie hasst ihr neues Leben als Blinde. Sie will keine tapfere Kranke sein, und auf Unterricht von anderen Blinden kann sie gut verzichten. Nach einem missglückten Streich passiert es: Sie kann wieder sehen! Nur einen Ausschnitt der Welt, genauer: einen zehnjährigen Jungen namens Ben. Mit Hilfe des altklugen und hinreißenden Jungen scheint sie einen Teil ihres alten Lebens zurückzubekommen. Und Bens großer Bruder Mason ist Sänger in Maggies Lieblingsband. Und ziemlich attraktiv. Doch er lässt sie abblitzen, weil er denkt, dass Maggie ihre Blindheit vortäuscht – was ja irgendwie stimmt.
Dann kommt heraus, warum sie ausgerechnet Ben sehen kann.

Meine Meinung
Maggie ist erst seit ein paar Monaten blind, was natürlich einen großen Unterschied macht, als wenn man seit der Geburt blind ist. Maggie muss von einen auf den anderen Tag ihr ganzes Leben umkrempeln, alles neu lernen und irgendwie mit dem neuen Aspekt ihres Lebens zurechtkommen. Aber das fällt ihr schwer. Ich muss gestehen, dass ich längere Zeit von Maggie genervt war, da sie alles so pessimistisch sieht, oft trotzig ist und manchmal hätte ich ihr am liebsten ins Gesicht geschrien, dass sie endlich mal weiter machen soll, dass sie es wenigstens versuchen soll! Dann habe ich darüber nachgedacht, wie schwer es für sie sein muss, das Augenlicht verloren zu haben. Mit der Zeit lernt man sie auch besser kennen, man erfährt mehr Gründe, die einen verstehen lassen, wieso sie so ist, wie sie ist. Und dann ergibt auch ihr Verhalten mehr Sinn.

Faszinierend fand ich die Beschreibungen vom Geschehen, wenn sie gerade nicht bei Ben ist. Denn dann ist sie ja blind. Die Umgebung beschreibt sie dann durch Gerüche, Geräusche und dem, was sie spürt. Außerdem erfährt man auch etwas über Blindenstöcke, wie sie Computer und Handys nutzt und mehr Aspekten, die ihr das Leben erleichtern. Diese Informationen fand ich sehr interessant.

Und dann taucht Ben auf, der Sonnenschein des Buches. Er ist so ein goldiger Junge, der einen lächeln lässt. Ich habe ihn sofort in mein Herz geschlossen. Auch er hat eine Behinderung, geht damit aber ganz anders um als Maggie.

„Denkst du denn nicht manchmal darüber nach, was du gern tun würdest, wenn du ohne Krücken laufen könntest?“ Seine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Nö. Wenn ich etwas Bestimmtes tun will, dann tu ich es.“ S. 157

Ben ist ein herzensguter Mensch, der für alle das nur das Beste will. Er möchte, dass es seinen Freunden und seiner Familie gut geht. Er hat viel durchgemacht, aber sieht immer das Gute im Menschen. Und er ist frech. Er hat mich oft zum Lachen gebracht und ich liebe die Dialoge zwischen Maggie und Ben. Der Humor fehlt in diesem Buch auf keinen Fall!

Maggie kann also Ben sehen und das ist natürlich irgendwie ein Wunder. Und dann trifft sie neben Ben noch jemanden, den Maggie sehr mag. Mason, Bens Bruder. Sie schwärmt für ihn, auch wenn er manchmal etwas fies ist. Er hat einen Grund dafür, mich hat es jedoch leicht genervt, dass Maggie dennoch ganz hin und weg war. Aber zum Glück nicht immer. Insgesamt mag ich die Charaktere des Buches sehr. Sie alle haben Tiefe, man erfährt etwas von ihrer Hintergrundgeschichte, die verdeutlicht, wieso sie sich auf jene Art verhalten. Aber auch die Nebencharaktere waren besonders. Wie Clarissa, eine Fast-Freundin von Maggie, die quasselt und so lebensfroh ist – trotz ihrer Blindheit! Ich mochte sie alle auf ihre Weise sehr.

Jetzt, wo sie etwas wieder sehen kann, werden die „blinden Zeiten“ natürlich noch schwieriger für sie und Maggie macht sich Gedanken, wieso sie plötzlich wieder sehen kann. Im Buch macht sie eine Entwicklung durch, die ich sehr spannend fand. Aber auch ich habe mir mehr Gedanken über die kleinen Dinge gemacht, die mich selbst auch erfreuen und die ich nicht missen möchte. Man lernt sie mehr zu schätzen.

„Ich vermisse diese Minuten in der Abenddämmerung, wo es nicht mehr Tag, aber auch noch nicht Nacht ist, als könnte man so ganz nebenbei etwas Außergewöhnliches vollbringen.“ (S. 157)
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, da er manchmal fast poetisch wirkte. Auch ist er sehr flüssig zu lesen und die Seiten fliegen nur so dahin. Das liegt auch daran, dass man nicht aufhören kann zu lesen. Die Geschichte ist so wundervoll, aber auch an manchen Stellen sehr herzzerreißend, bewegend und traurig. Das Buch hat so viele Emotionen in mir hervorgerufen! Maggie hat viele Ängste, was die Zukunft betrifft und man kann diese sehr spüren. Sie hat Freunde verloren und auch die Beziehung zu ihrer Familie hat sich verändert. Sie sieht alles nur noch negativ. Man leidet sehr mit Maggie und wünscht sich so sehr, dass es ihr besser geht. Ben gibt ihr natürlich neue Hoffnung, aber er zeigt ihr auch, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt. Und man auch in schweren Zeiten weiter machen muss.

Das Ende hätte ich so niemals erwartet und ich musste tief durchatmen. Es wurde nochmals sehr spannend. Das Buch hat mich sehr mitgenommen und das auf positive Weise! Das schwierige Thema der Blindheit wurde auf schöne Weise umgesetzt und ich kann euch das Buch nur ans Herz legen.

Fazit 

Alles, was ich sehe hat mich zum Lachen und Weinen gebracht. Dieses Buch ist ganz besonders und ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Dieses Buch ist wunderschön, traurig, witzig und ganz besonders

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