Rezension

Ein gelungenes Debüt

Broken Dolls - Er tötet ihre Seelen
von James Carol

Bewertet mit 4.5 Sternen

Jefferson Winter ist kein normaler Profiler: da sein Vater ein bekannter Serienmörder ist, scheint es ihm nahezu problemlos zu gelingen, sich in die Lage eines solchen zu versetzen, was ihm immer wieder bei der Lösung von Fällen löst. Dennoch hat das Ganze einen bitteren Beigeschmack, weil er selbst immer befürchtet, das "Potenzial" seines Vaters auf zerstörerische Art und Weise in sich zu tragen.
Bei seinem ersten Fall für den Leser muss er versuchen, den Täter schnell zu stoppen, da dieser bereits vier Frauen aufgrund einer Lobotomie lebensunfähig machte. Das bedeutet, dass diese zwar noch leben, aber nur noch vor sich hinvegetieren, da an ihrem Gehirn irreparable Schäden entstanden sind. Und die Zeit drängt, denn der Täter hat bereits das fünfte Opfer in seiner Gewalt...

Ich habe ehrlich gesagt nicht sonderlich viel von diesem Buch erwartet, da ich den zweiten Teil von Jefferson Winter zuvor gelesen hatte und nicht sonderlich begeistert war. Ich musste mich schon beinahe zwingen, dieses nicht abzubrechen. Da "Broken Dolls" aber auf meinem SuB bereits lag, habe ich mich dann doch an dieses herangewagt und wurde eines Besseren belehrt!

Der Fall nimmt sofort ordentlich an Fahrt auf und fesselt einen an das Geschehen. Der Täter geht perfide vor und man kann die Angst der Opfer deutlich spüren. Es gibt hier nämlich zwei Erzählstränge: einmal die Ich-Perspektive, die aus der Sicht von Jefferson Winter ist, und dann die, in der das Vorgehen des Täters beschrieben wird. Hierbei fühlt man sich sehr in die Haut des Opfers versetzt, weshalb einem immer wieder ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Die Szenen sind schaurig geschildert, aber auch nicht übertrieben ausgeschlachtet. Hier hat es der Autor echt geschafft, weder zu über- noch zu untertreiben.

Winter war mir hier zunächst überhaupt nicht unsympathisch, weil man ihn auch recht gut kennen lernt. Seine Hochnäsigkeit und Überheblichkeit ging mir im zweiten Band extrem auf die Nerven. Leider muss ich gestehen, dass das hier auch wieder so war, auch wenn es ein schleichender Prozess war. Nur konnte ich über sein Handeln manchmal nur den Kopf schütteln, weil ich es so unrealistisch empfand. Meiner Meinung nach hatte er oft auch einfach zu viel Glück. Das verpasste dem Lesegenuss dann hin und wieder schon einen kleinen Dämpfer, war aber insgesamt auszuhalten.

Die Spannung bleibt allerdings konstant erhalten, was nicht zuletzt an den wechselnden Perspektiven liegt. Da der Täter so unberechenbar ist, kann man sich gar nicht so recht darauf gefasst machen, was einen als Nächstes erwarten wird. Zudem gibt es immer wieder gute Überraschungsmomente, die dem Ganzen das gewisse Etwas geben.

Gerade der Hintergrund, warum und wie der Täter vorgeht, konnte mich sehr überzeugen, weil das Ganze so auch eine gewisse Tiefsinnigkeit enthielt.
Glücklicherweise sind nicht alle Figuren total unsympathisch, sodass ich mich mit der weiblichen Ermittlerin Templeton sehr gut anfreunden konnte. Gerade ihr Umgang mit Winter gefiel mir sehr gut, weil dieser auch seine menschliche Seite betonte und ihn nicht so unnahbar machte auf unsympathische Art und Weise.

Insgesamt konnte mich das Buch in seinen Bann ziehen und mich auch auf eine, zum Glück überholte, Heilungsmethode für viele Krankheiten aufmerksam machen. Die Spannung war konstant erhalten, auch wenn das Ende ein paar kleine Macken hatte. Auch die Tatsache, dass ich mit dem Ermittler Winter nicht so warm wurde, hat mich alles in allem nur ein wenig gestört, weshalb ich dieses Buch auf jeden Fall weiterempfehlen würde!