Ein gelungener Wirtschaftskrimi
Ulrich Wickert ist uns vor allem als Moderator aus den Tagesthemen bekannt. Mit dem Buch „Der nützliche Freund“ schreibt er die Reihe um den französischen Untersuchungsrichter Jacques Ricou weiter.
Eins merkt man diesem Buch sofort an: Wickert ist ein Kenner Frankreichs und weiß, wovon er redet. Detailliert beschreibt er die Landschaft Paris mit seinen Restaurants und den verwinkelten Gassen. Beim Lesen hat man die ganze Zeit das Gefühl das typische französische Flair einzuatmen und wenn man sich noch einen Milchkaffe gönnt, ist die Illusion von Paris komplett.
Die Journalistin Margaux will eine Reportage über Wirtschaftskorruption schreiben. Gerade als sie ihren Informanten interviewt, klingelt es an der Tür und sie wird von ihrem Informanten gebeten in sein Schlafzimmer zu gehen. Das nächste, was passiert, ist, dass ihr Informant zerschmettert auf dem Bürgersteig liegt und sie niedergeschlagen auf dem Balkon. Das ruft Jacques Ricou und seinen Freund den Polizisten Jean Mahon auf den Plan. Sie beginnen zu ermitteln und kommen einer der größten Wirtschaftkorruptionen auf die Spur.
Wickert hat keinen reißerischen Krimi geschrieben, aber einen soliden, der auch ohne große Spezialeffekte durchaus auskommt. Der Krimi lebt von seinen Charakteren und von den Beschreibungen der Umstände. Ein durchaus interessantes Buch, was die Leuna-Affäre aufgreift und eine mögliche Erklärung des Skandals aufzeigt. Die Charaktere sind alle interessant beschrieben und zeigen viele verschiedene Facetten auf. Was ein bisschen schade ist, ist, dass die Journalistin Margaux ab der Hälfte des Buches in der Versenkung verschwindet und nicht mehr auftaucht. Man hätte doch gerne erfahren, wie sich ihr Verhältnis zu Ricou weiterentwickelt oder welche Differenzen es gegeben hätten.
Fazit
Ein gelungener Wirtschaftskrimi, der sich leicht lesen lässt, aber auch selber immer wieder zum Denken anregt. Interessante Persönlichkeiten und ein angenehmer Schreibstil machen dieses Buch durchaus lesenswert.