Rezension

Ein gelungenes Fantasy-Abenteuer wie im Rollenspiel

Die Karte der Welt - Royce Buckingham

Die Karte der Welt
von Royce Buckingham

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe von Royce Buckingham bereits Dämliche Dämonen gelesen. Das Buch ist mir in Erinnerung geblieben, als eines das mir nicht so recht gefallen hat, war es eher humoristische Fantasy. Als Buckingham nun mit Die Karte der Welt einen High-Fantasy-Roman geschrieben hat, der ebenso vielversprechend klang, wie das Cover hübsch ist, musste ich dieses Buch einfach lesen und dem Autoren noch eine Chance geben.
Die Idee, die sich hinter diesem Buch verbirgt ist weder bahnbrechend, noch neu, doch die Umsetzung stimmt. Das Buch lässt sich wunderbar einfach lesen und die Geschichte hat aufgrund der Länge auch ausreichend Raum zur Entfaltung. Beim Lesen kam ich mir manchmal so vor, als würde ich gerade bei einem Fantasy-Pen-and-Paper-Rollenspiel mitmachen, war die Geschichte doch ähnlich aufgebaut, wie ein solches Abenteuer. Eine Gruppe Abenteurer aller möglichen Rassen und Klassen machen sich gemeinsam auf den Weg eine Aufgabe zu erfüllen, nämlich den Rand des Landes Abogran zu kartographieren. Dabei ergibt es etwas völlig Neues, denn durch Wex’ Fähigkeiten verschiebt sich der Schleier und damit die Grenze, welche nun erkundet werden will. Dabei entstehen neue Schwierigkeiten, die bewältig werden wollen, bevor man wieder nach Hause kann, um die Belohnung abzuholen. Sehr klassisch, sehr spannend und unterhaltsam. Der Schreibstil tat sein Übriges dazu bei, dass sich das Buch sehr einfach lesen ließ. Ich habe mich sogar ein paar Mal dabei erwischt, dass ich zwischendurch an die Helden der Geschichte denken musste, so unter dem Motto “Wie es da jetzt wohl weitergeht?”. Normalerweise habe ich solche Momente eher selten.
Dennoch gab es bei diesem Buch drei Dinge, dir mir nicht so gefallen haben. Als erstes sei genannt, dass die Charaktere trotz aller Ausführlichkeit und Atmosphäre zu oberflächlich geblieben sind. Die Tiefe hat trotz durchaus vorhandener Sympathie einfach gefehlt. Dies ist vor allem beim Hauptcharakter Wex sehr schade, doch er blieb mir einfach zu undurchsichtig. Dies kann ich vor allem an einem Punkt festmachen, was im Grunde auch gleichzeitig mein zweiter Kritikpunkt ist: Wex komisches Liebesleben. Nicht, dass er wirklich eines hätte, aber er kann sich einfach nicht wirklich entscheiden, welche von zwei Frauen er nun lieber mag. Mal ist es die, dann die andere, dabei ist er in einem Alter, da muss man solche Dinge nicht mehr so kindisch sehen, sondern einfach mal seinen Gefühlen trauen, doch dafür hatte Wex vom Autor einfach nicht ausreichend Spielraum zugeschrieben bekommen. So wirkte er einfach unreif, weil keine klare Tendenz zu erkennen war.
Der letzte Punkt, der mir nicht gefallen hat, war die Spannungskurve. Während des Buches musste sich die Gruppe oft aus einer brenzligen Situation befreien, oder ein Scharmützel überstehen, das führte zu verteilten Spannungspunkten im Buch, was mir eigentlich gut gefallen hat, da es im Rollenspiel auch so ist. Nur kam mir das Finale irgendwie zu spät – jetzt nicht zeitlich gesehen, so ein Finale gehört schon ans Ende – denn es hätte meiner Meinung nach mehr gewirkt, wäre es noch hinter der Grenze zur letzten Schlacht gekommen. So hatte ich eher das Gefühl, alles neigt sich dem Ende zu, weil alles gut ist und dann kommt der finale Schlag. Das passte mir gar nicht und ich habe mich dabei erwischt, dass ich das Finale eher überflog, weil ich von der Stimmung her schon durch war mit dem Buch. Das war für mein Empfinden gar kein gutes Ende für das Buch, doch das ist wirklich ein sehr subjektiver Eindruck. Manch anderem wäre es vielleicht gar nicht aufgefallen.

Fazit: Die Karte der Welt ist ein gut geschriebenes Buch mit vielen kleinen Spannungspunkten, dass mich sehr an ein Fantasy-Pen-and-Paper-Rollenspiel erinnert hat, was ich persönlich sehr mag. So ließ es sich prima lesen. Auch haben mich die Figuren und die Geschichte so mitgenommen, dass ich oft an das Buch denken musste. Dennoch gab es Dinge, die ich kritisieren musste, so z. B., trotz der Tatsache, dass ich mitgerissen wurde, die Oberflächlichkeit der Charaktere. Das hält mich aber nicht davon ab, eine mögliche Fortsetzung sehr gern lesen zu wollen.