Rezension

ein harter und steiniger Weg

Die Tagebücher des Michael Iain Ryan (Band 1) - Nadja Losbohm

Die Tagebücher des Michael Iain Ryan (Band 1)
von Nadja Losbohm

Bewertet mit 4 Sternen

Michael wächst, von seiner Mutter behütet und dem Vater geduldet, auf dem heimischen Hof auf. Als er 8 Jahre alt ist, wird der Hof von Banditen überfallen und seine Mutter dabei getötet. Michael konnte sich jedoch vor den Halunken retten und fliehen, um kurz darauf von seinem Vater gefunden zu werden, der ihn für den Tod der Mutter verantwortlich macht.
Um Michael loszuwerden, steckt sein Vater ihn in ein Kloster. Erst denkt Michael, dass ihn nun ein ruhiges Leben im Schoß der Kirche erwartet, doch schon am ersten Tag merkt er, dass manche Mönche im Kloster mit unheiligen Mitteln vorgehen. Michael gerät in das Visier von Prior Arnaud, der es sich in den Kopf gesetzt hat, Michael den Dämon auszutreiben, der sich in ihm niedergelassen haben soll. Doch nicht ein Dämon wohnt in Michael, er ist von Gott auserwählt.
Schon mit "Die Jägerin"-Reihe rund um die Jägerin Ada hat die Autorin eine Welt geschaffen, die düster und trostlos wirkt. Doch gibt es einige Lichtblicke, die darauf hoffen lassen, dass Ada und auch deren Mentor Pater Michael die Welt ein Stück besser machen wollen. 
In den Tagebüchern des Pater Michael erzählt die Autorin nun, wie Pater Michael zu dem geworden ist, was er heute ist. Im ersten Band geht es speziell um seine Kindheit, die schrecklicher und traumatischer nicht sein könnte. 
Von Banditen gejagt, die seine Mutter getötet haben, vom Vater gehasst und gedemütigt, landet er im Kloster von Gourin, wo ihm auch keine Herzlichkeit entgegen gebracht wird. Von Anfang an hat er mit Widrigkeiten zu kämpfen und hat auch niemanden, der ihm helfen könnte. Denn würde er sich jemandem anvertrauen, wäre dies sein Todesurteil.
Nur sein starker Wille und sein Glaube an Gott halten ihn aufrecht, vor allem, da er weiß, dass er von Gott zu etwas auserwählt wurde. Dies herauszufinden, ist nun sein Lebensinhalt und so stellt er sich den Herausforderungen.
Demütigungen und Anfeindungen sind noch das harmloseste, mit dem Michael zu tun hat. Es ist nicht einfach, seinen Weg mitzuverfolgen, da die Brutalität, die von manchen Mönchen an den Tag gelegt wird, den Hass in einem schürt. Vor allem, da man weiß, dass auch heute noch solche Dinge hinter verschlossenen Klostertüren vorgehen. 
Kinder und Jugendliche werden derart in Angst versetzt, dass man mit ihnen einfach alles machen kann. Unvorstellbare Dinge. Die Machenschaften sind grausam und brutal. In dem Roman der Autorin gibt es einige Schreckensgestalten, denen man einfach nur den Tod wünscht. 
Michael hat das Pech, auf gerade diese Personen zu treffen. Angefangen bei seinem Vater, der aus Eifersucht auf Michael in ihm einen Sündenbock sucht und ihm den Tod der Mutter unterstellt. 
Prior Arnaud ist der fanatische Teil, der einen nichtexistierenden Dämonen in Michael sieht und diesen austreiben will. Dabei sind ihm fast jedes Mittel recht. 
Schlechtes oder gar kein Essen macht die Kinder mürbe, während sich die Mönche die feinsten Speisen einverleiben. Die unmenschliche Behandlung zeigt Wirkung und ist Alltag im Kloster.
Hinzu kommen Folter, sexuelle Nötigung und Demütigung. 
Dies alles verursacht von einer Handvoll Mönche, die es auch noch schaffen, es vor den "normalen" geheim zu halten bzw. nicht an ihrem Treiben gehindert werden. Ebenfalls aus Furcht vor dem Tod. 
Michaels Weg ist sehr steinig, doch weiß er, wenn er dies erträgt, wartet am Ende eine Belohnung. Gottes Belohnung. So wurde es ihm höchstpersönlich von Gott versprochen. Dies hält ihn aufrecht.
Die Autorin schildert Michaels Jugend in eindringlicher Weise und gibt schonungslosen Einblick in das Klosterleben mit allen Schattenseiten. Lichtblicke gibt es so gut wie keine. 
Zeitweise musste ich das Buch zur Seite legen, weil das Kopfkino zu intensiv mitspielte. Es gibt Dinge, die kann, will und muss man sich nicht vorstellen. 
Schockierende Momente und grausame Szenen - und doch kämpft sich Michael durch. Sein Glaube ist groß, seine Hoffnung ebenfalls.
Das Buch endet mit Michaels 18. Geburtstag und einem ungewöhnlichen Angebot, welches die Zukunft Michaels stark verändern würde.
Wie er sich entscheidet, ist den Lesern der "Jägerin"-Reihe schon bekannt, doch warum und wie es dazu kam, ist hochinteressant. 
Sein Verhalten in den nach seinen Tagebüchern spielenden Bänden ist nun noch um einiges mehr nachvollziehbar und hat ihn mir auch noch sympathischer gemacht.
Fazit:
Michaels harter und steiniger Weg zu dem Menschen, der er heute ist.