Rezension

Ein Grisham braucht keine Werbung.

Die Bruderschaft - John Grisham

Die Bruderschaft
von John Grisham

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch, das Susi mir gab ... ! las sich so ...

Dies, ich sags vorweg, wird eine gewogene Besprechung, da John Grisham mein Lieblingsthrillerautor ist, von seinem ersten Buch an, „Die Kammer“, das auch sein bester Roman ist. Seit damals, lang ist es her, habe ich den Autoren im Auge behalten und immer wieder mal ein Buch von ihm gelesen. 

„Die Bruderschaft“ ist ein Grisham nach gewohnter Manier. Wir haben zwei Handlungsstränge, die allmählich zusammenlaufen. Zum einen sind da drei verurteilte Richter, die von einem Bundesgefängnis aus ein lukratives Geschäft aufziehen. Gleichzeitig sind sie für die innere, inoffizielle Gerichtsbarkeit im Knast zuständig. Sie treffen Urteile wie Salomon. 

Ich ziehe sofort einen Stern gab, sorry Johnny, weil der Autor diese witzige Idee nicht auswalzt, sie ist eher ein Nebenprodukt. Schade, denn ich mochte die Richter und ihre Tätigkeit sehr, sehr gerne. Wer bekommt schon einen Fall auf den Tisch, der mit einem bepinkelten Rosenbeet zu tun hat? Ich hätte den drei Richtern gerne meinen eigenen Rosenfall vorgetragen, wo die Rehe alle Köpfe meiner Rosen wegaßen. Wohl bekomms. Aus Mangel an deren richterlicher Tätigkeit musste ich einen Zaun ziehen. Wie profan. Gut, ok, sie saßen im Knast. Weit weg in den USA: entschuldigt.

Jenseits des Knasts zieht wie häufig, Teddy Maynard, Chef vom Geheimdienst, die Strippen. Er denkt sich, Aaron Lake, wäre ein super nächster Mr. Präsident. So wie sich wahrscheinlich auch Mr. Putin dachte, Mr. Trump wäre ein super nächster Mr. President. Keine Bange, 2002 ins Deutsche übertragen, gibt es keine (weiteren) Parallelen zu ziehen. Schade eigentlich. Beide Handlungsstränge überschneiden sich allmählich und ein typisches Grishamgerangel setzt ein. 

Bei der Lektüre hat am meisten Spaß gemacht, zu erkennen, wie viel Wahrheit darin liegt, dass bei den Amerikanern Geld und Geschrei einen Präsidenten macht. Oder eine Präsidentin. Hätte doch Hillary mehr Geld und eine bessere Idee gehabt. Auch bei uns setzt sich Geschrei allmählich mehr durch als Kompetenz.

Und so manche Seitenhiebe Grishams sind einfach nur gut: 

Zitat: 

„Wie immer flogen er und seine Kollegen aus dem Kongress erster Klasse, aßen Hummer und ließen nichts unversucht , um sich ein Bild von der Armut in dieser Region zu machen …“. 

Die Personenzeichnungen sind nicht sehr ausgearbeitet, aber das muss Grisham ja auch nicht. Seine Bücher werden von der Handlung vorwärtsgetrieben. Obowohl er auch Charakter kann, der Johnny. Aber nicht  in diesem Buch. Ja, oha, natürlich charakterisiert er seine Pappenheimer. Aber es gibt Figuren, denen er mehr Format verpasste.

Fazit: John Grisham zu lesen ist meistens ein großer Spaß. „Die Bruderschaft“ ist nicht sein bester und nicht sein zweitbester Roman, aber das Buch ist immer noch besser als viele sogenannte „guten Romane“ anderer Thrillerschreiber, die sich verkaufen wie geschnitten Brot, aber bei mir Würgen hervorrufen.

Kategorie: Thriller
Verlag: Heyne, 2001