Rezension

Ein grandioser Roman der die Düsternis von Realität und kindlicher Fantasie ineinander verschwimmen lässt.

Das Labyrinth des Fauns
von Cornelia Funke Guillermo Del Toro

Nach dem spanischen Bürgerkrieg ist Ofelias neuer Stiefvater mit seiner Truppe in einer Mühle, die in einem dichten Wald in den Bergen steht, stationiert. Zusammen mit ihrer hochschwangeren Mutter zieht Ofelia zu ihm auf die Station mitten im Nirgendwo. Fidal ist der erbarmungslose Capitan der Armee Francos und zeigt sich gegenüber Ofelia und ihrer Mutter betont gefühllos. Das Mädchen Ofelia sucht Zuflucht im magischen Wald und folgt einem bezaubernden Feenwesen bis zu einem Labyrinth, wo sie dem mysteriösen Faun begegnet, der ihr drei Aufgaben stellt. Nur wenn sie die Prüfungen meistert, kann Ofelia als Prinzessin in das verzauberte Königreich zurückkehren.

Die phantastischen Bücher von Cornelia Funke begleiten mich schon seit der Kindheit und begeistern mit immer wieder mit abenteuerlichen Geschichten und kreativen Welten. Funkes neuer Roman »Das Labyrinth des Fauns« kann man zwar nicht mit anderen Werken der Autorin wie z. B. »Igraine Ohnefurcht« oder mit den »Tintenwelt« Büchern vergleichen und dennoch wohnt diesem Buch ein ganz besonderer Zauber inne. »Das Labyrinth des Fauns« entstand in Zusammenarbeit mit dem oscarprämierten Regiseur Guillermo del Toro und basiert auf seinem bereits 2006 veröffentlichten Fantasy-Filmes »Pans Labyrinth«.

Es mag ungewöhnlich erscheinen, dass in diesem Fall zuerst der Film entstand und auf dessen Grundmauern nun das Buch aufbaut, denn normalerweise basieren Filme zumeist auf einer Romanvorlage. Cornelia Funke hat sich der Herausforderung gestellt und ein ganz zauberhaftes Buch kreiert, bei dem sie sich zwar stark an den bekannten Film hält und dennoch mit ihren märchenhaften Einschüben ihren Stil in die Geschichte mit einbringt. Besonders brillant ist die Buchgestaltung zu diesem düsteren und fabelhaften Roman gelungen, unter dem dunklen blau-grünen Schutzumschlag der ein Mädchen im Wald zeigt auf dessen einen Seite die düstere Realität mit der Figur des Stiefvaters abgebildet ist und auf der anderen Seite die magische Welt mit dem Abbild des Faun zu sehen ist, kommt ein großes aufgedrucktes Bild der engen Umarmung von Faun und Mädchen zum Vorschein.

Die Story trägt sich zur Zeit nach dem spanischen Bürgerkrieg und der Machtergreifung durch den faschistischen Diktator General Francisco Franco zu. Ganz im Sinne der schrecklichen Zeit der nationalsozialistischen Diktatoren in Europa wird die Geschichte von einer unglaublich düsteren Atmosphäre durchflutet der man sich nicht entziehen kann. Die Brutalität und Gewalt im Kampf gegen die Rebellen ließ mir den Atem stocken und übertrifft in meinen Augen sogar noch die Grausamkeiten im Film. Daher komme ich zu einem Kritikpunkt bezüglich der Vermarktung des Romans, die das Buch Jugendlichen ab 14 Jahren empfiehlt. In meinen Augen ist die Geschichte aufgrund ihrer zahlreichen brachialen Szenen in der physische wie auch psychische Gewalt ausgeübt wird erst Lesern ab 16 Jahre zu empfehlen. (Die Filmvorlage ist übrigens auch mit einem FSK 16 Hinweis versehen.)

Die junge Ofelia fürchtet sich sehr vor ihrem neuen Stiefvater und kann überhaupt nicht verstehen warum ihre Mutter sich in eine solche Bestie verliebt hat. Auf sich alleine gestellt folgt das Mädchen einem feenartigen Wesen in den Wald und taucht in eine faszinierende und magische Fantasiewelt ein die ebenfalls durch die düstere Realität geprägt ist. Der Faun stellt Ofelia vor drei Prüfungen die sie zu meistern hat, bevor sie als unsterbliche Prinzessin in ihr Reich zurückkehren kann. Cornelia Funke ist es gelungen die magische Fantasiewelt noch mehr zum leuchten zu bringen als es der Film vermochte.
Das krönende Tüpfelchen sind auf jeden Fall die eingeflochtenen Märchenhaften Erzählungen, die Hand in Hand mit der Ursprungsgeschichte gehen und die phantastische Aura zusätzlich unterfüttern.

Fazit

Ein grandioser Roman der die Düsternis von Realität und kindlicher Fantasie ineinander verschwimmen lässt. Aufgrund der starken physischen und psychischen Gewalteinwirkungen würde ich das Buch allerdings erst Leserinnen und Lesern ab 16 Jahren empfehlen.