Rezension

Ein gleichermaßen erschreckendes wie auch beeindruckendes Porträt des Rassismus in Amerika

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass - Alexi Zentner

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass
von Alexi Zentner

Bewertet mit 4 Sternen

Worum geht’s?

Die Familie von Jessup ist davon überzeugt, als Weiße der „überlegenen Rasse“ anzugehören. Für ihn stellt sich die Frage nach dem Sinn oder Unsinn dieser Annahme erst, als sein Stiefvater aus dem Gefängnis frei kommt und er selbst in einen folgenschweren Unfall verwickelt wird. Erst nach und nach wird Jessup bewusst, was sein älterer Bruder und sein Stiefvater für eine Gesinnung vertreten, und was für ein Licht das auch auf ihn und den Rest seiner Familie wirft. Er selbst hat sich nie für einen Rassisten gehalten, meidet die „Heilige Kirche des Weißen Amerika“, die seine Familie regelmäßig besuchte, seit sein Bruder und Stiefvater im Gefängnis saßen und konzentriert sich stattdessen auf Football und seine Noten, um möglichst weit weg von zuhause zu kommen. Als er nach einem verhängnisvollen Unfall auf die Hilfe seines Stiefvaters angewiesen ist, muss er sich entscheiden – Steht er auf der Seite seiner Familie und ihres Glaubens, oder entscheidet er sich dafür, seinen eigenen Weg zu gehen?

 

Meine Meinung

Die Thematik dieses Buches ist hochaktuell und sollte definitiv häufiger angesprochen werden, um ein breites Bewusstsein und deutliche Positionierungen gegen Rassismus zu schaffen. Dabei wird in dieser Geschichte nicht nur die Problematik Rassismus an sich an, sondern porträtiert auch die verschiedenen Haltungen dazu, wirft einen Blick auf aktive Unterstützer und Mitläufer, ohne dabei die eine oder die andere Einstellung übermäßig zu bewerten.

Zu Anfang dreht sich relativ viel der Handlung um Football, was mich persönlich ein wenig gelangweilt hat. Hier hätte man gerne etwas kürzen dürfen, zumal der Schreibstil dort stellenweise etwas klobig und nicht ganz so angenehm zu lesen war.

Jessup als Protagonisten fand ich sehr spannend, er ist vom Typ her eher ein Mitläufer und sieht sich selbst nicht als Rassist. Zeitweise habe ich mich gefragt, ob er sich die Sache nicht teilweise etwas zu einfach gemacht hat und seine Familie ausschließlich in der Opferrolle sehen wollte. Mit der Zeit wurde aber der tiefe Gewissenskonflikt zwischen der Loyalität und Liebe zu seiner Familie und dem Bedürfnis, seine eigenen Wege zu gehen und sein bisheriges Leben in Frage zu stellen deutlich, und ich stand ihm dadurch nicht mehr ganz so kritisch gegenüber.

Das Ende würde ich schon fast als Happy End bezeichnen wollen, zumindest für einen Großteil der Charaktere. Nicht jeder kommt zu der Einsicht, dass man mit Akzeptanz und Liebe viel weiter kommt als mit Hass, aber für die, die diese Erkenntnis haben, wendet sich alles zum Guten.

 

Fazit

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass skizziert sehr deutlich, wie alltäglich Rassismus sein kann, und das nicht nur bezogen auf das Setting Amerika. Dies ist sowohl beeindruckend realistisch gelungen, gleichzeitig finde ich es aber auch erschreckend, für wie normal solche Einstellungen teilweise gehalten werden. Schade fand ich – wie bereits erwähnt – die etwas langen Ausführungen zum Thema Football und den stellenweise etwas anstrengenden Schreibstil. Thematisch gesehen ist diese Geschichte aber ein gelungenes und realistisches Porträt gesellschaftlicher Probleme, die auf jeden Fall eine Leseempfehlung wert ist und wichtige Denkanstöße vermittelt, um sich auführlicher mit der Thematik zu beschäftigen.

Dafür gibt es vier Bücherstapel von mir