Rezension

Ein gut geschriebener Antikriegskrimi

Der rote Judas - Thomas Ziebula

Der rote Judas
von Thomas Ziebula

Ich kann das Buch allen empfehlen, die nicht nur leichte Krimikost mögen, sondern auch in die vom Ersten Weltkrieg zerrüttete Gesellschaft der zwanziger Jahre eintauchen wollen.

Das Buch ist kein leichter Stoff. Es ist eine Mischung aus Krimi und Antikriegsroman, denn es zeigt sehr eindrücklich, was der Krieg aus Männern macht. Stainer wurde verletzt und war in Kriegsgefangenschaft, ist aber körperlich unversehrt. Zurück in Leipzig muss er feststellen, dass seine Frau ihn für tot hielt und in einer neuen Beziehung lebt. Und ständig wird er von Albträumen und Flashbacks verfolgt.
Anderen Männern ging es nicht so gut. Sie sind verstümmelt oder arbeitslos und müssen ihren Lebensunterhalt durch Betteln und kleine Gaunereien verdienen. Und alle sind sie durch den Krieg brutalisiert worden und fackeln nicht lange. Aus diesem Proletariat rekrutiert sich das Personal der Operation Judas, deren Ursprung im Versailler Vertrag und in deutschen Kriegsverbrechen an der belgischen Bevölkerung liegen.
Anfangs fiel es mir etwas schwer, mir die vielen Personen zu merken, die in den Kapiteln geschildert wurden. Aber nach etwa einem Drittel liefen die Stränge zusammen und die Szene lichtete sich. Mir gefiel es auch, dass die einzelnen Kapitel sehr kurz sind, max. 15 Seiten. Das liegt an einer persönlichen Vorliebe von mir, da ich gerne ein Kapitel zu Ende lese, bevor ich es zur Seite lege.