Rezension

Ein gelungenes Debüt über die Schicksale jemenitischer Frauen. Spannend und facettenreich.

Felsenmond - Jasmin Adam

Felsenmond
von Jasmin Adam

Bewertet mit 5 Sternen

Dies ist die Geschichte von fünf jemenitischen jungen Frauen, die ihren Weg durchs Leben suchen. Sie ist geprägt von ihrem Glauben, von ihren Traditionen und ihren Emotionen. 

Latifa wird gegen ihren Willen verheiratet, Hanna geht freiwillig die Ehe als Zweitfrau mit einem Saudi ein und Aisha leidet unter ihrer herrischen Schwiegermutter. Sausans Kontakt zu einem Kommilitonen wird von ihrem Bruder entdeckt und sie muss ihr Studium abbrechen. Malika hingegen, versucht gegen die vorherrschende Korruption anzugehen und schreibt Artikel, die ihr fast zum Verhängnis werden.

Meine Meinung:

Dieses Debüt habe ich wirklich sehr gern gelesen. Der Schreibstil ist sehr angenehm, detailreich und immer wieder bezaubernd maßvoll poetisch. Ganz besonders hervorzuheben ist die Authentizität mit der Jasmin Adam schreibt und erzählt. Ich habe das Gefühl mitten in der Geschichte zu sein. Ich kann den Staub der Wüste sehen, das leckere Essen riechen und möchte manch eine Träne trockenen, so tief bin ich in die Geschichte eingetaucht.

Die Handlung ist ansprechend, sehr facettenreich und für mich persönlich auch sehr lehrreich. Lehrreich, da ich mein Wissen über die arabischen Kulturen und ihrem Glauben erweitern konnte. 

Die Protagonistinnen, die maßgeblich die Geschichte gestalten, sind auf der Suche nach ihrem eigenen Ich, soweit ihre Kultur und ihr Glaube das zulassen. Die Konflikte, die das Leben der jungen Frauen unweigerlich begleiten, sprechen oftmals gegen unseren westlichen Verstand und so löst dieses Buch viele Emotionen aus. Am grausamsten erscheint es mir, wenn ein Mensch liebt und nicht lieben darf, daran könnte ich verzweifeln.

Wie stark diese religiöse Erziehung ist und wie folgsam die Menschen sind, können wir Christen überhaupt kaum nachempfinden und doch zeigt diese Geschichte, dass das Gottvertrauen auch unglaublich stärken und trösten kann und vieles dadurch leichter und angenehm geregelter erscheint. 

Die Charaktere der jungen Frauen sind sehr fein gezeichnet und meine Sympathien und mein Verständnis für sie ist groß. Zahlreiche männliche Charaktere spiegeln mir überwiegend Herrschsucht, Unterdrückung und Kontrollzwang wieder. Aber auch manch ein weiblicher Charakter schockt mich, wenn ich lese das eigene Töchter herzlos und emotionslos, fast wie ein Gegenstand einher getrieben werden und Ansehen wertbehafteter betrachtet wird, als die Liebe zum eigen Fleisch und Blut.

Hin und wieder überrascht mich ein männlicher Charakter angenehm, denn meine Erwartungshaltung wird nicht bedient, als Männer in dieser Geschichte tolerieren, bestärken und akzeptieren, was vor einigen Jahren noch unmöglich gewesen wäre. So erkenne ich eine feine Verwandlung der arabischen Welt und ich erfreue mich daran, denn ein jeder Mensch hat Frieden und ein selbstbestimmtes Leben verdient.

Die Spannung in der Geschichte treibt mich durch die Seiten. Auch der Aufbau der Kapitel spricht mich sehr an. Alle aufgekommenen Fragen werden mir klar beantwortet und ich kann es kaum noch abwarten, einen neuen Roman der Autorin lesen zu dürfen.

Mein Fazit:

Meine absolute Empfehlung für alle die einen Blick in die jemenitische Kultur mit deren Glauben werfen möchten.