Rezension

Ein Händchen für guten Kaffee

Der Duft der weiten Welt - Fenja Lüders

Der Duft der weiten Welt
von Fenja Lüders

Bewertet mit 5 Sternen

~~Mina Deharde entspricht so gar nicht dem gängigen Frauenbild Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie weiß sehr genau, was sie nicht möchte: „nur“ ein Leben als Ehefrau und Mutter. Ihr Ziel ist es, im Kaffeekontor ihrer Familie zunächst mitzuarbeiten, um es später einmal zu leiten. Zur damaligen Zeit ein schwerer, wenn nicht gar unmöglicher Plan.

Diese mutige junge Frau mit einem starken Willen ist die sympathische Protagonistin in der dreiteiligen Familiensaga um die Familie Deharde, die in der Hamburger Speicherstadt erfolgreich mit Kaffee handelt.
Der erste Teil spielt in den Jahren 1912-13 und gibt Einblicke in das Familienleben der Dehardes, das Leben und den Kaffeehandel in der Speicherstadt, Minas erste Liebe zu Edo, einem Angestellten ihres Vaters, aber auch einige Schicksalsschläge, die die ganze Familie betreffen.
Trotz der sehr kurzen Zeitspanne erlebt man die Entwicklung Minas vom „Backfisch“ zu einer jungen Frau, die trotz ihrer Jugend erstaunlich reif wirkt und sich nicht scheut, Entscheidungen zu treffen, die zwar zum Wohle der Familie sind, sie selbst aber nicht wirklich glücklich machen.
Neben Mina gibt es noch weitere interessante Charaktere, von denen ich einige schon ins Herz geschlossen habe, und natürlich dürfen auch die Umsympathen dabei nicht fehlen.

Fenja Lüders hat einen sehr angenehmen Schreibstil, so dass die Kapitel nur so dahingeflogen sind. Sie schildert die Geschehnisse dabei immer so realistisch, dass sehr schnell ein Kopfkino entsteht. Insbesondere die Schilderungen der Speicherstadt haben mir sehr gut gefallen. Die dort und im Hafen herrschende Atmosphäre ist schon eine besondere.

Der erste Teil war für meinen Geschmack viel zu schnell beendet und dann mit so einem Cliffhanger. Aber so steigt die Vorfreude auf den zweiten Teil.