Rezension

Ein genial konstruiertes, düsteres Buch

Broken Empire 1: Prinz der Dunkelheit - Mark Lawrence

Broken Empire 1: Prinz der Dunkelheit
von Mark Lawrence

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch ist wirklich dunkel. Daher ist der deutsche Titel auch gut gewählt, denn Jorg ist wirklich ein Prinz der Dunkelheit. Die Erlebnisse in seiner Vergangenheit haben seine Seele so vergiftet, dass er die Zuneigung zu einem hübschen Mädchen als Schwäche empfindet und seine Seele daraufhin mit Mordgelüsten reagiert. Zu Beginn war ich etwas geschockt angesichts der Brutalität und der skrupellosen Denkweise des 14-jährigen Jorg. Ich fand es gar bizarr und hatte erst nicht recht Lust weiter zu lesen, doch das Durchhalten wurde belohnt – am Ende konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Der Prinz der Dunkelheit ist ein wirklich genial konstruiertes Buch. Der Leser ist erst irritiert, wie konnte aus dem Jungen ein solches Monster werden? Doch durch geschickt eingesetzte Rückblenden wird sein Leben etwas verständlicher und gegen Ende bekommt sein Handeln gar noch mehr Sinn. Lawrence lässt Jorg das Buch erzählen. Er berichtet aus einer dem Leser noch fernen Zukunft und reflektiert dabei einige Szenen und teilt dem Leser seine damaligen Gedanken mit. Der Schluss fügt das Buch zu einem wirklich genialen Gesamtkonstrukt zusammen. Ich denke gerade die Ich-Perspektive ist hier ein Grund, wieso das Buch so brutal und grausam erscheint und daher ein wirklich gut gewähltes und sehr passendes Stilmittel.
Es war wieder einmal erfrischend ein abgeschlossenes Buch zu lesen. Das Buch hat einen in sich schlüssigen und das Buch wirklich abschließenden Schluss. Dennoch bleiben einige Dinge recht ungeklärt, wie z. B. die Mächte die im Klappentext bereits angedeutet werden und einige Gegner ziehen noch immer unbemerkt die Strippen. Auch sind noch nicht all seine hochgesteckten Ziele erfüllt. Damit bietet dieses Buch ausreichend Potential für eine Fortsetzung. So ist es für mich auch nicht verwunderlich, dass das Buch vom Autor als eine Trilogie angelegt wurde. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Interessant ist auch die Welt, in der Der Prinz der Dunkelheit spielt. Ich fand es sehr schade, dass keine Karte der Welt abgedruckt ist. Dennoch gibt der Autor im Text viele Hinweise, dass sich Jorgs Welt nicht großartig von unserer unterscheidet: Einer in seiner Bande ist ein Nubier, die Religion kennt Jesus und Maria und auch dort haben Römer einst wichtige Straßen gebaut. Ich fand es regelrecht spannend mir über die Zusammenhänge Gedanken zu machen.
Dennoch habe ich irgendwie den Eindruck, dass dem Buch irgendetwas fehlt. Es ist nicht die Tiefe, denn die wird durch die Gedanken des Prinzen erzeugt. Dennoch hätte ich mir so manche Stelle irgendwie langsamer gewünscht. Die Handlung hetzt zwar nicht von einem Ort zum anderen, das Tempo ist aber dennoch recht hoch und einiges geht zu schnell. Das mag an der im Vergleich zu manch anderem Fanasy-Werk geringen Seitenzahl (380) liegen. Ein bisschen mehr Ausführlichkeit und an manchen Stellen einen Gang herunter schalten und dann läge hier ein wirklich geniales – wenn auch grausames – Fantasybuch vor.

Fazit: Jorg ist ein grausamer, skrupelloser, 14-jähirger Prinz der Dunkelheit. Das Buch ist wirklich sehr gut konstruiert und die Ich-Perspektive setzt die Handlung gut in Szene. Nach einer anfänglichen Gewöhnungsphase konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen und ich bin gespannt, wie es mit Jorg, seinen hochgesteckten Plänen und den Strippenziehern weitergeht.