Ein großartiges Familienporträt, tief psychologisch beobachtet und fesselnd wie ein Krimi.
Bewertet mit 5 Sternen
"Lydia, der unfreiwillige Mittelpunkt der Familie - hielt jeden Tag die Welt zusammen. Sie schluckte die Träume ihrer Eltern und unterdrückte den Widerwillen, der in ihr brodelte." Zitat Seite 159
Dieser Roman führt in eine Zeit, als Mischehen in Amerika nicht toleriert wurden und deren Kinder automatisch Aussenseiter waren.
Jedes Familienmitglied erlebt die Ausgrenzung in anderer Art und Weise und die Hoffnungen der Eltern für ihre eigenen aufgeschobenen Wünsche und Lebensträume manifestieren sich einzig in ihrer begabten Tochter Lydia, die Hoffnungsträgerin der ganzen Familie. Siehe Zitat! Sie soll diese Träume leben, aber sie zerbricht an dieser Aufgabe.
Die Handlungsstränge wechseln zwischen Gegenwart und Vergangenheit ab, sie beschreiben die Jugend der Eltern, ihr Kennenlernen und die aktuellen Vorkommnisse der Familie. So bekommt der Leser allmählich ein umfassendes Bild dieser zerrütteten Familie. Die Andersartigkeit des Vaters, die aufgegebene Karriere der Mutter und die Kinder, die hinter Lydia zurückstehen. Die Tragödie ist unausweichlich, aber wie ist es zu dem Tod Lydias gekommen?
Man erkennt, wie schwierig es für die Eltern ist, über ihre Probleme offen miteinander zu reden. Statt dessen flüchten sie sich in ein Leben der verdrängten Gefühle und erkennen nicht, dass auch ihre Kinder unter der Missachtung leiden. Die Familie versucht eigentlich nur, normal zu sein.
Wie Lydia unter diesen Erwartungen zerbricht ist im Buch allmählich erkennbar. Sie sollte die Träume ihrer Eltern erfüllen. Ungesagte Worte haben ihr Schicksal besiegelt.
Die Autorin hat mit solch eindringlicher Genauigkeit Gefühle und Gedanken in ihren Roman eingebaut, dass man gefesselt ist wie bei einem Krimi. Diese Familiengeschichte ist eine Tragödie, die einen nicht so schnell los lässt. Die ungesagten Worte wogen schwer und Lydia sollte die Träume ihrer Eltern erfüllen.
Ich war beim Lesen tief betroffen und sah die unausgesprochenen Hilfeschreie der Kinder, die von den Eltern nicht gehört wurden, da sie auch als Paar nicht darüber sprechen konnten. Sie aber hatten mit Selbstzweifeln zu kämpfen und konnten die Kraft für andere nicht aufbringen. Genausowenig wie sie in Lydia einen eigenständigen Menschen mit eigenen Wünschen erkannt haben. Die ungesagten Worte wogen schwer und Lydia sollte die Träume ihrer Eltern erfüllen. Das musste sie mit ihrem Tod bezahlen.
Doch am Ende steht trotz aller Trauer die Hoffnung, dass Hannah und Nath eine glücklichere Zukunft haben werden.