Rezension

EIn gelungenes Buch, mit zu langem Prolog

Das Mädchen mit dem Stahlkorsett
von Kady Cross

Auch wenn ich nach den ersten Seiten daran gezweifelt hatte, hinterließ das Buch schließlich doch einen sehr guten Eindruck bei mir.

Cover:
Das Cover ist typisch „Steam punk“. Es zeigt ein ernst schauendes Mädchen, in einer schwarzen Lederjacke. Man erkennt ein Korsett aus Stahl an ihrem Ausschnitt und auch an ihrem Arm befindet sich eine metallverstärkte Manschette. Man sieht Zahnräder und Schrauben. Das Mädchen wirkt misstrauisch und verschlossen und spiegelt die Protagonistin des Buchs gut wieder. Ich persönlich mag das Cover sehr. Es passt zur Geschichte und hat etwas ganz besonderes an sich.

Darum geht es:
Finley Jayne ist kein gewöhnliches Mädchen. In ihrer Brust schlummern zwei Menschen, die ihr das Leben nicht gerade einfach machen. Ihr dunkle Seite übermannt sie, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlt oder Angst hat. Hat sie erst einmal die Oberhand gewonnen, dann kann Finley sich selbst nicht mehr kontrollieren. Dann ist sie stärke als jeder andere Mensch und tollkühner, als es für normale Menschen gesund wäre. Für Finley grenzt dieser Zustand an einen Fluch. Sie verliert eine Arbeitsstelle nach der anderen und kann nie lange an einem Ort bleiben. Als sie wieder einmal aus einem Haus flieht rennt sie direkt vor eine Kutsche und gelangt so in das Haus von Griffin. Dieser will sie eigentlich nur gesund pflegen, erkennt aber schnell, dass Finley kein normales Mädchen ist. Die Begegnung mit Griffin verändert ihr Leben komplett. Sie findet in den Menschen in diesem Haus richtige Freunde und außerdem helfen sie ihr zu verstehen, was mit ihr wirklich los ist. Als immer Automaten auf Menschen los gehen, vermuten die Freunde eine
Verschwörung und um deren Ursache zu besiegen, brauchen sie Finleys Hilfe...

Die Autorin:
Kady Cross ist das Synonym der amerikanischen Autorin Kathryn Smith, von der auch „Die Schattenritter“-Reihe stammt. Sie lebt mit ihren Katzen und ihrem Ehemann in Connecticut, singt in eine Rockband und liebt es, Makeup-Tutorials auf Youtube an zu sehen.Wenn sie Zeit hat stellt sie manchmal sogar ihre eigene Schminke her.

Meine Meinung:
Auch wenn ich nach den ersten Seiten daran gezweifelt hatte, hinterließ das Buch schließlich doch einen sehr guten Eindruck bei mir. Gerade am Anfang zieht sich die Geschichte sehr. Das liegt vor allem an dem „Exklusiven Bonusmaterial“, in dem etwas über Finleys Vorgeschichte erzählt wird. Ich weiß nicht genau ob dieser Teil auch in der gebundenen Ausgabe enthalten ist, aber meiner Meinung nach wäre die Geschichte ohne dem 100 Seiten umfassenden Prolog um einiges besser. Man gewinnt zwar einen genaueren Eindruck von Finleys Leben und ihrer Persönlichkeit, zur eigentlichen Geschichte trägt dies jedoch nichts bei. Ab Kapitel 1 wurde das Buch dann immer besser. Die eigentliche Geschichte ist sehr spannend und vielseitig. Es gibt sehr viele interessante und gut ausgearbeitete Charaktere. So gut wie jeder in diesem Buch hat besondere Fähigkeiten oder irgendeine spezielle Eigenschaft. Vor allem die Protagonistin Finley Jayne wurde mir sehr schnell sympathisch.
Finley ist ein sehr komplexer und vielseitiger Charakter. Im einen Moment ist sie schüchtern und verletzlich und im nächsten kommt wieder diese dunkle Seite in ihr zum Vorschein. Die Seite, die sie Männer, so breit wie Schränke, durch die Luft schleudern und ohne die geringste Angst in das gefährlichste Viertel der Stadt spazieren lässt. Sie ist fast wie Mr. Jackel und Mr. Hide. Ein sehr interessanter Punkt war auch immer die Frage, was genau mit ihr nicht stimmt und die Antwort darauf fand ich wirklich überzeugend.
Ein anderer interessanter Charakter wäre Griffin. Griffin hat seine Eltern sehr früh verloren und ist der festen Überzeugung, dass sie damals ermordet wurden. Seine Eltern waren an der Reise zum Mittelpunkt der Erde beteiligt und haben ein bestimmtes Organell gefunden, welches faszinierende Eigenschaften vorweist. Diese Organellen spielen in seinem Haus eine wichtige Rolle. Griffin hat sehr viel Einfluss in der Gesellschaft, kennt sogar die Queen persönlich und muss sich über Geld keine Sorgen machen. Er ist ein guter Mensch, der gerne hilft und für Verbrecher nicht viel übrig hat. Außerdem hat er sehr viel für Finley übrig. Ich mochte ihn sehr und vor allem seine Beziehung zu ihr fand ich unheimlich nachvollziehbar.
Sam ist Griffins bester Freund und schon sehr lange in Emily verliebt. Er wurde einmal beinahe von einem Automaten getötet und hat seitdem panische Angst vor Robotern. Er ist sehr misstrauisch und vor allem Finley hat bei ihm keinen guten Stand. Er hält sie für gefährlich und böse und verliert dabei oft selbst mal die Kontrolle. Auch wenn er oft kalt und abweisend wirkt ist er eigentlich ein guter Kerl. Ich mochte ihn aber trotzdem nicht wirklich. Er war mir zu verurteilend.
Emiliy wurde schnell zu meinem Lieblingscharakter. Sie ist Irin und sehr klein und zierlich. Besonders mädchenhaft wirkt sie auf den ersten Blick jedoch nicht. Sie trägt ausschließlich Hosen und kennt sich unheimlich gut mit Maschinen und Automaten aus. Sie ist sehr intelligent und zielstrebig. (Okay, das klingt jetzt wie „Sie ist nicht mädchenhaft, weil sie schlau ist“. Ihr wisst aber dass ich das nicht meine oder?) Sie wird Finley eine gute Freundin und ist die Sorte Mensch, die man sofort gern haben muss. Ja, Emiliy ist toll. Ich finde sie auch einfach sehr ungewöhnlich. Ein Charakter wie sie ist mir zuvor noch nie begegnet.
Es gibt noch sehr viele andere interessante Charaktere, aber ich schließe das Thema jetzt einfach mal mit Jack Dandy ab. Jack ist ein Stadtbekannter Gangsterboss, der hinter so gut wie allen kriminellen Machenschaften der Gegend steckt, oder zumindest die Täter kennt. Trotzdem ist er ein Gentleman und weiß, wie man mit Frauen um zugehen hat. Er kommt Finley oft zur Hilfe. Gerade ihre dunkle Seite fühlt sich von diesem geheimnisvollen Mann sehr angezogen.
Die ganze Geschichte zählt wohl noch zu „Steampunk“. Sie spielt in der viktorianischen Zeit, mit all ihren tollen Seiten: Bälle, wunderschöne Kleider und ähnliches. Trotzdem wurde die Zeit verändert. Die meisten Kutschen werden von Maschinen angetrieben, es gibt Automaten, die Aufgaben wie „Kellnern“ oder „Putzen“ erledigen und auch Menschen besitzen mechanische Prothesen. Ich habe es genossen über diese Zeit zu lesen. Die Geschichte ist spannend, mitreißend und sehr umfangreich. Die Personen sind allesamt sehr gut gezeichnet und der Schreibstil ist wirklich schön zu lesen. Ich habe etwas vergleichbares noch nie gelesen und fand es wirklich gut. Deshalb gebe ich insgesamt 4 von 5 Punkten. Den einen Punkt muss ich leider für den extrem langen Prolog abziehen.