Rezension

Ein gelungener Einstieg, aber schwächelndes Ende

Percy Jackson 01. Diebe im Olymp - Rick Riordan

Percy Jackson 01. Diebe im Olymp
von Rick Riordan

Percy wird als ungewöhnlicher Junge eingeführt, den seltsame Vorfälle magisch anzuziehen scheinen, sodass er weder bei seinen Mitschülern, noch bei seinen Lehrern sonderlich beliebt ist. Trotzdem ist er ein treuer und verlässlicher Freund, denn er verteidigt immer seinen schüchternen Kumpel Grover und macht sich Sorgen, was aus ihm wird, wenn er wieder von der Schule fliegt. Das Herausstellen von Percys positiven Eigenschaften zu Beginn haben mir sehr gut gefallen und ihn sofort als sympathischen Helden der Geschichte stigmatisiert. Percy handelt mutig und besonnen und ist in der Lage, bei Angriffen von bösartigen Kreaturen instinktiv das Richtige zu tun.

Mir wurde plötzlich eiskalt. Ich hatte das Gefühl, dass irgendwer – irgendwas – nach mir Ausschau hielt und vielleicht gerade die Treppe hochkam und dabei lange, entsetzliche Krallen ausfuhr. (S. 44)

Nach dem Verlust seiner Mutter, findet sich Percy schon nach kurzer Zeit problemlos in die neue Welt der Götter und Halbgötter ein. An dem Punkt der Geschichte war ich zum ersten Mal enttäuscht von der rasanten Erzählweise Riordans, die mir zu Beginn eigentlich ganz gut gefallen hat. Percy nimmt die Veränderung in seinem Leben widerstandslos an und lässt sein altes Leben unmittelbar hinter sich. Die Trauer um die Mutter wird dabei vollkommen ausgelassen, was ich ziemlich irritierend fand und Percy egoistisch und gefühlskalt erscheinen lässt. Für ihn zählen nur noch die anderen Camp-Bewohner und das Training, seine Mutter und sein altes Leben sind vergessen.

Ich gewöhnte mich an den Morgendunst über dem Strand, an den Geruch der Erdbeerfelder an heißen Nachmittagen und sogar an die seltsamen nächtlichen Geräusche der Ungeheuer im Wald. (S. 132)

Abgesehen davon fand ich Percys Aufenthalt im Camp, aufgrund des detailliert beschriebenen Settings, sehr aufregend: Das Camp ist als eine Art Trainings-Parcours für Halbgötter angelegt, in dem Wälder, Kletterfelsen, Lava und Kampfplätze fester Bestandteil sind. Besonders gut hat mir die Idee gefallen, die Camp-Bewohner nach ihren jeweiligen Gottvätern in Häuser einzuteilen, die dann entweder freundschaftliche Bande pflegen oder verfeindet sind, je nachdem, wie gut sich ihre Väter verstehen. Während Percys Aufenthalt im Camp und auch danach ist die griechische Mythologie und die Geschichte der Götter des Olymps immer wieder Thema. Da ich griechische Sagen kaum kenne, waren die Episoden sehr lehrreich und auch das Glossar am Ende des Buches gibt einen guten Überblick über alle Götternamen, mythische Wesen und Ortschaften.

„Wenn du ein Gott wärst, wie würde es dir dann gefallen, als Mythos bezeichnet zu werden, als alte Geschichte, mit der Gewitter erklärt werden sollen?“ (S.86)

Leider konnte ich aber der Geschichte ungefähr ab der Hälfte des Romans nicht mehr richtig folgen. Von dem Moment des Aufbruchs aus dem Camp an, geraten die Freunde von einer gefährlichen Situation in die nächste und nahezu jede ist für den Leser vorhersehbar. Mehr und mehr habe ich mich über die Naivität von Percy, Annabeth und Grover geärgert, die den bösartigen Kreaturen, die ihren Weg kreuzen, jedesmal aufs Neue vertrauen und damit blind in ihr Verderben stolpern. Ein Lernprozess oder eine Entwicklung der Figuren konnte ich in der gesamten Geschichte kaum erkennen.

Fazit & Bewertung

„Percy Jackson – Die Diebe im Olymp“ ist eine Fantasy-Geschichte die sehr gelungen beginnt, denn sie verspricht ein rasantes Abenteuer, einen Wettlauf gegen die Zeit und gleichzeitig eine Reise zurück in die Zeit der Götter, Sagen und Mythen. Viele der dramatischen Szenen aber waren vorhersehbar und zu rasch hintereinander, als dass sie noch hätten überraschend wirken können. Die Handlung konnte mich deswegen ab der Hälfte des Romans kaum mehr mitreißen, sodass ich die weiteren Bände der Reihe wohl nicht lesen werde.