Rezension

Ein Held, der etwas anderen Art

Saymon's Silence - New Horizon - Jennifer Alice Jager

Saymon's Silence - New Horizon
von Jennifer Alice Jager

Die Welt, wie du sie kanntest, ist zerstört. Du bist allein. Du bist anders. Was würdest du tun?

Die Welt ist zerstört und alles, was dir bleibt ist das, was du am Körper trägst.
Ein Haus? Das hast du nicht, denn du wirst von der Gesellschaft verachtet.Du lebst dort, wo du jagst. Du lebst von Kaninchen, Wild. Alles, was du im Wald finden und töten kannst.Denn du bist anders.So würde sich Saymon gewiss beschreiben. Anders. Warum? Das weiß er nicht. Noch nicht. 
Er ist ein Vex, ein Bewohner von New Horizon, die das komplette Gegenteil von der in Trümmern liegenden Außenwelt darstellen. 

Ein Paradies, mitten in der Einöde, abgeschottet von den Bewohnern der Außenwelt, die mit dem Tode kämpfen.
"Ein neuer Horizont, neue Aussichten auf eine bessere, eine glücklichere Zukunft. New Horizon." (Zitat Seite 89)
Doch schon bald muss Saymon feststellen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.
"Wo es Licht gibt, da gibt es auch Schatten, nicht wahr?" 
(Zitat Seite 125)

Denn was ist wirklich nötig, um eine solche Stadt zu bauen, gar aufrecht zu erhalten?
Eine Stadt, in der keiner leiden, keiner Hunger haben oder frieren muss?
Keiner schlechter ist, als der Andere und jeder seinen Platz in der Gesellschaft hat?
Was haben die Vexs in höheren Ämtern wirklich zu verbergen?
Schon bald beginnt ein Kampf um die Wahrheit, bei dem nicht ein Mal vor Gewalt und Mord halt gemacht wird. 
Ein Einblick in die menschliche Psyche, die es in einer solchen Dystopie noch nie gegeben hat und wie es einem einzigen Menschen gelingen kann, die Kontrolle über eine ganze Gesellschaft zu behalten...

 

Ein Held, der etwas anderen Art. Ein Held, der nie einer sein wollte.
Saymon. 
Hach, was soll ich zu ihm sagen außer, ANGELECKT, MEINS?
Ich bin begeistert. Die Autorin hat hier einen Charakter geschaffen, der düsterer und einfühlsamer nicht sein könnte.
Trotz seiner stummen Art, schließt man Saymon sofort ins Herz. Fühlt, was er fühlt, sieht was er sieht und leidet mit ihm.
Selten konnte ich mich so gut in einen Charakter hineinversetzen, wie in ihn.
Da es sich dabei um eine Dystopie handelt, kann man davon ausgehen, dass man hier keine freudestrahlenden glücklichen Kinder außerhalb von New Horizon finden wird. 
Das alles hat Saymon sehr geprägt und durch seine Abschottung auch sehr misstrauisch gegenüber anderen Menschen gemacht, was ihm im Verlauf der Geschichte sehr zu Gute kommen wird.
Dementsprechend findet man hier Gewalt, Mord und Handlungen, die definitiv in den Verlauf der Geschichte passen.
Auch die Liebe kommt nicht zu kurz, wenn auch, vielleicht für den Einen oder Anderen, zu wenig.
Für mich persönlich die perfekte Dosierung, da Saymon, Außenwelt sei Dank, nicht der Charakter für große Bindungen und Gefühle ist, was ich super fand. 
Nicht jeder Held kann immer perfekt sein, genauso wie  Vergangenheit nicht einfach vergessen werden kann, oder?
Was mir persönlich besonders gut gefallen hat, war die gespaltene Gesellschaft. Auf der einen Seite die Perfektion, auf der Anderen der Kampf ums Überleben und gegen den Tod.
Dadurch wird vor allem ein tiefer Einblick in beide Gesellschaften gegeben und spiegeln  die heutige Gesellschaft gut wieder.
Neid. Habgier. Gehen über Leichen.
Kontrolle einer gesamten Gesellschaft durch keine Happen, die ihnen "hingeworfen" werden.
Besonders die menschliche Psyche kommt hier nicht zu kurz, weshalb es für mich kein Buch für "mal eben zwischendurch ist" und besonders gut zum Nachdenken anregt.

Dies wird besonders durch den Schreibstil von Jennifer A. Jager unterstützt, der sich durch eine präzise Beschreibung und wenigen blumigen Worten auszeichnet (hätte vermutlich auch nicht in eine Dystopie gepasst....). Dabei lässt dieser dennoch viel Spielraum für die eigene Fantasie und ich hatte keine Probleme, mich von Anfang an gut einzufinden, auch wenn man als Leser in das kalte Wasser geworfen wird. Und ich, muss ich sagen, war es wirklich sehr kalt. 
Menschen können echt scheußlich sein. Danke Jennifer, für diese fantastischen Beschreibungen.
Selten habe ich so mitgefiebert, wie bei dieser Dystopie.

Das Cover passt, meines Erachtens nach, super zum Inhalt des Buches. Düster. Irgendwo ein bisschen magisch und geheimnisvoll. Zu sehen sind, vermutlich, Saymon (von hinten) und Mia (von vorne). Doch wer sie ist und woher Saymon sie kennt, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.
Das müsst ihr dann lesen ♥