Rezension

Ein glamouröser Auftakt

Berlin Friedrichstraße: Novembersturm -

Berlin Friedrichstraße: Novembersturm
von Ulrike Schweikert

Bewertet mit 5 Sternen

Nach ihren erfolgreichen Büchern wie z.B. Die Charite - Saga (Hoffnung und Schicksal & Aufbruch und Entscheidung) hat die Bestsellerautorin Ulrike Schweikert jetzt ihr jüngstes Werk vorgelegt. „Novembersturm - Berlin Friedrichstrasse“ ist eine neue Familiensaga, die im Oktober 2021 beim rowohlt Verlag erschienen ist. Leider muss ich gestehen, dass ich zwar den Namen der Autorin kenne, aber bisher noch kein Buch von ihr gelesen haben, aber da momentan kein Weg an Romane, deren Schauplatz Berlin ist, vorbei geht, wurde mir diese Entscheidung ganz schnell abgenommen. Diesen Roman muss ich unbedingt lesen.

Der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin konnte mich von Anfang an überzeugen und hat mich sofort in seinem Bann gezogen. Wow, Ulrike Schweikert ist eine der wenigen Autoren, die ihr Handwerk verstehen und zudem weiß sie, wie sie ihre Leserschaft begeistern kann. Bereits ab der ersten Seite wusste ich, dass diese Geschichte genau mein Geschmack getroffen hat und so tauchte ich in das Berliner Leben um 1920 ein und ab. Allein die Charaktere waren ein Highlight. Ganz egal, welche Person ich hier rausnehmen würde, allesamt waren sie ausdrucksstrak, facettenreich und sympathisch dargestellt worden und so bereichern sie die Geschichte auf ihre eigene Art und Weise. Wodurch ich mich sehr gut in die einzelnen Figuren hineinversetzen und ihr Handeln und Tun nachvollziehen konnte. Nicht nur die Charaktere brillieren hier, sondern auch die Kulisse. Bildhaft und sehr detailliert wurde der Schauplatz Berlin um 1920 bis 1930 eingefangen und wieder gespiegelt. Hier konnte man noch die Nachkriegszeit des ersten Weltkrieges hautnah spüren. Die Berliner hatten wieder Hoffnung, dass es nach den schlimmen Jahren wieder aufwärts geht, aber sie mussten auch einsehen, dass viele Wünsche unerfüllt blieben. Zwar hatten viele eine Arbeit, aber „dank“ der Inflation stiegen die Lebensmittelpreise so rapide in die Höhe, dass es fast unmöglich war, diese Preise zu bezahlen und so kehrte auch der Hunger wieder zurück. Die Nachkriegszeit ist aber nur ein Thema, dass die Berliner beschäftigt hat. Hinzu kamen noch die zahlreichen politischen Unruhen, die bis hin zur SS Macht führen und die die Stadt immer weiter in Angst und Schrecken versetzte. Über diese Zeit gab es aber nicht nur negatives zu berichten, es wurden auch monumentale Bauwerke erschaffen, die selbst heute noch Magnetpunkte für Einheimische und Touristen sind. Wer schon einmal Berlin einen Besuch abgestattet hat, wird wahrscheinlich auch schon mal über die Friedrichstrasse flaniert oder gar am Bahnhof Friedrichstadt angekommen sein. Hinzu kommt auch noch das glamouröse Flair der besagten Künstler Cafés oder des damaligen Nachtlebens mit all seinen Clubs. Spätestens hier merkte ich, mit wieviel Herzblut Ulrike Schweikert diesen Roman geschrieben haben muss. Ihre detaillierte und umfassende Zusammentragung von historischen Daten und Ereignissen, um diese dann auszuwerten und sie letztendlich in ihre Geschichte einfließen zu lassen und gerade dies ist es, was ich an historischen Romanen so liebe: das Zusammenspiel zwischen den fiktiven und wahren Begebenheiten. Dadurch bekommt sie Authentizität, so dass der Eindruck entsteht, diese Geschichte wäre wahr. Jetzt aber zu der Handlung, die schon 1882 beginnt, denn da lernten sich die Kinder namens Luise, Johannes, Ella und Robert kennen und ihre langjährige Freundschaft begann. Keine Angst, hier wird nicht die Kindheit der vier erzählt. Mit einem kleinen Sprung von ca. 38 Jahre geht es weiter und die vier stehen bereits mit beide Beinen im Leben. Mittlerweile sind Robert und Luise ein Paar und wollen heiraten. Ella ist bereits Mutter eines Sohnes und Johannes ist seit dem ersten Weltkrieg nicht wieder aufgetaucht. Alle glauben, dass dieser gefallen sei, was aber nicht der Fall ist. Völlig unerwartet taucht Johannes an dem Hochzeitstag von Luise und Robert in Berlin auf. Da er, aufgrund seiner Kriegsverletzungen, keinerlei Zukunftschance für sich und Luise sieht, gibt er stillschweigend sein Jawort und taucht in Berlin unter. Irgendwann sieht Luise ihre große Liebe wieder. Eine Woge der Gefühle stürzt über die beiden herein, aber wird es eine Zukunft für sie geben? Schließlich hat sie Robert geehelicht. Mit all seinen Höhen und Tiefen erzählt Ulrike Schweikert eine Geschichte über eine außergewöhnliche Freundschaft, die ich 500 Seiten lang gebannt wie gespannt verfolgt habe. Eine sehr bewegende und emotionale Berlinreise in die 20er Jahre.

Jetzt freue ich mich auf den zweiten Teil „Tränenpalast – Berlin Friedrichstrasse“ dieser grandiosen Saga, der voraussichtlich am 17. Mai 2022 erscheinen soll.

5 von 5 Sternen und ein Muss für Leseratten.