Rezension

Ein guter Start, aber da ist noch Luft nach oben

Die Chroniken der Verbliebenen - Der Kuss der Lüge - Mary E. Pearson

Die Chroniken der Verbliebenen - Der Kuss der Lüge
von Mary E. Pearson

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT:
Lia ist die älteste Tochter im Königshaus Morrighan. Gerade mal 17 Jahre alt, soll sie mit einem Prinzen verheiratet werden, den sie noch nie in ihrem Leben gesehen hat. Doch das Mädchen entscheidet sich, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Sie flieht und heuert weit entfernt von zu Hause in einer Taverne an. Dort lernt sie zwei Männer kennen, die sofort ihre Aufmerksamkeit erregen. Was sie nicht weiß: Die beiden sind auf der Suche nach ihr. Einer wurde ausgesandt, um die Königstochter zu töten. Und der andere ist ausgerechnet jener Prinz, den sie heiraten sollte. Schnell fühlt Lia sich zu beiden hingezogen...

MEINUNG:
Ich hab das Buch schon sehr lange auf Englisch auf meiner Wunschliste zu stehen gehabt. Als dann bekannt wurde, dass es auf Deutsch erscheinen wird, habe ich mich sehr gefreut und habe mich schnell von den vielen sehr guten Meinungen infizieren lassen.

Wer Prinz und wer Attentäter ist, soll durch eine geschickte Erzählweise verschleiert werden. Ich bin allerdings der Meinung, dass der Prinz einmal den Namen des Attentäters erwähnt und außerdem war mir das irgendwie schon recht schnell klar, wer wer ist. Diese geschickt eingebaute Finte hat bei mir also leider keine Wirkung gezeigt.

Die Autorin hat eine tolle fantastisch-historische Welt geschaffen mit einer eigenen Karten, vielen Stämmen und sogar eigenen Sprachen. Vor so viel Kreativität ziehe ich immer den Hut, auch wenn mich die Stellen in der fremden Sprache oft etwas gestört haben, da sie nicht übersetzt worden sind so richtig. Irgendwie fühlt man sich dann als Leser ausgeschlossen. Ihre Welt beschreibt Mary E. Pearson sehr detailliert, so dass man sich ein genaues Bild machen kann.
Die Geschichte wird zum größten Teil aus der Ich-Perspektive erzählt, unterbrochen vom Prinz, Attentäter und später auch von Pauline. Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen, aber leider passiert ungefähr zwei Drittel des Buches nicht besonders viel, außer einer genauen Beschreibung von Paulines und Lias Alltag in Terravin, was leider nicht besonders spannend und auch für die Handlung nicht wirklich wichtig ist . Man muss also schon ein wenig Durchhaltevermögen beweisen und es für mich auch ein Grund, um einen Stern abzuziehen. Dennoch macht das letzte Drittel sehr viel Lust auf den zweiten Teil.

Ich muss aber auch sagen, dass ich es ein wenig unglaubwürdig fand, dass sie so lange unbemerkt in Terravin  leben konnte, welches sehr nah an ihrem eigentlichen Wohnort liegt. Vor allem als einer ihrer Brüder sie heimlich besucht und sie den anderen seinen richtigen Namen sagt und dass er ihr Bruder ist. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass das Gesicht von ihrem Bruder so unbekannt ist und die Leute nicht längst 1 und 1 zusammen gezählt haben. Was mich gleich zu Lias Naivität führt unter der ich diese Aktion verbuchen wollen würde.

Lia habe ich anfangs als sehr naiv wahrgenommen, aber man muss vielleicht auch berücksichtigen, dass trotz aller Wildheiten in ihrem Charakter wohlbehütet als Prinzessin aufgewachsen ist und keinen Schimmer hat, wie das richtige Leben funktioniert. In diesem Kontext kann ich ihr die eine oder andere Aktion verzeihen, aber sie ist sich noch nicht so richtig bewusst, dass ihr Handeln womöglich einen Krieg herauf beschworen hat. Lias Beweggründe zur Flucht mögen nachvollziehbar sein, aber sie lässt damit in schweren Zeiten ihr Land und ihre Familie im Stich. Man muss ihr aber zu Gute halten, dass im letzten Drittel sehr schnell lernen muss wir hart das Leben sein kann und sie wächst auch daran. Am meisten beeindruckt sicherlich ihr schier unbeugsamer Wille und Kampfgeist ihre derzeitige Situation nicht einfach hinzunehmen.

FAZIT:
Dieser erste Teil konnte mich nicht restlos überzeugen, dass sich die Geschichte doch sehr gezogen hat und die wirkliche Handlung nur schwer in Gang kam. Das Ende lässt jedoch sehr auf Band 2 hoffen! Die Welt, die Mary E. Pearson geschaffen hat, konnte mich wirklich faszinieren und es ist spürbar, dass dort viele Geheimnisse verborgenen sind, auf deren Aufdeckung ich in den nächsten Teilen hoffe.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.