Rezension

Ein gutes Buch für ganz junge Leserinnen

Love, Kiss, Cliff - Kim Leopold

Love, Kiss, Cliff
von Kim Leopold

Nach dem Tod ihrer Mutter zieht Meredith zu ihrem schwer reichen und sehr erfolgreichen Business-Vater nach New York und versucht, ihre Vergangenheit in Deutschland hinter sich zu lassen. In ihrer WG in New York wird sie von ihren beiden Mitbewohnern Ash und Jamie willkommen geheißen und fühlt sich auf Anhieb wohl. Doch nicht nur Meredith tut sich schwer damit, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Auch Ash und Jamie mussten im vergangenen Jahr den Verlust einer guten Freundin erleiden, die Meredith noch dazu zum Verwechseln ähnlich sieht. Die Handlung steckt voller spannender Wendungen und überraschender Erkenntnisse…

Zunächst einmal muss man dieser Geschichte zugutehalten, dass sie sehr kurzweilig zu lesen war und ich mich als Leserin nie gelangweilt habe, sondern nahezu magnetisch von meinem Kindle angezogen wurde und immer weiter lesen wollte. Die Autorin ist also insbesondere für ihre spannende und abwechslungsreiche Geschichte zu loben, die an vielen Stellen unvorhersehbar war.

Allerdings muss ich auch gestehen, dass die Gestaltung der Figuren und der Handlung mir an vielen Stellen zu oberflächlich geblieben ist. Jamie, Ash und Meredith haben alle schwere Schicksalsschläge erlitten, die mich als Leserin eigentlich in große Traurigkeit und Bestürzung versetzen sollten, doch irgendwie berührten mich die Charaktere an vielen Stellen einfach nicht. Es ist nicht so, dass es „Love, Kiss, Cliff“ an Emotionen gefehlt hätte, denn die Liebesgeschichten und die Romantik zwischen den Protagonisten kamen immer stets sehr deutlich und atmosphärisch zum Ausdruck. Lediglich an den anderen großen Emotionen fehlte es meiner Meinung nach hin und wieder.

Schade fand ich es außerdem, dass einige Figuren nur „benutzt“ wurden, um die Handlung irgendwie voran zu treiben und um ihre Funktion in der Geschichte zu erfüllen und danach irgendwie nicht mehr auftauchten. So kam die neue gute Freundin, die Meredith in New York kennen lernte, bald gar nicht mehr vor, ihre Freunde vom College blieben farblose Nebenschauplätze und ihre ehemals beste Freundin aus Deutschland wurde auf eine kurze, nicht besonders aussagekräftige E-Mail-Korrespondenz beschränkt. So blieb die Geschichte leider oft nur an der Oberfläche und ich habe mich auch hin und wieder darüber geärgert, dass den Charakteren dahingehend nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet wurde.

Auch muss ich leider kritisieren, dass der Roman oft die Grenzen des Glaubwürdigen überschritten hat. Natürlich ist es mehr als verständlich, wenn man dem Leser eine Wunsch-Welt erschafft, die all die schönen Zufälle und Wendungen, all die lieben Menschen und all den Reichtum enthält, den wir uns tagtäglich einfach so herbeiwünschen möchten. Doch so ist irgendwann auch einfach eine Grenze überschritten, ab der es doch ein wenig absurd wird und man als Leser einfach nur noch darüber schmunzeln muss, dass es die Autorin da doch ein wenig übertrieben hat. Insbesondere, weil Gut und Böse einfach so klar voneinander getrennt sind und am Ende wirklich die „Guten“ ein Happy End erleben und die „Bösen“ bestraft werden. Leider kann man „Love, Kiss, Cliff“ da zu oft einfach nicht mehr ernst nehmen.

Trotz der vielen kritischen Worte muss ich jedoch auch zugeben, dass mich dieses Buch nicht losgelassen hat, dass ich es gern gelesen habe und dass es durchaus Potential hat, ein wirklich gutes Jugendbuch für junge Leserinnen zu werden. Ich denke, wenn die Autorin noch ein wenig an sich arbeitet und insbesondere ihren Figuren mehr Tiefe und mehr Leben einhaucht, dann dürfen wir gespannt sein auf alles, was noch kommt. Als 13-jährige hätte ich dieses Buch sicher gemocht, aber um mich als Erwachsene zu begeistern, braucht es dann doch noch etwas mehr.