Rezension

Ein großartiger Roman mit psychologischem Tiefgang

Der letzte Akt vom Puppenspiel -

Der letzte Akt vom Puppenspiel
von Elisabeth Escher

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Der letzte Akt vom Puppenspiel“ von Elisabeth Escher zeichnet das Bild einer Familie, die genau das ist, was nicht dem Idealbild dieses Konstrukts entspricht. In gewohnt ungekünstelter Sprache zeigt die Literatin ein realistisches Bild von zwischenmenschlichen Beziehungen, das von Kommunikationsproblemen, mangelndem Vertrauen und fehlender echter Beziehung geprägt ist. Dabei stellt Escher die Frage, ob es nicht gerade diese Unvollkommenheiten der Protagonistinnen und Protagonisten sind, die eine Geschichte authentisch und berührend machen.
Ein besonderes Merkmal des Romans ist die Wahl der Hauptfigur, Hildegard, einer Matrone, die auf den ersten Blick in das Klischee einer resoluten Matriarchin zu passen scheint. Doch Escher versteht es, die äußere Fassade zu durchbrechen und dem Leser eine Frau zu präsentieren, die ihre Stellung in Familie und Gesellschaft hart erkämpft hat. Die Tatsache, dass Hildegard Puppen sammelt, verleiht der Geschichte eine psychologische Tiefe. Hier zeigt sich Eschers Meisterschaft im Einsatz von Symbolen, denn das Puppensammeln wird geschickt als unbewusste Therapie präsentiert, eine Möglichkeit für Hildegard, ungelöste Probleme in ihrem eigenen Leben zu verarbeiten.
Ein roter Faden zieht sich von der Vergangenheit in die Gegenwart, wie eine Zündschnur, die letztlich Hildegards Fassade platzen lässt.
Eschers Entscheidung für die literarische Form des psychologischen Realismus erweist sich als äußerst gelungen. Mit einer beeindruckenden Beobachtungsgabe schafft sie Vexierbilder, die die Leser in ihren Bann ziehen. Die Spannung, die sie erzeugt, ist zuweilen beklemmend, doch durch geschickt platzierten Humor findet der Leser auch zeitgerechte Entlastung. "Der letzte Akt vom Puppenspiel" reiht sich nahtlos in Eschers bisheriges Werk ein und stellt ein unbedingtes Muss für alle Leser dar, die literarische Werke schätzen, die nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anregen. Escher beweist einmal mehr ihre Fähigkeit, die menschliche Psyche in all ihren Facetten zu durchdringen und in fesselnde Geschichten zu verwandeln.