Rezension

Ein genialer und unglaublich spannender, actiongeladener Wissenschaftsthriller

Extinction - Kazuaki Takano

Extinction
von Kazuaki Takano

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Im tropischen Regenwald der Demokratischen Republik Kongo ist eine neue Lebensform in Erscheinung getreten. Sollte sie sich ausbreiten, stellt die Lebensform eine Bedrohung nicht nur für die Vereinigten Staaten dar, sondern kann zur Ausrottung der gesamten Menschheit führen."
(Auszug aus dem Bericht des NSA, Seite 8).
Um diese Bedrohung zu sondieren und auszuschalten wird Jonathan "Hawk" Yeager, ein ehemaliger Green Beret bei den Special Forces, mit einem Team in den Kongo gesandt. Der Auftrag ist streng geheim, ein sogenannter "Schmutziger Auftrag", der mit viel Geld bezahlt wird, doch Yeager hat keine Wahl, denn er braucht das Geld dringend, um die medizinische Behandlung seines Sohnes zu finanzieren. Vor Ort stellt sich die Mission jedoch als weitaus komplexer dar als zunächst vermutet und Yeager hinterfragt seine Auftraggeber und deren Absichten. Eine folgenschwere Entscheidung, die dazu führt, dass die vierköpfige Söldnertruppe gnadenlos von der Regierung gejagt wird.
In Japan erhält ein junger Pharmakologe unterdessen den Auftrag, ein Medikament zu entwickeln und gerät so ebenfalls ins Visier der Geheimdienste. Wie hängt das alles zusammen? Die Menschheit steht vor einem Wendepunkt, kann sie gerettet werden?

Stil, Charaktere und Leseeindruck:

(2015 C. Bertelsmann Verlag / ISBN 978-3-570-10185-8 / Format Paperback mit Klappenbroschur / Preis 14,99 EUR)

"Extinction" (= Auslöschung) suggeriert bereits durch den Titel und die Aufmachung des Covers einen interessanten und spannenden Thriller. Der Klappentext nimmt leider zu viel von der Handlung vorweg. Wer unvoreingenommen an die Lektüre gehen möchte, der sollte deshalb besonders den Text der vorderen Einschlagklappe nicht lesen. Ansonsten ist die Gestaltung insgesamt gelungen und sehr ansprechend.

Kazuaki Takano ist ein Autor, von dem ich persönlich noch nie zuvor etwas gehört oder gelesen habe. In Japan ein erfolgreicher Schriftsteller und Drehbuchautor, bereits mit einigen Preisen gekürt, ist er in Deutschland jetzt erstmals mit "Extinction" in Erscheinung getreten. Das Buch erschien in Japan bereits 2011 (Originaltitel "Jenosaido") und wurde dort als bester Thriller des Jahres ausgezeichnet. Interessant finde ich die Information, dass die Übersetzung ins Deutsche von der englischsprachigen Fassung abgeleitet wurde. Ich hoffe, dass Takanos weitere Bücher ebenfalls ins Deutsche übersetzt werden, denn dieses Werk hat mich stark beeindruckt.

Der Autor entwirft drei Handlungsstränge, die jeder für sich genommen schon interessant sind.
Zum Einen begleiten wir den Söldner Yeager und sein Team in den Dschungel Afrikas, um einen Wissenschaftler und den Pygmäenstamm, bei dem er sich aufhält, zu liquidieren, da sie mit einem für die Menschheit gefährlichen Virus infiziert sein sollen.
Im zweiten Strang lernen wir Kento Koga kennen, der an der Tokioter Universität für Natur- und Geisteswissenschaften studiert und in einem chemisch-pharmazeutischen Labor neue Medikamente entwickelt. Fünf Tage nach dem Tod von Kentos Vater Seiji, der Virologe war, erhält er eine E-Mail von ihm. Sein Vater bittet ihn seine Forschungsarbeiten für ein Medikament fortzuführen.
Der dritte Erzählstrang beschäftigt sich mit der amerikanischen Regierung und insbesondere mit deren Berater Arthur Rubens, der zum Leiter der Operation zur Vernichtung des Pygmäenstammes auserkoren wird.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und die drei Handlungsstränge werden gekonnt verknüpft ohne beim Leser Verwirrung zu stiften. Die Story ist vielschichtig, interessant und trotzdem - wie mir scheint - durchaus fundiert. Takano greift Themen wie Politik, Umweltproblematik, Biologie/Pharmakologie, Wissenschaft, Militär und Waffentechnologien aber auch ethische und moralische Fragen auf, lässt diese dann stellenweise für sich wirken und kombiniert sie zu einem (Zukunfts-)Thriller, der spannend erzählt wird und durch gut ausgebaute Charaktere getragen wird. Chapeau!

559 Seiten, die nicht einfach zu lesen sind, da sehr viel Fachwissen (gerade im Bereich der Biologie/Pharmakologie) vorausgesetzt wird, und dennoch nur so dahinfliegen. Ich habe das Buch in kürzester Zeit verschlungen und hochinteressante Denkanstöße erhalten. Takano spielt geschickt mit den Ängsten der Menschheit, führt Korruption und Machtgier ins Feld und stellt dem die Liebe eines Vaters zu seinem Kind, Kameradschaft sowie Aufopferung für die Überzeugung das Richtige zu tun gegenüber. Dass Takano auch Drehbuchautor ist, merkt man bei der Lektüre. Eine Verfilmung kann ich mir sehr gut vorstellen (absolutes Kopfkino).

Die Charaktere sind durchweg gut ausgebaut und jeder für sich sehr interessant. Takano nimmt sich Zeit, sie einzuführen und in der Gesamtstory zu platzieren, um dann ihre Entwicklung näher zu beleuchten. Hier zeigt er deutlich, dass das Denken der Figuren und damit ihre Entscheidungen stark durch äußere Einflüsse geprägt sind und dennoch in der eigenen Moral begründet liegen. Der Söldner Yeager, der um das Leben seines Kindes zu retten, bereit ist, nicht nur sein eigenes dafür zu opfern. Kento, der junge Pharmakologiestudent, der lernen muss seine Selbstzweifel abzulegen, um die an ihn gestellte Aufgabe zu bewältigen. Arthur Rubens, der hochintelligente Berater der Regierung, der in einen Loyalitätskonflikt gerät und sein Bestes tut, um diesen zu lösen. Klasse umgesetzt.

Einziger Kritikpunkt sind in meinen Augen die allzu ausgedehnten, mikrobiologisch geprägten Passagen bei dem Handlungsstrang rund um Kento. Wer hier nicht vom Fach ist, dürfte so seine Schwierigkeiten haben zu folgen, was wiederum dazu führt, dass man diese Abschnitte überfliegt. Allgemein verständlichere Beschreibungen hätten diesen Stellen im Buch sicher keinen Abbruch getan. Ansonsten haben mir aber die wissenschaftlichen, biologischen und politischen Komponenten sehr gut gefallen.

Fazit:

Ein ungemein spannender und nachdenklich stimmender Wissenschaftsthriller, der erschreckend real daherkommt. Sehr gut ausgebaute Charaktere und eine zeitlose, faszinierende Thematik. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für ein Buch, das nur haarscharf an dem -Perfekt- vorbeigeschrammt ist und deshalb von mir 4,5 von 5 Sternen bekommt.

Kommentare

Meteorit kommentierte am 17. Januar 2015 um 22:50

Tolle rezi! Tolles Buch!

yvy kommentierte am 17. Januar 2015 um 23:00

Danke sehr und ja - ein tolles Buch! :)

Meteorit kommentierte am 17. Januar 2015 um 23:07

Sehr anspruchsvoll aber konnte man total schnell lesen.. hätte ich nir nicht gedacht :D

yvy kommentierte am 17. Januar 2015 um 23:20

Ja, ich war auch sehr schnell durch damit und das bei der Dicke und dem großen Klappbroschur-Format.