Rezension

Ein Geschenk an die Leser

Geschenkt - Daniel Glattauer

Geschenkt
von Daniel Glattauer

Bewertet mit 5 Sternen

Gerold Plassek, 43 Jahre alt, ist Journalist bei einer Wiener "Gratiszeitung" und hält nicht viel von sich und seinem Tun. Er ist antriebslos, alles andere als ehrgeizig und lebt sein unspektakuläres und bequemes Leben so vor sich hin, dem Alkohol ganz und gar nicht abgeneigt. Eines bis dahin ruhigen Tages steht eine ehemalige Freundin vor seiner Tür und benötigt seine Hilfe. Sie geht für ein halbes Jahr ins Ausland und Gerold soll sich in dieser Zeit um ihren, beziehungsweise wie sich schnell herausstellt, um seinen Sohn kümmern. Gerold, nun frischgebackener Vater des 14-jährigen Manuel, tut sich zunächst schwer, diesen in irgendeiner Art und Weise zu beeindrucken. Doch dann erfährt Geri, wie ihn seine Feinde nennen, dass bei einer Obdachloseneinrichtung, über die er einen Artikel geschrieben hat, eine anonyme Geldspende eingegangen ist. Dieser Spende lag entsprechender Zeitungsartikel bei. Bei dieser einen anonymen Spende bleibt es nicht und auch die folgenden gehen immer auf einen von Gerold verfassten Zeitungsartikel zurück. Die Serie von Wohltaten bleibt der Öffentlichkeit natürlich nicht verborgen und plötzlich rückt Gerold in eben diese, was er selbst mehr als unangenehm empfindet. Manuel allerdings, der nicht weiß, dass Gerold sein Vater ist, beginnt langsam, in ihm mehr zu sehen als einen totalen Versager und Alkoholiker.

Dieser Roman basiert auf einer wahren Begebenheit, dem „Wunder von Braunschweig“. Dieses war mir bis zum Lesen dieses Buches unbekannt. Dort gab bzw. gibt es eine Serie von anonymen Spenden, denen wie im Roman jeweils ein Zeitungsartikel beigelegt wurde. Daniel Glattauer ist ein spannender, humorvoller Roman gelungen. Ich mag vor allem die Ironie und den Sprachstil, der so einfach scheint, aber zwischen den Zeilen viel hermacht. Die Entwicklung, die Gerold hier durchmacht, sowohl in privater als auch beruflicher Hinsicht ist einfach herrlich mitzuerleben. Obwohl er mir schon am Anfang gerade wegen seines Humors nicht unsympathisch war, wird diese Sympathie im Laufe der Geschichte immer größer. Die Spannung, zusammen mit halb Österreich, herauszufinden, wer denn nun der große unbekannte Spender ist, bleibt bis zum Schluss erhalten und die Auflösung ist dann doch auch wieder irgendwie typisch „Geri“.

Bisher habe ich fast alle Glattauer-Bücher gelesen und dieses gefällt mir persönlich am besten. Von Anfang an habe ich mich in der Geschichte wohl gefühlt und habe mich dabei ertappt, möglichst langsam zu lesen, um lange etwas davon zu haben. Wenn ich es auch am Ende vor lauter Neugier nicht mehr aushalten konnte. Also von mir: klare Leseempfehlung und sehr gerne 5 Sterne!