Rezension

Ein Hauch Forrest Gump und viel Football

Silver Linings - Matthew Quick

Silver Linings
von Matthew Quick

Bewertet mit 3 Sternen

Das Thema dieses Buches ist ganz interessant, wenn auch nicht neu.
Pat ist 34 Jahre alt und lebt wieder bei seinen Eltern, nachdem ihn seine Mutter aus einer psychiatrischen Anstalt herausgeholt hat. Er ist dankbar, dass er nicht mehr „an dem schlimmen Ort“ sein muss und versucht, ein besserer Mensch zu werden, auch damit seine Frau Nikki die „Auszeit“ beendet, die sie über ihre Ehe verhängt hat.
Ein besserer Mensch wird er durch das Verinnerlichen der Maxime: „Lieber nett sein, als rechthaben“ und durch ein exzessives Fitnessprogramm. Trotzdem hat er immer wieder gewalttätige Ausbrüche.

Pats Erzählweise erinnert an Forrest Gump. In simpler, monotoner Sprache erzählt er von seinem Leben. Nur leider passiert da nicht sehr viel. Er trainiert 10 Stunden täglich, und sehnt sich nach Nikki. Er ist verrückt nach Football, genau wie sein Vater, sein Bruder, seine Freunde und sogar sein Therapeut. Deshalb dreht sich auch fast das halbe Buch um Football, das Abschneiden der Eagles, Besuche im Stadion, Fan-Treffs, und mich hat das herzlich gelangweilt.
Eigentlich hält einen nur die Frage bei der Stange : Was ist mit ihm passiert? Ist er geistig behindert? Hatte er einen Unfall? Das wird einem aber lange nicht erzählt. Stattdessen läuft er schnell noch ein paar Meilen…
Er trifft Tiffany, die seit dem Tod ihres Mannes depressiv ist und auch in ihrer ganz eigenen Welt lebt. Tiffany bringt ein bisschen Abwechslung ins Geschehen. Aber kaum nimmt die Sache an Fahrt auf, müssen wir einen wirklich langen Briefwechsel mit Nikki lesen.
Gegen später wird dann tatsächlich angedeutet, was Pat zugestoßen sein könnte. Das ist traurig, aber so außergewöhnlich, dass es sich lohnt das als riesiges Geheimnis aufzuheben, ist die Sache dann auch nicht.

Was bleibt dann noch? Der Blick in das Innere eines schwer verstörten Menschen…oder sogar mehrerer verstörter Menschen, die es schaffen sich gegenseitig aufzurichten und nach dem Silberstreif am Horizont zu suchen. Ein leicht erhobener moralischer Zeigefinger…das ist für meinen Geschmack zu amerikanisch gewollt rührselig.
Für mich ist dies ein Buch, das man lesen kann. Man verpasst aber auch nichts, wenn man es lässt. Die allgemeine Begeisterung hier kann ich nicht so recht nachvollziehen.
Vielleicht sollte ich lieber nett sein, als recht zu haben? Ach je…