Rezension

Ein gutes Buch für zwischendurch

Weit weg und ganz nah - Jojo Moyes

Weit weg und ganz nah
von Jojo Moyes

Jess, die Mutter zweier Kinder, findet eines Tages nach ihrer Arbeit ein Bündel Geldscheine. Viel Geld, dass sie sehr gut gebrauchen kann. Sie kennt den Mann, dem das Geld gehört, flüchtig von ihrer Arbeit. Und nun ist sie auf seine Hilfe angewiesen, denn er fährt sie und ihre Kinder durch halb Großbritannien. Sie windet sich immer mehr davor, ihm zu sagen, dass sie sein Geld gefunden hat, bis sie sich in ihn verliebt.

Eine wirklich rührende Geschichte über das Schicksal einer Familie. Sie zeigt, wie tief unten man sein kann und wie es die Persönlichkeit eines Menschen ändert. Wie sehr eine Familie zusammenhalten kann und wie gut es tut, wenn man fremden Menschen hilft. Einfach so.

In dem Schreibstil habe ich mich – wie immer – bei Jojo Moyes, bzw. der Übersetzung sehr wohl gefühlt. Sehr ruhig wird hier ein aufreibendes Thema und eine Familie am Abgrund, oder zumindest kurz davor, beschrieben. Auch die Idee der Geschichte fand ich klasse.

Leider bleibt für mich wohl immer der Eindruck von Ein ganzes halbes Jahr, den auch Eine Handvoll Worte nicht überdecken konnte. Ich will es nicht, aber dennoch tue ich es: ich vergleiche. Und da ist für mich Ein ganzes halbes Jahr der unumstrittene Favorit ihrer Bücher (jedenfalls derer, die ich bis jetzt gelesen habe). Dennoch werde ich weiter Bücher von ihr lesen, denn ich mag ihren Schreibstil wirklich.

Ich habe überlegt, warum dieses Buch mich nicht so aus den Socken gehauen hat, wie Ein ganzes halbes Jahr. Ich denke, es liegt an der Protagonistin. Sie vergisst über einen ziemlich unglaubwürdig langen Zeitraum das kleine Geldbündel. Sehr gut fand ich im Gegensatz zu ihr aber die Nebencharaktere, zum Beispiel ihren Sohn Nicky. Der ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Er ist ein Außenseiter, aber für seine Liebsten tut er einfach alles.

Das Buch ist mit einer wechselnden Perspektive geschrieben. Ich bin mir da nicht sicher, ob ich das gut umgesetzt finde oder nicht. Jess wird zum Beispiel von dem netten Mr. Nicholls und sich selbst ganz anders wahrgenommen (so hatte ich das Gefühl) als von ihrem Sohn. Ist soweit realistisch, aber irgendwie hat mich das nicht ganz zufriedengestellt.

Fazit: ♥♥♥/♥♥♥♥♥

Ich habe immer wieder zwischen drei und vier Herzchen geschwankt – und mit beiden fühle ich mich nicht ganz wohl. Es liegt wohl irgendwo dazwischen. Der Schreibstil und die Geschichte haben mich wieder voll überzeugt, man kann gut in die Geschichte eintauchen. Dennoch wiegen da die Logikfehler für mich schwerer, denn sie haben mich immer wieder aus der Geschichte geholt.

Hier habe ich für euch meinen liebsten Satz aus dem Buch von der kleinen Tanzi:

"Die Wahrscheinlichkeitstheorie sagt, in Kombination mit dem Gesetz der großen Zahlen aus, dass man, wenn man etwas gegen alle Wahrscheinlichkeit schaffen will, einen Vorgang in einer ansteigenden Rate von Wiederholungen durchführen muss, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Je öfter man es macht, desto dichter ist man dran. Oder, wie ich es Mum erkläre: Manchmal muss man eben einfach immer weitermachen."