Rezension

Ein großartiger Reisebericht

Hartland - Wolfgang Büscher

Hartland
von Wolfgang Büscher

Bewertet mit 5 Sternen

Der Journalist Wolfgang Büscher reist nach Amerika mit dem Ziel das Land von Nord nach Süd zu Fuß zu durchqueren, und zwar nicht an der Küste, sondern mitten durchs „Heartland“ der USA: den Mittleren Westen von den Great Plains bis nach Texas.

Schon der Titel verleitete mich zum Kauf. Ein Wortspiel, denn das „Heartland“, das Büscher erreist, ist gleichzeitig Hartland, das den Menschen, die dort leben, alles abverlangt. Der Name der Geisterstadt „Hartland“ ist Programm.

Wolfgang Büscher ist dabei nicht strikt darauf bedacht gewesen, die ganze Strecke per pedes zu bewältigen, sonst hätte er dies auch nicht in 3 Monaten geschafft. Eine Zeit lang überführt er ein Auto, sehr oft halten Leute am Straßenrand an und nehmen ihn mit, wodurch einige der interessantesten Anekdoten des Reiseberichts entstanden sind.

„Endlich auf der 77! Die alte Nord-Süd-Straße sollte von nun an mein Pfad sein, von Sioux City bis hinunter zum Rio Grande. Einmal nicht den Westweg nehmen, den Siedlerweg, einmal alle Trecks und Westwege schneiden, alle Schußfäden des losen Gewebes namens Amerika. Durch Nebraska gehen, durch Kansas, durch Oklahoma bis in den äußersten Süden von Texas.“ (S. 105)

Die Begegnungen mit den Menschen von North Dakota bis Texas sind immer wieder mit historischen Anmerkungen zur jeweiligen Gegend und Landschaftsbeschreibungen durchsetzt. Diese Mischung gefiel mir ausgesprochen gut. Vor allem zur Reise des Prinzen zu Wied werde ich mich weiter schlau machen. Wer sich für amerikanische Geschichte und die eher unbekannteren Gegenden des Landes interessiert, findet gute Einblicke in „Hartland“.

Besonders beeindruckt hat mich Wolfgang Büschers Schreibstil. Wenn ich schreiben würde, wünschte ich mir so zu schreiben wie er. Auf den Punkt und doch poetisch und klangvoll singt der Autor das „Amerikalied“.

Ich vergebe begeisterte 5 Sterne, „Hartland“ ist meine erste Lese-Überraschung des Jahres 2018.