Rezension

Ein ganz starker zweiter Teil!

Soul Beach 2 - Schwarzer Sand - Kate Harrison

Soul Beach 2 - Schwarzer Sand
von Kate Harrison

„Du bist echt noch jung Alice. So läuft das nicht auf der Welt. Nicht alle Geschichten haben ein Happy End.“ (S.221)

Und nicht alle Fortsetzungen können nahtlos an den Vorgänger anknüpfen, doch Kate Harrison hat mich mühelos wieder an den virtuellen Strand der verstorbenen Seelen katapultiert und den Sog gelungen verstärkt.

Am „Soul Beach“ ist nach Tritis Erlösung wieder Normalität eingekehrt und alle Bewohner genießen die stetigen Sonnenstrahlen und ihr Dasein in völliger Eintracht. Javier, der in der kleinen Inderin eine Art Schwesterersatz gesehen hatte, findet in Greta eine Ablenkung von dem Trennungsschmerz und öffnet sich Alice gegenüber mehr über seine Vergangenheit, die alles andere als rosig war. Als Megans ehemalige Mitbewohner zu einer Parade nach Barcelona reisen wollen, sieht Alice darin die Gelegenheit um Javiers Mordfall aufzuklären und ebenfalls in die spanische Sonne zu fliegen. Meggie wird sie in dieser Zeit kaum vermissen, denn ein neuer (männlicher) Bewohner am Strand nimmt ihre ganze Aufmerksamkeit in Beschlag. Neben dem Tatendrang endlich Javiers Tod zu sühnen, begleitet die Protagonistin aber auch die Angst vor Meggies Mörder, denn sie ist sich ziemlich sicher, dass der Feind sich als Freund verkleidet und immer in ihrer Nähe ist.

Der zweite Teil „Schwarzer Sand“ gefällt mir in der Gesamtheit fast noch besser als der Auftakt der Trilogie, weil die ständige unsichtbare Gefahr durch den Mörder oder die Mörderin stärker herausgearbeitet wurde und im Trubel der belebten spanischen Straßen einen Höhepunkt erreicht. Die Einschübe aus der Gedankenwelt des Mörders werden zudem immer bedrohlicher und sind ein zusätzlicher Adrenalinkick.

Wer glaubt nach dem Mittelteil schon den „Bösen“ auf dem sprichwörtlichen Silbertablett serviert zu bekommen, wird zwangsläufig enttäuscht werden, aber die Autorin legt viele Fährten, die uns am Schluss doch eine gewisse Sicherheit bei der Täterfrage geben. Sahara, Meggies beste Freundin, die allerdings kurz vor dem tragischen Tod im Streit auseinandergingen, sowie Lewis, Alice guter Kumpel mit nerdigen Phasen und Zoe, welche die Leiche von der jungen Frau fand, stehen alle im Fokus und im regelmäßigen Wechsel schwankt man als Leser zwischen Gewissheit und völliger Ungewissheit – die Motive hätte Jeder und doch Niemand.

Viel und oft am Soul Beach hält sich Alice wegen einem verhängten Computerverbot von ihrer Mutter nicht auf, was ein bisschen schade ist, aber auch positive Seiten hat, da die Protagonistin wieder mehr am realen Leben teilhat und nicht von Danny, ihrer großen aber toten Liebe, schwärmen kann.

Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und vergebe 4,5 Sterne für einen Roman, der sich nicht auf den Lorbeeren des Auftakts ausruht und weit mehr als ein schnöder Lückenbüßer für das hoffentlich spannende Finale ist.