Rezension

Ein gutes Buch mit einigen Schwächen.

Land ohne Lilien - Geraubt - Lauren DeStefano

Land ohne Lilien - Geraubt
von Lauren DeStefano

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Rhyne erzählt, die sechzehnjährige Protagonistin, die entführt und in eine polygame Ehe gezwungen wird. Rhyne ist eine vernünftige Heldin mit Grips, sie ist mitfühlend und charmant. Anstatt sich Hals über Kopf in irgendwelche Situationen zu verrennen, plant sie ihr Vorgehen sorgsam. Sie baut Freundschaften auf, immer schön langsam und nachvollziehbar, sodass auch Nebencharaktere mehr an Tiefe bekommen. Fast alle Nebencharaktere, besonders die beiden anderen Ehefrauen, den Ehemann und den Schwiegervater, fand ich sehr interessant.
Normalerweise sieht man sich als Leser einer Konfrontation zwischen Gut und Böse gegenüber. Hier fiebert man zwar mit der Protagonistin mit und hofft, dass ihr die Flucht gelingt, aber gleichzeitig ist man sich unschlüssig, so wie die Protagonistin selbst. Die Antagonisten haben nämlich ihre eigenen Ziele und Bedürfnisse, wodurch sie menschlicher erscheinen. Eine zusätzliche Perspektive hier wäre bestimmt interessant.
Etwas, das ganz besonders beim Lesen auffällt, ist der wunderschöne Schreibstil der Autorin. Einige Sätze möchte man sich auf der Zunge zergehen lassen, da diese so hübsch sind. Sie wendet sich ab von gängigen Metaphern und vermittelt dem Leser eher das Gefühl, das Geschehen selber mit zu erleben.
Obwohl ich das Buch sehr gut finde und es zu meinen Highlights gehört, muss ich auf einige Kritikpunkte bemerkbar machen, weshalb es auch nicht für die volle Punktzahl reicht.
Zum einen ist das Setting nicht weiter ausgeführt. Viele Fragen, die essenziell für das Verständnis dieser Welt sind, werden nicht gestellt, geschweige denn beantwortet. Wie die Frage, weshalb Männer mit 25 und Frauen mit 20 sterben.
Bewertung: In vielen Rezensionen heißt es, dass die Geschichte keinen Sinn hätte. Ich sehe das nicht so, für mich ist der Sinn der Geschichte, die Frage beantwortet zu wissen, ob Rhyne die Flucht gelingt und ob sie überlebt. Problematisch ist es wohl, dass die Handlung in einer dystopischen Welt angesiedelt ist und viele Leser dadurch eine tiefgehende Bedeutung erwarten (siehe Panem, Divergent und viele andere Dystopien, wo ist denn in den Systemen dieser Welten ein Sinn??). Das war nach langer Zeit endlich wieder eine Dystopie, die mich für dieses Genre gewinnen konnte. Aufgrund der Kritik sind es dennoch ♥♥♥♥ Herzchen von meiner Seite.