Rezension

Ein ganz heißer Anwärter auf mein Jahreshiglight..

Dark Heroine 01 - Dinner mit einem Vampir - Abigail Gibbs

Dark Heroine - Dinner mit einem Vampir
von Abigail Gibbs

[...]bin ich im Kaspar Fansektor gesessen. Mit Fankäppi, Schal, Fähnchen und Plakat auf dem groß "Bite me" steht.

Diese Nacht verändert Violets Leben für immer: Mitten auf dem Trafalgar Square in London geschieht ein furchtbarer Mord, und die 18-Jährige ist die einzige Augenzeugin. Erfolglos versucht sie, vor den Tätern zu fliehen - und wird in ein abgelegenes Herrenhaus verschleppt, das von nun an ihr Gefängnis ist. Doch Violets Kidnapper sind keine Menschen, sondern Vampire, faszinierend und todbringend zugleich. Der charismatische Blutsauger Kaspar hat besondere Pläne mit Violet, denn sie ist Teil einer gefährlichen Prophezeihung. 

Ich habe die ganze Nacht durchgelesen, von der Geschichte geträumt und mein erster Griff nach dem aufwachen war wieder zum Buch. Ich muss wahrscheinlich an dieser Stelle nicht mehr erwähnen wie genial ich "Dark Heroine" fand? Mach ich trotzdem und zwar ausführlich. 

Was habe ich erwartet? Um ehrlich zu sein habe ich mir etwas völlig anderes vorgestellt, bin aber trotz meines Fehlurteils so was von positiv überrascht, dass ich mich einfach freue mal wieder ein Buch gelesen zu haben das mich in seine Welt abtauchen lies. Ich habe richtig mit Violet gelacht, gelitten und mich geärgert. Diese Geschichte hat mich wieder daran erinnert, weshalb ich diesenunheilbaren Vampirtick habe und ihn auch nicht mehr loswerde. 

Vampire. Allein dieses Wort genügt um mein Herz höher schlagen zu lassen. 

Nein, keine Sorge, hier funkeln die Vampire nicht und trinken auch nicht mitStrohhälmchen aus einer süßen Tasse. 

Diese Vampire hier sind nur in manchen Dingen vermenschlicht. Blut aus der Quelle zu trinken ist für mich ein elementarer Teil, Menschen dafür zu töten ist die logische Schlussfolgerung und basiert wohl auf der "Das Überleben des Stärkeren" Theorie. Ist zwar immer total nett von den Autoren ihren Vampiren Moral einzuprügeln, aber zuviel davon bitte nicht. 

Da die Protagonisten Violet Vegetarierin ist, hat sie mit der logischen Konsequenz eines Vampirs so ihre Probleme. Da gibt es von mir schon mal einen fetten Pluspunkt, dass sich die Autorin hier überhaupt ran gewagt und diesen inneren Konflikt aufgegriffen hat. 

Generell ist Violet eine vielschichtige Protagonistin, sie ist zwar sehr emotional aber steht straight zu ihren Entscheidungen. Sie hat ein loses Mundwerk, eine Vorliebe für Sarkasmus und überspannt den Bogen gerne und oft. Letzteres bringt sie dadurch natürlich immer in Schwierigkeiten. Obwohl sie sich doch recht schnell in ihrer neuen Rolle einfügt, nicht zuletzt wegen Kaspar, ist da noch ihr großes Geheimnis. Im Laufe des Buches wird aus der noch unsicheren Violet eine junge Frau mit ordentlich Kampfgeist. Sie bietet nicht nur Kaspar die Stirn sondern legt sich auch mit dem König, und somit Kaspers Vater, der Vampire an. 
600 Seiten und doch wollte ich mehr lesen, mehr von den Prophezeiungen, mehr von der interessanten Idee der verschiedenen Dimensionen, mehr von Violet und Kaspar, einfach mehr von allem!

Bei den gefühlten hundertfuffzigmillionenunddrölf Vampirromanen, kann man da noch etwas neues erfinden? Kaum und selten. Aber man kann gut unterhalten werden und frischen Wind in die oldschool Sache bringen. Das ist der Autorin gelungen, mit ihrem spannenden Schreibstil lässt sie die Seiten rauchen. Sie hat Witz, Charme und knisternde Erotik elegant mit Politik, Prophezeiungen und Schicksal verknüpft. 

Am Anfang erinnerte mich die Entführungsgeschichte an Lynn Ravens Blutbraut, aber je mehr ich las umso schneller waren diese Vergleiche wieder vergessen. Da in diesem Buch sehr viele Nebencharaktere auftauchen, kann man sicherlich nicht allen Tiefgang einhauchen. Die große Dreiecksgeschichte verlief gegen Ende des Buches einfach im Sand, wie wenn nie etwas gewesen wäre. Das fand ich wirklich schade, da hätte ich mir von Fabian ein wenig mehr Action gewünscht. 
Fabian ist der süße Vampir, derjenige der immer einen Ticken mehr Mitleid mit allem und jeden hat. Er kümmert sich um Violet und gibt ihr nicht das Gefühl eine Gefangene zu sein. Zu spät erkennt Violet, dass er eigentlich mehr will. Fabian ist im Gegensatz zu Kaspar natürlich langweilig, gar keine Frage.

Obwohl ich sonst meist für die zweite Geige bin, bin ich diesmal im Kaspar Fansektor gesessen, mit Fankäppi, Schal, Fähnchen und Plakat auf dem stand "Bite me". 

Kaspar ist einer dieser verdammt heißen Bastarde, die einfach alles haben und alles bekommen was sie wollen. Er ist brutal, keiner dieser moral-weichgespülten Vampire. Auch die Erotik Szenen darf man sich nicht wie bei einem seichten YA Roman vorstellen, hier gibt es keine Blümchen und Bienchen. Als Vampirprinz muss er seine Rolle als Thronerbe und seine damit verbundenen Aufgaben sehr ernst nehmen und dennoch hat das Schicksal noch einiges auf Lager für ihn. 
 

"Wer hat dann die Kontrolle?"
"Das Schicksal. Die Zeit. Dinge, von denen wir nichts wissen", flüsterte er. "Wir sollen das alles nicht verstehen. Also versuch nicht, den Sinn zu erkennen. Spiel einfach mit." (Zitat S. 458)

Hauptsächlich dreht sich die Geschichte anfangs um die Entführung. Violet wird zwar nicht richtig gefangen gehalten, jedenfalls nicht mit Gewalt, ihr wird lediglich der Kontakt zu ihren Eltern verboten. Da sie nun um das Geheimnis der Vampire weiß, bleiben ihr nur zwei Möglichkeiten: selbst zum Vampir werden oder getötet werden. 

Im späteren Verlauf der Geschichte rückt die Entführung in den Hintergrund und Violet deckt ein lang gehütetes Geheimnis auf. Eine Prophezeiung die über viele Schicksale bestimmen wird und Violet ist mittendrin. Violet ist also hin und her gerissen, einerseits fängt sie an die Vampire zu mögen, aber sie hat auch noch den Mord beim Trafalger Square im Kopf. Die Charakterentwicklung von Violet ist also ganz schön heftig und lässt einen auch richtig mitfiebern. Für ein bisschen Ablenkung sorgten auf jeden Fall die Dialoge zwischen Violet und Kaspar, denn diese trieften nur so vor Sarkasmus und Witz.
 

"Sei still!" zischte er, als ich hinter ihm stehen blieb. "Ich habe doch gar nichts gesagt!", protestierte ich. Die Aussage hatte allerdings wenig Kraft, weil ich sie nur lautlos mit den Lippen geformt hatte. "Du hast etwas gedacht, das lenkt ab." (Zitat S. 361)

Im Nachhinein habe ich erst mitbekommen, dass "Dark Heroine" das Debütder Autorin ist und somit bin ich umso begeisterter. Denn der Plot ist komplex und bietet sicherlich noch mehr Potenzial, welches ich hoffentlich im zweiten Band zu lesen bekomme. Dieser heißt "Autumn Rose" und wird nicht aus der Sicht von Violet erzählt aber sie wird natürlich eine Rolle spielen. Der Roman erscheint kommenden Herbst (13.10.2014) im Piper Verlag.

Vampire sind out? Keineswegs und niemals! Nur schlechte Vampirgeschichten sind out und "Dark Heroine" ist definitiv keine davon. Hier findet man keine weichgespülten Funkelzähnchen, hier gibt es die Sorte Vampir die direkt aus der Quelle trinken und dies auch gerne tun. Ich empfehle dieses Buch allen die gerne in (Urban)Fantasywelten abtauchen, sich nicht vorOldschool Vampire fürchten und einer spannenden, fesselnden Story nicht abgeneigt sind. 
5/5 und ein ganz heißer Anwärter auf mein Jahreshighlight!

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© Sarah Rawrpunx
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