Rezension

Ein grandioser Pageturner voller Geheimnisse und Magie

Die Tochter des Uhrmachers - Kate Morton

Die Tochter des Uhrmachers
von Kate Morton

Bewertet mit 5 Sternen

Mit jeder einzelnen Geschichte gelingt es Kate Morton, mich ausf Neue zu fesseln und zu verzaubern. Sie ist eine der Autorinnen, die mich nicht schnell genug mit Nachschub versorgen könnten, denn ich liebe ihre wundervollen Ideen, ihren poetischen Schreibstil und die Nostalgie, die jede ihrer Geschichten durchdringt. "Die Tochter des Uhrmachers" war deshalb bereits vor seinem Erscheinen im Oktober ein absolutes Highlight für mich - und ist es nach der Lektüre erst recht. Was mir an diesem Buch von Anfang an ganz besonders gefallen hat: Kate Morton geht mit der Jahrhunderte umspannenden Geschichte um den tragischen Maler Edward Radcliffe, seine geheimnisvolle Muse und die junge Elodie völlig neue Wege und begeistert auf einer Ebene, die ich so absolut nicht erwartet hatte.

 

Gemeinsam mit Elodie, die als Archivarin in einem renommierten Londoner Archiv arbeitet und kurz vor ihrer Hochzeit steht, öffnet der Leser auf den ersten Seiten die angestaubte Aktentasche und so beginnt die faszinierende Reise durch mehr als 150 Jahre Geschichte. Genauso ist Kate Mortons neuester Roman aufgebaut. Der Ausgangspunkt ist das anmutige Haus Birchwood Manor, um das sich, wie Elodie bald herausfindet, einige Mythen ranken und in dem sich zu Lebzeiten des Malers Edward Radcliffe eine beispiellose Tragödie ereignete, die all jene, die mit dem Haus in Berührung kommen, auch Jahrzehnte später nicht loslässt. Hat man anfangs noch erwartet, die Handlung würde sich kontinuierlich an Elodies Entdeckung und ihren Nachforschungen entlang hangeln und nur durch kurze Ausflüge in die Vergangenheit unterbrochen werden, so bewegt sie sich schon bald weg von Elodie, hin zu Edward Radcliffe und all den Menschen, die über die Jahre in Birchwood Manor lebten, von der Magie des Hauses angezogen wurden und herauszufinden versuchten, was an diesem verhängnisvollen Tag im Sommer 1862 wirklich geschah.

 

Mich hat dieses Konzept vollkommen vereinnahmt, besonders weil anfangs noch gar nicht klar ist, in welche Richtung sich diese Geschichte bewegen wird. Einen großen Stellenwert nehmen in "Die Tochter des Uhrmachers" vor allem die Bedeutung von Zeit, von Verlust und Versöhnung, von Liebe und Sterblichkeit ein. Das mag alles recht rätselhaft klingen, aber ich kann gar nicht vielmehr ins Detail gehen, ohne euch maßlos zu spoilern. Was ich aber sagen kann, ist, dass es mich unheimlich fasziniert hat, dass die Handlung mit jedem Kapitel komplexer, verwobener und rätselhafter wird. Dass ich es großartig finde, auf welche sensationelle Art und Weise Kate Morton die Schicksale so vieler verschiedener Figuren miteinander verbindet und wie sich am Ende ein Puzzleteil ins nächste fügt und man mit großen Augen vor dem Buch sitzt und einfach nicht fassen kann, welche verschlungenen Pfade die Geschichte immer wieder eingeschlagen hat, bis sie am Ende alle in Birchwood Manor zusammentrafen. 

 

Anfangs hatte ich noch die Befürchtung, die vielen verschiedenen Charaktere würden es mir erschweren, einen Zugang zu den einzelnen Figuren zu finden und die Geschichte in mein Herz zu lassen. Das war allerdings gar nicht der Fall, vielmehr bin ich mit jeder neuen Person tiefer in die Geschehnisse eingetaucht und habe mich schnell mitreißen lassen von Mortons einzigartiger Erzählweise. Neben den vielen Verwicklungen, die sich in alle möglichen Richtungen ausgedehnt und dafür gesorgt haben, dass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte, waren es vor allem die detailreichen Beschreibungen der Handlungsorte, die mich komplett vereinnahmt haben. Ganz besonders Birchwood Manor übt eine magische Anziehungskraft auf die handelnden Charaktere, aber auch auf den Leser aus. Es lässt einen nur schwer los und bietet mit seiner ausgklügelten Architektur, der einzigartigen Umgebung und all den Menschen, die über die Jahrhunderte hinweg dort ein und aus gehen, unheimlich viel Stoff für fesselnde Legenden.

 

"Die Tochter des Uhrmachers" liest sich beinahe wie im Rausch. Die Geschichte ist so spannend wie ein Krimi, so komplex und vielschichtig wie eine Familiensaga oder ein Historienroman, so dramatisch und voller Leidenschaft wie ein Liebesroman und genau deswegen so besonders und faszinierend. Auch wenn ich vielleicht nichts anderes von Kate Morton erwartet habe, hat mich ihr neuester Roman dennoch wirklich überrascht. Mit all den mystischen, geschickt miteinander verwobenen Elementen, den versteckten Botschaften und den vielen Figuren, die am Ende alle irgendwie miteinander verbunden sind.

Mein Fazit
Spannend, faszinierend und einfach wunderschön: "Die Tochter des Uhrmachers" ist ein fesselnder Pageturner, der einen alles andere vergessen lässt und mich tief hineingezogen hat in diese einzigartige, magische Geschichte über Geheimnisse, Verlust und Liebe. Kate Mortons neuester Roman hat mich wirklich, wirklich tief berührt, mich dabei großartig unterhalten und mich mit all seiner Poesie über die Lektüre hinaus verzaubert. Eine ganz große Leseempfehlung, vor allem für die dunkle Jahreszeit.