Rezension

Ein Heißluftballon im Sinkflug

Schwindelfrei ist nur der Tod - Jörg Maurer

Schwindelfrei ist nur der Tod
von Jörg Maurer

Ein Heißluftballon im Sinkflug

„Jennerwein war wieder der Alte. Blitzschnell die Situation erfassen – klare Entscheidungen treffen – keine Zeit verlieren. Es lief alles wie gewohnt ab. Oder etwa doch nicht?“

Im achten Band Alpenkrimi-Reihe um Kult-Ermittler Hubertus Jennerwein beruht der Handlungsstrang im Jahre 1971 auf einer wahren Begebenheit, des Weiteren ist auch die Ballonfahrt ein zentrales Thema in diesem Buch.

Im August 1971 statt wird die Deutsche Bank in der Landeshauptstadt von maskierten und bewaffneten Tätern überfallen. Einer höchst dilettantischen Planung dieses Verbrechens ist es geschuldet, dass die ganze Sache eskaliert und in einer Geiselnahme mit tödlichem Ausgang endet. In einem Gewühl von Geiseln, Geiselnehmern, der Presse, einer sensationslüsternen Menschenmenge und der chaotisch arbeitenden Polizei läuft so einiges schief – und es gibt einen Augenzeugen, dessen Berichte nicht ernstgenommen wurden.

In einem weiteren Handlungsstrang in der Gegenwart spielt ein Mann namens Marco Zunterer eine gewichtige Rolle. Der ehemalige Elitesoldat und erfahrene Hubschrauberpilot der Bundeswehr hat sich selbständig gemacht und chauffiert nunmehr Menschen in seinem Heißluftballon durch die Lüfte. Die nächste Tour ist längst geplant, als in letzter Minute noch zwei geheimnisvolle Personen an Bord möchten, die für die Wahrung ihrer Anonymität eine Menge Geld bezahlen. Der Ballon startet mit seiner achtköpfigen Besatzung im bayrischen Kurort und fährt entlang des Alpenrands Richtung Spitzingsee - kommt jedoch niemals am vorhergesehenen Ziel an. Der Vermisstenmeldung folgt ein Augenzeugenbericht, in dem von einer Explosion die Rede ist. Hubertus Jennerwein und sein Team sind nun gefordert, zumal alle Anzeichen auf einen Anschlag deuten.

Ein Mann namens Dirschbiegel macht Jennerwein in diesem Band gehörigen Kummer. Er ist Dieb aus Leib und Seele, Blender und Schwadroneur, und verbrachte sein halbes Leben im Gefängnis. Als notorischer Gesetzesbrecher mit jungenhaft-verschmitztem Aussehen zieht er permanent die Aufmerksamkeit des Kriminalhauptkommissars auf sich – und zwar aus einem ganz bestimmten Grund. Als der sogenannte „Burglar King“ vor seiner nächsten Entlassung steht, überrascht er Jennerwein mit dem Entschluss, sein Leben zu ändern und ehrlich zu werden. Ein Vorhaben, welches der Polizeibeamte dem Kleptomanen auf keinen Fall abnimmt. Er vermutet vielmehr einen neuen, großen Plan, der hier professionell ausgeheckt wurde.

Im vorliegenden Alpenkrimi scheint den integren und erfolgreichen Ermittler Hubertus Jennerwein irgendetwas zu bedrücken. Gemeinsam mit seinem Team Ludwig Stengele, Maria Schmalfuß, Johann Ostler, Nicole Schwattke, Franz Hölleisen und Hansjochen Becker arbeitet er zwar an dem Vermisstenfall um Marco Zunterer und dessen Fahrgäste, scheint dabei jedoch stets ein wenig abwesend zu sein. Die Begründung ist für den Leser überraschend – und führt zu interessanten Rückblicken in Jennerweins private Vergangenheit.

In diesem Buch gibt es leider wenige Auftritte altbekannte und liebgewonnene Persönlichkeiten aus dem bayrischen Kurort, das ehemalige Bestattungsunternehmerpaar Ursel und Ignaz Grasegger sowie der österreichische Striezi und Mafia-Problemlöser Karl Swoboda erhielten jedoch kleine Nebenrollen im Buch.

Für Spannung sorgen die Ungewissheit über den Verbleib des Heißluftballons samt Besatzung, die Hintergründe zum damaligen Banküberfall sowie die brutale Verfolgung des Einbrecherkönigs Dirschbiegel durch einen hochgefährlichen und gefürchteten französischen Geldeintreiber. Jörg Maurer baut wie gewohnt einige neue Nebenfiguren in die Handlung ein, spickt das Ganze mit einer Menge bayrischem Humor und Wortwitz und wartet mit gewohnt lockerem Schreibstil auf.

Obgleich ein Handlungsstrang nicht ganz aufgelöst und der Leser lediglich mit Andeutungen über eine mögliche GPS-Ortung von zwei Vermissten abgespeist wurde, konnte mir diese Tatsache dennoch nicht den Lesegenuss trüben.         

Mir hat auch dieser achte Alpenkrimi aus der Feder von Jörg Maurer großes Lesevergnügen bereitet und ich kann als Fan dieser Reihe das Buch „Schwindelfrei ist nur der Tod“ ebenso weiterempfehlen wie dessen Vorgänger.