Rezension

Ein guter Auftakt einer vielversprechenden Gruselreihe

Johnny Sinclair - Beruf: Geisterjäger - Sabine Städing

Johnny Sinclair - Beruf: Geisterjäger
von Sabine Städing

Der Schriftzug des Titels und das Cover von „Johnny Sinclair – Beruf: Geisterjäger“ erinnert sofort an die bekannte Heftromanserie „John Sinclair“ von Jason Dark. Tatsächlich handelt es sich um den ersten Band einer geplanten Kinderbuchreihe, die an die bestehende Gruselserie angelehnt ist. Der Titelheld Johnny ist ein Fan des berühmten Geisterjägers von Scotland Yard und eifert seinem Vorbild nach. Da ich die „Johnny Sinclair“-Reihe selbst nicht gelesen habe, war ich vollkommen unvoreingenommen und habe mich von der Geschichte überraschen lassen.

Wie immer, liebe ich es, wenn das Setting der Geschichte schon von Beginn an dunkel und schaurig anmutet und genauso ist es mir auch diesmal ergangen. Johnny lebt in Schottland auf Greyman Castle, einer Burg, die schon lange im Familienbesitz der Sinclairs ist und derzeit nur von ihrem jüngsten Spross und der Haushälterin Cécile bewohnt wird.

„Und…gibt es noch andere Geister auf der Burg?“ „Sicher. Geschichten gibt es viele. Aber ich würde meine Hand für die Echtheit nicht ins Feuer legen.“ (S.42)

Besonders schön finde ich, dass die Burg, das sie umgebende Moor und das angrenzende Dorf im Buchdeckel als gezeichnete Karte abgebildet sind, sodass man sich die Lage von Johnnys schaurigem Zuhause sehr gut vorstellen kann. Schleichende Kälte, bewegliche Schatten und dunkle Gänge warten zusätzlich im Inneren der Burg und versetzen einen sofort in eine angenehm gespenstische Stimmung.

Leider war ich aber gleich zu Beginn der Geschichte etwas irritiert: Schon nach wenigen Seiten tauchen die Burggespenster auf, die Johnny aber scheinbar bereits zuvor in den Gängen der Burg angetroffen hat. Für den Leser stimmiger und ansprechender wäre es gewesen, wenn Johnny die gruseligen Gestalten gemeinsam mit dem Leser entdeckt hätte, womit in meinen Augen ein spannenderer Einstieg gelungen wäre.

Die Einführung von Johnny als Protagonisten und die der Nebenfiguren hat mir dagegen aber wieder sehr gut gefallen. Trotz seiner Ängste, überwindet sich Johnny den unheimlichen Phänomenen in dem alten Gemäuer der Burg auf den Grund zu gehen, wobei ihm sein treuer Freund Russel und der skurrile, besserwisserische Totenkopf Erasmus treu zur Seite stehen.

Er wusste nicht, was schlimmer war: draußen von wabernden Geistern erwartet zu werden oder die mumifizierte Pfote eines Hasen auf seiner Brust zu spüren. (S. 14)

Ziemlich lustig fand ich die Haushälterin Cécile, die als Mambo hellseherische Fähigkeiten besitzt, Johnny aber meistens unbrauchbare Tipps gegen die übernatürlichen Kräfte gibt. Dass Johnny bei Céciles Séancen für die gruseligen Effekte verantwortlich ist, fand ich wirklich witzig. Für mich hätte Cécile mit ihrer mystischen, aber gleichzeitig komischen Art, noch viel häufiger in der Geschichte vorkommen können oder sogar selbst mit auf Geisterjagd gehen können.

Es war seltsam, im Nebel zu wandern. So als wäre man der einzige Mensch auf der Welt. Alles um ihn herum war totenstill. (S. 60)

Die Handlung habe ich überwiegend aus der Sicht eines Kindes als aufregend und spannend empfunden. Auch der Schreibstil Städings hat mir sehr gut gefallen, war klar und verständlich formuliert, sodass auch jüngere Kinder beim Lesen keine Schwierigkeiten haben sollten. Ansprechend wird die Geschichte auch durch die im Cartoon-Stil gezeichneten schwarzweißen Illustrationen im Inneren. Leider blieben aber ein paar Fragen für mich unbeantwortet. So wurde zum Beispiel nicht geklärt, warum und von wem Mr Hopkins in den Tot gestoßen wurde. Vielleicht wird das aber in einer der Fortsetzungen noch einmal aufgegriffen.

Fazit & Bewertung

Das Buch hat alles, was ein zehnjähriges Kind fesselt: unheimliche Gemäuer, gruselige Gespenster, furchtlose Helden und treue Freunde. Der abrupte und in meinen Augen etwas holprige Einstieg ist zwar schade, aber angesichts der spannenden Story schnell vergessen. Städing ist in jedem Fall mit „Johnny Sinclair“ ein guter Auftakt einer vielversprechenden Gruselreihe gelungen, die in Zukunft garantiert noch viele junge Leser gewinnen wird.