Rezension

Ein großartiges Finale

Vor Mitternacht Oder Der erste Schachzug des Grauen Mannes -

Vor Mitternacht Oder Der erste Schachzug des Grauen Mannes
von Celina Weithaas

Dieser 3. Band war ein großartiges Finale der Mitternachtstrilogie!

So. Wo fange ich nur an?
Es ist so, soo dermaßen viel seit dem ersten Band passiert, dass mir wirklich die Worte fehlen.
Auch wenn es mir vermutlich nicht gelingen wird, versuche ich trotzdem das in Worte zu fassen, was ich beim Lesen gefühlt habe.

Es war magisch, eine Reise an einen ganz anderen Ort. Denn auch wenn diese Reihe in der heutigen Welt spielt, ist das Feeling doch so, als wäre man ganz woanders. Genauso muss sie sein und nicht anders, ich habe immer so ein Gefühl von Vollendung in mir wenn ich ein Buch der Autorin lese. Es ist alles so perfekt aufeinander abgestimmt, dass ich oftmals vergesse, dass diese Geschichte nicht das Leben geschrieben hat, sondern dass sie fiktiv ist. Also ja, besser als gut ist dieses Buch auf jeden Fall.

Ich möchte an dieser Stelle auch nochmal ein paar Worte zu dem fantastischen Schreibstil verlieren. Ich mache das nicht wirklich oft, da es meiner Meinung nach keine 'guten' oder 'schlechten' Schreibstile gibt. Entweder dieser sagt Leser:innen zu, oder eben nicht. Der Schreibstil von Celina Weithaas zählt wohl zu meinen liebsten. Es wird mit sehr vielen stilistischen Mitteln gespielt und dadurch bekommt die Erzählweise schon einen fast poetischen Touch, was ich total liebe. Natürlich trug das vor allem dazu bei, dass Gefühle besonders stark zum Ausdruck kamen.
Und in 'Vor Mitternacht' gab es wirklich sehr viel davon. Wow, was für eine Achterbahnfahrt.

"Nur weil eine Tat gut ist, frisst sie nicht den Schmerz." - S. 427 -

Wenn ich mir vorstelle, wo Chrona ganz am Anfang der Mitternachtstrilogie stand und welcher Mensch sie jetzt ist, liegen buchstäblich Welten dazwischen. Sie hat einen so extremen Wandel durchgemacht, dass ich so einen riesigen Stolz für sie empfinde. In meinen Augen war diese Entwicklung nämlich alles andere als negativ. Was ich aber trotzdem unglaublich gut gemacht fand, ist, dass sie trotzdem nicht sich selbst verloren hat in dieser Zeit. Sie ist irgendwo noch die gleiche Chrona, durchsetzungsstark, stolz und vielleicht ist sie auch ein klitzekleines bisschen überheblich. Aber ein Aufgeben gibt es für sie nicht, dafür bewundere ich sie. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht sie das auch durch. Außerdem ist deutlich zu spüren, wie sehr sie die Erlebnisse geprägt haben und wie viel sie lernen konnte. An vielen Stellen in dieser Geschichte kam ihre innere Zerrissenheit sehr gut zur Geltung.
Am wohl tragischsten Moment, am absoluten Tiefpunkt in diesem Buch, habe ich so mit Chrona gelitten. Und es gibt so einige Tiefpunkte in dieser Geschichte, ein absolut fröhliches Buch würde Chronas Geschichte auch nicht authentisch machen.

Meine Meinung zum Großteil der Charaktere hat sich hier nochmal um 180° gewendet, besonders bei Achim. Schon am Anfang des Buches zeigte er sich als eine komplett andere Person, als die, die ich zuerst in ihm gesehen habe. Er legt so eine Aufopferung an den Tag, die die wenigsten Menschen für andere tun würden.
Auch bei dem grauen Mann habe ich das Gefühl, ihn nun schon besser zu kennen, auch wenn ich ihn nie so richtig kennengelernt habe. Er ist eindeutig ein extrem interessanter - wenn auch grausamer - Charakter. (zumal nicht mal wirklich feststeht, WER genau er überhaupt ist)

Dieses Buch ist voller Überraschungen und Wendungen und doch findet am Ende alles seinen Platz, mehr oder weniger freiwillig. Es ist zwar nichts nach einem Plan gelaufen, aber wann in diesem Leben tut es das auch schon?

Ich habe das Gefühl, immer noch nicht alles geschildert zu haben, was mir an diesem Buch so am Herzen liegt.
Diese Bücher lohnen sich absolut gelesen zu werden, also schnallt euch gut an, auf dieser Reise könnte es holprig werden!