Rezension

Ein Gefühlsauf und -ab

The Elite - Kiera Cass

The Elite
von Kiera Cass

Sechs von 35 Mädchen sind noch übrig im Kampf um Prinz Maxons Herz und die Krone. Sie sind die Elite der Selection und der Kampf ist härter denn je. Je näher America jedoch der Krone kommt, desto unsicherer wird sie, ob sie dieses Leben mit all der Macht und der Verantwortung wirklich will und während sie sich zudem mit der Frage beschäftigt, ob es Maxon ist, dem ihr Herz gehört, oder ihre Jugendliebe Aspen, drohen Rebellenangriffe ihr alles zu nehmen, was sie liebt.

„If there’s one thing I’ve learned from being in the Selection, it’s that some girls have a frightening killer instinct. Don’t let the ball gowns fool you.”

Selten hat mich eine Reihe so gespalten zurückgelassen, habe ich mich so sehr über die nervige Protagonistin geärgert und gleichzeitig selten so ein Gefühlsauf und –ab erlebt wie in Elite. Hut ab für Kiera Cass, die mich im Laufe der Seiten so ziemlich jede Emotion hat durchlaufen lassen, die man sich vorstellen kann – von Wut über Americas Unschlüssigkeit, eine Hassliebe für Maxon bis hin zum Schwärmen über die süßen romantischen Stellen. Wo ich mich im ersten Band immer wieder über America aufgeregt und in meiner Rezension auch kaum ein gutes Haar an ihr gelassen habe, wird sie mir in Elite ein wenig sympathischer. Es ist zwar immer noch nervig, dass sie beide Männer hinhält und sich immer zu dem hingezogen fühlt, der sie gerade beachtet, aber ihre schreckliche Launenhaftigkeit lässt im zweiten Band glücklicherweise rapide nach und sie beginnt langsam zu begreifen, dass die Selection kein Spiel ist. Mit ihren stärker werdenden Gefühlen für Maxon wächst jedoch auch die Unsicherheit, ob sie wirklich dazu imstande ist, eine Prinzessin beziehungsweise einmal Königin zu sein. Es ist schön, America tatsächlich mal etwas weniger überheblich und nachdenklicher zu erleben, da sie mir mit ihrer überzogenen Art, wie sie jedem trotzen musste, selbst der Königsfamilie, ziemlich auf die Nerven gegangen ist. Genauso gut finde ich es, dass Maxon ihr endlich einmal die Stirn bietet und ihr zeigt, dass sie mit ihrem Verhalten nicht immer durchkommt und ihr Handeln Konsequenzen hat, denen sie sich auch stellen muss, denn Gefühle hin oder her, er hat sich ja wirklich alles von ihr gefallen lassen.

Die Dreiecksgeschichte spitzt sich in Elite mehr zu und America schwankt immer wieder zwischen dem Prinzen und ihrer Jugendliebe, lässt beide zappeln und kann sich nicht wirklich entscheiden. Spätestens hier konnte ich mich auch nicht dagegen wehren und musste mich einfach selbst für einen der beiden Männer entscheiden und bin absolut „Team Maxon“. Die beiden haben sehr viele romantische Momente zusammen, Maxon wird in Americas Gegenwart viel lockerer und obwohl Kiera Cass die Leser manchmal ganz schön an der Nase herumführt und uns Maxon auch mal als herzlosen, hinterhältigen Mistkerl präsentiert, sodass man das Gefühl hat, einem würde das Herz genau wie America brechen, erfährt man dann wieder Neues über ihn und man kann nicht umhin, ihn für seine Stärke und sein großes Herz zu lieben. Kiera Cass spielt immer wieder mit den Erwartungen und den Gefühlen der Leser und das kann sie wirklich grandios. Mehrmals habe ich mich in Gedanken von meinem „OTP“ verabschiedet, weil es den Anschein hatte, als hätten Maxon und America keine Chance und auch Maxon habe ich geliebt wie gehasst.

Das dystopische Element rückt im zweiten Teil von Selection auch endlich mehr in den Vordergrund: Rebellen dringen immer wieder in den Palast ein und während ihre Motive zwar unklar bleiben, verspricht eine kurze Begegnung zwischen America und einer Rebellin eine (Auf)Lösung des Konflikts im nächsten Teil, und auch die gesellschaftlichen Probleme und Missstände werden von America wahrgenommen und im Buch mehr angesprochen.

Gespickt mit dystopischen und romantischen Elementen, Intrigen, und realistisch gezeichneten Charakteren, die Stärken wie auch Schwächen haben, ist Elite eine schöne Liebesgeschichte, die den Leser durch ein großes Gefühlschaos führt.