Rezension

Ein gelungener Auftakt mit noch Luft nach oben

Silber - Das erste Buch der Träume
von Kerstin Gier

Liv Silber lebt mehr zwischen den Koffern als in einem richtigen zu Hause. Ihre Eltern sind getrennt, gemeinsam mit ihrer Schwester Mia ist sie zu einem Experten im Umziehen geworden. Nun ist das Ziel England, eine neue Umgebung, eine neue Schule, eigentlich nichts Ungewöhnliches für die beiden Mädchen. Diesmal aber bekommt Liv das Gefühl, das etwas anders ist. Sie beginnt von merkwürdigen Dingen zu träumen, weshalb halten fünf ihrer Mitschüler dort ein geheimnisvolles Ritual ab? Es vermischt sich Traum und Realität, für Liv kaum zu glauben. Doch einem Geheimnis konnte sie noch nie widerstehen...

Vorbemerkung
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An die "Edelsteinreihe" hatte ich mich recht spät herangetraut, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie wirklich so gut und unterhaltsam ist, wie alle behaupten. Als ich mich schließlich selbst davon überzeugen konnte, war mir klar, Kerstin Gier behalte ich im Auge. Deshalb war natürlich "Silber" ein must-read für mich, teils teils mit zufriedenem Ausgang.

Mein Eindruck
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Eine Sache haben Kerstin Giers Bücher immer gemeinsam, sie lassen sich flüssig und schnell lesen. Es sind Bücher, die man an einem Tag verschlingen kann. Das liegt an den leichtlebigen Charakteren (die Nanny Lottie ist einfach göttlich), den witzigen Dialogen und der überaus charmanten Erzählweise. Auch in "Silber" liest man sich schnell hinein, lässt sich von der Geschichte packen und fiebert mit Liv mit. Es beginnt mit einem eher typischen, Ich-bin-neu-an einer-Schule-Part. Hier gibt es wieder die allseits bekannten beliebten Gruppen und den "Who is Who" des Schultratschs. An sich interessant fand ich die Idee, einen Gossip-Blog einzuführen, der zwischen den Kapiteln über den Klatsch und Tratsch der Schule berichtet. Nur habe ich mich da zu sehr an Gossip Girl erinnert gefühlt. Vor allem mit den Anspielungen auf die geheime Identität der Bloggerin. Im ersten Band führt das noch ziemlich ins Leere, mal sehen, ob dieser Blog in den Folgebänden noch an Bedeutung gewinnt.

Gut fand ich, dass recht schnell die Träume und fantastischen Elemente der Geschichte in den Mittelpunkt rücken. Frau Gier hält sich (meistens) nicht länger als nötig mit den Sorgen und Nöten eines Teenager an einer High Society Schule auf. In wenigen Momenten waren mir die Teenagerplaudereien dann doch etwas zu dick aufgetragen und anstrengend. Glücklicherweise liegt aber der Fokus eher auf Livs Träumen und den Auswirkungen auf die Realität. Liv als Hauptfigur wirkt dabei sehr lebhaft und sympathisch. Ihre Neugier ist schier grenzenlos, auf Biegen und Brechen will sie herausfinden, was es mit den Träumen und Ritualen auf sich hat. Manchmal hat sie ihrem Alter entsprechend, ihre naiven und kindischen Momente. In anderen Situationen ist sie dagegen sehr scharfsinnig und geht überlegt vor. Mir hat es gefallen, dass sie den Fantasypart selbst sehr kritisch wahrnimmt und stets hinterfragt. Sie glaubt nur das, was sie tatsächlich sehen kann und verschließt sich vor dem Aberglauben ihrer Mitschüler. Leider bleiben auch zum Ende hin noch viele Unklarheiten bestehen, dem Leser wird nur wenig verraten und eher auf die Folgebände verwiesen.

Es gibt auch eine kleine zarte Liebesgeschichte, die mir richtig gut gefallen hat. Liv lernt ihren Loveinterest nämlich erst so richtig in ihren Träumen kennen. Sprichwörtlich ist er, der Mann ihrer Träume :) Hier gibt es keine Dreiecksbeziehung, keine unglaubwürdige Liebe auf den ersten Blick, sondern eine Beziehung, die sich entwickelt. Sehr schön!

Am meisten hat mich leider gestört, dass die Wendungen zum Ende hin, (mich) nicht wirklich überzeugen konnten. Eigentlich plätscherte die Geschichte unterhaltsam vor sich hin, bis sich auf einmal, wie aus dem Nichts, eine große Bedrohung offenbart. Da hätte ich mir mehr Hintergründe und einen logischeren, nachvollziehbareren Spannungsaufbau gewünscht. Alles in allem hat sich das Buch dann doch mehr wie eine Einführung, als eine eigenständige Geschichte gelesen.

Fazit
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"Silber" ist ein gelungenes Jugendbuch, mit lebendigen und charmanten Charakteren. Kerstin Gier kann flüssig und fesselnd schreiben, ihre Geschichten sprühen nur so vor Leben. Manchmal wurde für meinen Geschmack jedoch ein wenig zu dick aufgetragen, die Teenagerplaudereien können anstrengend werden. Die Idee der Träume dagegen, mit ihren Auswirkungen auf die Wirklichkeit, hat mir gut gefallen und bildet den Schwerpunkt der Geschichte. Nicht so gelungen war leider der Handlungsverlauf zum Ende hin. Das sollte wohl überraschen, hat mich aber nicht unbedingt vom Hocker gerissen. Letztendlich bleiben noch viele Fragen unbeantwortet, dann bin ich mal gespannt auf die Folgebände!