Rezension

Ein gelungener Scandi-Krimi

Dunkelsommer - Stina Jackson

Dunkelsommer
von Stina Jackson

Bewertet mit 4 Sternen

Die innere Getriebenheit von Lelle, der Hauptfigur, treibt auch gleichermaßen die Handlung gekonnt voran. Nacht für Nacht streift er umher, um seine geliebte Tochter wiederzufinden. Hoffen, bangen, Gedankenfetzen an die gemeinsame Zeit. Nach dem mysteriösen Verschwinden sind nur Leid und Unruhe zurück geblieben.

Der Schreibstil – persönlich, mitunter tief in der menschlichen Seele schürfend, hält den Leser stets auf der Höhe des Geschehens. Und so durchlebt er auch gemeinsam mit Lelle manch seelische Abgründe und gefährlich anmutende Situationen. Er kann nicht anders. Er wird so lange weiter machen, bis er seine Tochter wieder gefunden hat. Man bekommt eine wirkliche Ahnung davon, wie sich das anfühlen muss und durch die Realitätsnähe vor allem, dass es sich um mehr handeln könnte, als nur einen Krimi. Spannend und ergreifend zugleich.

Ein zweiter Handlungsstrang umschlingt die Haupthandlung und verfließt allmählich mit ihr. Meja, aus schwierigen familiären Verhältnissen stammend, verschwindet ebenfalls auf unerklärliche Weise. Lelle kannte das Mädchen aus der Schule und so lässt ihn auch ihr ungewisses Schicksal nicht kalt. Beim Heranführen des Lesers an diese zusätzlich einsetzende Handlung konnte die Autorin den Spannungsbogen nicht immer aufrecht halten.

Nur von außen her betrachtet, passiert bewegungstechnisch daher nicht so viel, wie man vom Klappentext her vielleicht erwarten mag. Die „Action“ spielt sich vielmehr im Inneren der Handelnden ab. Vermeintliche Schuld, Gewissensbisse, Ohnmacht und Ungewissheit sind starke Triebfedern, die einen Menschen zu Unvorhersehbarem bringen können. Die Tragik des ganzen ist ebenso präsent wie Schnee, Kälte und die tiefen Wälder Schwedens. Düster und beklemmend. Ein Krimi, weniger Thriller, der unter die Haut geht.