Rezension

Ein guter Thriller, der auch 25 Jahre nach Erscheinen noch aktuell ist

Miracle Cure - Harlan Coben

Miracle Cure
von Harlan Coben

Bewertet mit 4 Sternen

// Was passiert //

In einer geheimgehaltenen Klinik arbeiten die Ärzte Harvey und Bruce seit Jahren daran, eine Heilung für den HI-Virus zu finden. Doch gerade als es so aussieht, als hätten sie endlich Erfolg, werden zwei geheilte Patienten aus ihrer Studie brutal ermordet. Anscheinend will jemand ihre Forschung sabotieren und letztendlich vernichten. Doch wer? Und vor allem: warum?

// Was ich denke //

Bei Miracle Cure handelt es sich um Harlan Cobens zweiten Roman, der veröffentlicht wurde, erstmalig im Jahre 1991. Und das merkt man... nicht an der Schreibweise oder Plotentwicklung, sondern am Sprachgebrauch der Protagonisten und den Vorurteilen, die sich durch die komplette Geschichte ziehen.

Denn in Miracle Cure geht es um den HI-Virus, und um AIDS. Diese beiden Dinge werden synonym verwendet, was nach heutigem Wissensstand einfach falsch ist. Genauso wie die Vorurteile, dass nur Schwule und Drogenabhängige sich mit dem Virus anstecken können, die ja mittlerweile auch widerlegt wurden. Da der Roman aber inzwischen sein 25-jähriges Jubiläum feiern kann, sollte man darüber hinweg sehen... denn wenn man diese Sache außen vor lässt, hat Harlan Coben mit Miracle Cure einen wirklich guten und spannenden Thriller geschaffen.

Im Mittelpunkt steht der Sidney Pavillon, eine äußerst geheime Abteilung des Columbia Presbyterian Hospitals. Hier arbeiten die beiden Ärzte Harvey Riker und Bruce Grey seit zwei Jahren unermüdlich an einer Heilung für nichts Geringeren als den HI-Virus. Sie konnten bereits einige Erfolge verbuchen und nach insgesamt sechs als geheilt erklärten Patienten sieht es so aus, als hätten sie das Wunder wirklich vollbracht! Doch dann werden zwei ihrer Patienten brutal ermordet und auch von Bruce muss sich der Leser bereits sehr früh verabschieden - er kommt bei einem als Selbstmord getarnten Sturz aus dem Fenster ums Leben. Wer genau dahinter steckt, erfährt man allerdings nicht, auch wenn der Täter, Auftragskiller George, sehr früh identifiziert wird. Im Laufe der Geschichte werden immer wieder Kapitel aus seiner Sicht erzählt, so dass man ihn besser kennenlernt.
Für die Presse sind die Morde natürlich ein gefundenes Fresse und schnell dominiert der "Gay Slasher" die Schlagzeilen. Allerdings glaubt Dr. Riker, der den Verlust seines Kollegen und Freundes verarbeiten muss, dass es sich um ganz gezielte Anschläge gegen die Klinik handelt... irgendjemand will verhindern, dass das Gegenmittel an die Öffentlichkeit kommt.

Und damit hat er nichts ganz unrecht. Je weiter die Story voran schreitet, desto mehr mehr mögliche Täter kommen hinzu und ich muss zugeben, dass ich selber zwischendurch fast jeden der Protagonisten in Verdacht hatte ;) Natürlich ist es am Ende nicht der, auf den die Beweise zeigen, aber das wäre ja auch zu einfach. Allerdings glaube ich, dass man, wenn man genug Thriller gelesen hat, schon früh wissen könnte, wer hinter den Morden steckt. Die genau Motivation hat mich dann aber doch überrascht... damit hätte ich so nicht gerechnet. Aber - wie gesagt - Harlan Coben weiß eben, was er tut ;) 

Man kann sich also denken, dass ich Miracle Cure ziemlich spannend fand. Doch nicht nur die Geschichte an sich hat mir gefallen, auch die Charaktere konnten mich für sich einnehmen. Diese kann man ganz klar in zwei Kategorien einteilen: Befürworter der Klinik, die um deren Erhalt kämpfen und die, die den Sidney Pavillon am liebsten bis auf die Grundmauer niederbrennen würden. Die Motivation ist dabei allerdings sehr unterschiedlich. Der größte Gegner von Dr. Riker ist Ernest Sanders, ein TV-Prediger, der AIDS zur modernen Plage Gottes erklärt hat und versucht, durch Panikmache mehr zahlende Schäfchen in seine Gemeinde zu locken. Doch auch der Arzt John Lowell würde die Forschung gerne beenden, denn dann würde er für sein eigenes Labor, das sich dem Krebs verschrieben hat, mehr staatliche Subventionen bekommen. Johns Tochter Sara hingegen steht vollkommen hinter Riker und vertraut ihm blind. Nicht zuletzt, weil der Arzt so etwas wie der Ziehvater ihres Ehemannes Michael, seines Zeichens erfolgreicher Basketball-Spieler, ist. Gut befreundet ist Sara auch mit Lieutenant Bernstein, der mit den Ermittlungen im Falle des "Gay Slashers" beauftragt wird. 

Ja, es gibt einige Gesichter in dem Buch, und alle sind irgendwie miteinander verbunden. Was die Sache aber noch spannender macht, denn irgendwer muss ja auch der Mörder sein. Ich hatte wirklich Spaß beim Rätseln und Puzzeln, auch wenn ich am Ende doch falsch lag ;) Mit Miracle Cure hat Harlan Coben einen wirklich guten Thriller geschaffen, der auch 25 Jahre nach Erstveröffentlichung noch irgendwie aktuell wirkt. 

Apropos aktuell: Mr. Coben selber rät im Vorwort ganz klar davon an, den Roman zu lesen, wenn es für den Leser der erste von ihm sein sollte. Was ihn mir ziemlich sympathisch gemacht hat :D Allerdings muss ich sagen, dass ich - die ja nun schon mehrere Bücher von ihm gelesen hat - das so nicht unterschreiben kann. Klar, es ist sicherlich nicht sein bestes Werk, aber es ist definitiv gut lesbar!

// Schlusswort //

Miracle Cure mag vielleicht nicht Harlan Cobens bester Roman sein, aber das hielt ihn nicht davon ab, mir dennoch zu gefallen. Ich empfand die Geschichte als spannend und interessant, die Charaktere gut ausgearbeitet und alles in sich sehr rund. Mit HIV und AIDS spricht er heute immer noch sehr aktuelle Themen an, die er sensibel und durchaus lehrreich verpackt hat.