Rezension

Ein herrlich anachronistisches Krimivergnügen!

Dreikönigsmord - Bea Rauenthal

Dreikönigsmord
von Bea Rauenthal

Wie lange hab ich auf so ein Buch gewartet? Ich kann es gar nicht beschreiben wie sehr mich hier die Vorankündigung interessiert hat: ein Krimi sollte es sein, bei dem ein Mord von zwei gegenwärtig lebenden Kommissaren in der Vergangenheit aufgeklärt werden würde. Das klang für mich nach einem tollen anachronistischen Leseerlebnis und ich kann schon mal vorweg sagen - ich wurde nicht enttäuscht.
Zunächst mal zur Rahmensituation: die beiden Kommissare Jo Weber (weiblich, 36) und Lutz Jäger (34) sind Kollegen mit sehr unterschiedlichem Naturell - sie ist die überkorrekte Beamtin und kinderlose Karrierepolizistin, die natürlich (vor allem was ihr Privatleben betrifft) auch eine verletzbare Seite hat, die sie aber tunlichst zu unterdrücken versucht und er ist der wilde und unkonventionelle Abenteuer-Polizist, der genau diese Komponente an seinem Beruf so mag, er trägt eine verwegene Gesichtsbehaarung, ansonsten kocht und er gerne (im Gegensatz zu seiner Kollegin) und mag wie fast jeder Mann Fußball. So weit also das Persönlichkeitsprofil der beiden Polizeibeamten, die im beschaulichen Städtchen Ebersbach ihren Dienst verrichten. 
Eines Tages zu Beginn der Adventszeit werden Jo und Lutz zum nahegelegen Kloster gerufen, um einen Leichenfund zu begutachten. So weit so alltäglich - wäre da nicht eine mumifizierte Leiche vorhanden, die laut der sympathischen Gerichtsmedizinerin Yun-Si Mittermeier bereits mehrere hundert Jahre tot sein muss. Kein Fall also für die beiden Kommissare - denken sie, denn bei der Heimfahrt erleiden sie nach einem kurzen Disput einen Unfall, der sie geradewegs in die Zeit katapultiert, in der der Mord geschehen ist: 1380.
Dort finden sich die beiden wieder als Josepha Weber, eine verwitwete Tuchhänderin und als Lutz Jäger, der zweifelhaft beleumundete Kneipenwirt der "Grünen Traube". Schnell finden die beiden heraus dass sie besser mit- als gegeneinander arbeiten in dieser fremden Zeit. Sie lernen die alte, aber sehr toughe Äbtissin des Klosters kennen, die sie über den Toten informiert und ihnen klarmacht dass sie erst wieder in ihre eigene Gegenwart reisen dürfen, wenn sie das Verbrechen aufgeklärt haben.
Bea Rauenthal schafft es mit diesem anchronistischen Zeitreisekrimi, der er erste in einer Trilogie ist, dass man komplett das Gefühl hat mit Lutz und Jo ins Mittelalter einzutauchen. Der übersichtliche Ort wird topografisch eindrücklich erzählt, es wird viel Wert auf Detailreichtum und Atmosphäre gelegt. Die Charaktere werden absolut lebendig charakterisiert, sowohl Protagonisten als auch alle anderen Figuren sind anschaulich dargestellt. Die Geschichte ist so unterhaltsam, teilweise ironisch und natürlich auch spannend, dass man rundherum alles vergisst. Die Anzahl der Verdächtigen ist genau richtig, der Leser wird wie die beiden Kommissare auf verschiedene Fährten geführt und letztlich vom Ausgang auch überrascht.
Alles in allem ist dies wirklich ein überaus gelungener Auftrakt einer tollen Krimireihe, deren zweiter Teil bereits in wenigen Tagen erscheint.