Rezension

Ein großartiger, bedrückender Roman!

Die Attentäter - Antonia Michaelis

Die Attentäter
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 5 Sternen

Das Cover hat mich sofort gefangen und dass nicht nur wegen der großgeschriebenen Attentäter. Der Flügel mit den fallenden Federn ist wunderschön. Nachdem ich gesehen habe, dass es sich bei Die Attentäter um das neue Buch von Antonia Michaelis handelt, war es eh um mich geschehen. Ihre Bücher sind einfach etwas Besonderes. Schon Der Märchenerzähler hat mich fasziniert und ich habe große Erwartungen in Die Attentäter gesetzt. Um es vorweg zu nehmen: Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Antonia Michaelis erzählt in ihrem neuen Buch von der Freundschaft zwischen den in Berlin aufwachsenden Cliff und Alain sowie Margarete. Die drei begegnen sich im Kindesalter und ihre Geschichten werden auf verhängnisvolle Weise miteinander verwoben. Die Gefühle zwischen Cliff und Alain sind schon von Anfang an besonders, doch sie sind auch von Anfang an von einem Schatten belegt. Ein Schatten, der alles zerstören wird. Cliff findet seinen Platz im Leben nicht und landet schließlich bei den Kämpfern der IS. Als er nach Berlin zurückkehrt, glauben Alain und Margarete, dass nun alles gut wird, doch ein schrecklicher Plan kommt langsam ans Licht.

Wie bereits geschrieben sind Antonia Michaelis Bücher wirklich etwas Besonderes. Obgleich die Geschichte in der Realität spielt, schwingt auch immer Phantasie in ihnen mit - mal mehr, mal weniger. Auch in ihrem neuesten Buch wird es teilweise phantastisch - (Engels)flügel begleiten die Protagonisten. Dieser Punkt könnte für einige Leser vielleicht etwas "schräg" sein, man muss sich auf jeden Fall auf diese Art der Erzählung einlassen. Auch die Sprache ist wunderschön, schon nach wenigen Seiten war ich wieder gefangen. Düster, traurig, ehrlich, liebevoll: die Autorin lässt mich tief ins Innere der drei Hauptpersonen blicken. Ihre Liebe zueinander ist allgegenwärtig, genau wie die Angst von Alain und Margarete um (den gefallenen Engel) Cliff. Ein paar Einsichten gibt es auch in die Gefühle der anderen Attentäter neben Cliff. Das junge Mädchen, die die IS-Kämpfer für "Popstars" hält, und gar nicht richtig weiß, worauf sie sich einlässt, oder die junge Frau, die eigentlich zu klug für die kommenden Ereignisse ist und dennoch ins Verderben rennt

Die Bilder, die Antonia Michaelis nutzt, um ihre Geschichte zu erzählen, sind wundervoll und eindringlich. Dabei geht sie auch bis an die Grenzen, z. B. wenn sie von den grausamen Machenschaften der IS-Kämpfer schreibt. Auch wenn nicht alles explizit dargestellt wird, wurden die Bilder vor meinen Augen umso furchteinflößender. Und der geplante Anschlag auf das Berghain ist einfach grauenerregend. Diese Bilder werden lange nicht aus dem Kopf verschwinden, denn Die Attentäter ist vor allem auch - leider - sehr aktuell und der Tag des Blutes könnte so jeden Tag stattfinden.

Die Attentäter gehört zwar in die Kategorie Jugendbuch, aber ist eindeutig nicht nur für Jugendliche geschrieben. Obwohl ich kein Teenager mehr bin, hat mich die Geschichte sehr beschäftigt. Es ist auf kein Buch, das leicht zu vergessen ist. So poetisch die Sprache ist, so authentisch und realistisch ist das Geschehen - und das ist absolut bedrückend.  

Ein großartiger Roman!