Rezension

Ein guter Krimi, recht komplex angelegt, eigenartig. Gern gelesen.

Quittengrab - Gabriela Kasperski

Quittengrab
von Gabriela Kasperski

Bewertet mit 4 Sternen

Von diesem Krimi habe ich einen guten Eindruck gewonnen und kann ihn gern weiterempfehlen.

Hier wurde ein Versuch unternommen, eine Art eierlegende Wollmilchsau zu erzeugen, im positiven Sinne, für jede Zielgruppe etwas. Größtenteils ist es auch gelungen.

Es gibt viele Figuren und mehrere Erzählstränge, die später zusammenfinden und zu einer Geschichte werden: Hier eine junge Familie, Zita und Meier, mit zwei kleinen Kindern, die einen Spagat zwischen Familie und Beruf meistern. Meier untersucht den Anschlag auf den jüdischen Autor Dan Weisz, Zita hilft ihm dabei. Im nächsten Strang sind die Powerfrauen, die dem Wahlsieg von Hilary entgegenfiebern, es spielt ja um die Zeit, die alle etwas aus der Vergangenheit verbindet. Im weiteren Erzählstrang geht es um zwei Teenager, die den Nazis auf den Schlips treten. Im nächsten geht es um eine einsame Künstlerin aus Palästina, die ihre Skulpturen um das perfekte Kind in Nordeuropa kreiert. Hier wird den Lesern eine Art Neuinterpretation von Romeo und Julia geboten. Da ist noch ein Strang mit dem Geheimnis um einen grausigen Fund bei einem alten Brunnen im Quittenhain am Greifensee. All diese Geschichten werden abwechselnd erzählt. Viele Figuren kennen sich um paar Ecken oder auch enger. Die Welt ist quasi ein Dorf.

Die Frage der Identität ist hier ein großes Thema. Einige der Figuren haben eine doppelte, da darf man rätseln, wer wer ist. Zita und Meier, wie auch die Leser, kommen im Laufe ihrer Ermittlungen dahinter. Das Thema der Juden und Palästinenser ist hier auch ein wesentlicher Teil des Ganzen.

Vor jedem der 5 Teile des Romans findet man schöne Zitate auf Englisch, von George Eliot und von Shakespeare.

Auch wenn man sich so manches früher als Ermittler zusammenreimen kann und so manches aus mehreren Perspektiven paarmal erzählt wird, gibt es dennoch paar Überraschungen, insb. zum Schluss. Am Ende ist alles aufgeklärt, die Motive freigelegt.

Und auch wenn ich so manches nicht auf Anhieb abnehmen konnte, Stichwort Glaubwürdigkeit, oder einiges übertrieben fand, insg. ist es eine schöne, lesenswerte Geschichte geworden, bei der man erst durchhalten muss, wenn man aber die letzte Seite umblättert, kommt ein emotionsgeladenes „Hach…“ Und man versinkt noch eine Weile ins Nachdenken.

Man kann noch vieles dazu schreiben, besser man liest „Quittengrab“ selbst.

Ein schönes Umschlagfoto, passt zum Inhalt. Der Titel ist haptisch hervorgehoben. Die Schrift ist von (noch) angenehmer Größe. Es gibt viel Text pro Seite.

Fazit: Ein guter Krimi, recht komplex angelegt, eigenartig. Kein(!) 08/15. Habe ich gern gelesen.