Rezension

Ein hervorragender Kriminalroman mit tiefen Einblicken in die Abgründe des Wissenschaftsbetriebs und die bretonische Mythologie.

Bretonische Geheimnisse - Jean-Luc Bannalec

Bretonische Geheimnisse
von Jean-Luc Bannalec

Bewertet mit 5 Sternen

Jean-Luc Bannalec, Bretonische Geheimnisse. Kommissar Dupins siebter Fall, Kiepenheuer & Witsch 2018, ISBN 9878-3-462-05201-5

 

Eine neue literarische Stimme macht sich seit einigen Jahren erfolgreich auf dem hart umkämpften deutschen Krimimarkt bemerkbar. Während viele Jahre lang erfolgreiche Serien wie etwa Donna Leons Romane um den Commissario Brunetti aus Venedig schon seit langem an Langeweile und immer mehr von dem Gleichen nicht zu überbieten sind, hat der in Deutschland und in Frankreich lebende Autor unter dem Pseudonym Jean Luc Bannalec mit seinen bisher schon sechs Romanen um seinen im Finstere lebenden Kommissar Dupin auch bei der etablierten Literaturkritik erhebliche Beachtung gefunden.

 

Schon in allen bisherigen Romanen hat Bannalec, vor allem vermittelt durch Dupins Kollegen Riwal eine Menge bretonischer Geschichte und Mythen eingewoben. Doch in seinem neuen Werk geht es fast ausschließlich darum. Für Leser, die sich vor allem für die Artuslegende interessieren, ist das toll, für andere möglicherweise stellenweise etwas langweilig und langatmig.

 

Der Wald von Brocéliande mit seinen malerischen Seen und Schlössern ist das letzte verbliebene Feenreich – glaubt man den Bretonen. Unzählige Legenden aus mehreren Jahrtausenden sind hier verortet. Auch die von König Artus und seiner Tafelrunde. Welche Gegend wäre geeigneter für den längst überfälligen Betriebsausflug von Kommissar Dupin und seinem Team in diesen bretonischen Spätsommertagen, zumal sich mit Riwal ein absolut kundiger Kollege anbietet mit detaillierten Informationen und Führungen.

Als Dupin zu Beginn des mehrtätigen Betriebsausflug noch mit einem berühmten Artus-Forscher in einer anderen Angelegenheit en Gespräch führen will, findet er diesen ermordet vor. Schnell ist Dupin von Paris aus zum nationalen Sonderermittler ernannt mit allen Befugnissen und macht sich mit seinem Team auf die Suche nach dem Täter. Wichtig ist dabei eine Gruppe von an diesem Ort versammelten Wissenschaftlern mit zunächst undurchschaubaren Beziehungen untereinander, die, so findet Dupin bald heraus, von Konkurrenz und Stellenneid geprägt sind.

 

Aus dieser Gruppe sind bald weitere Opfer zu beklagen. Und Dupin dämmert de Erkenntnis, dass jeder aus dieser Gruppe sowohl das nächste Opfer als auch der nächste Täter sein kann.

 

Unter dem zeitlichen Druck seiner Partnerin Claire, die nach dem Ausflug die neue gemeinsame Wohnung einrichten will, ermittelt Dupin mit seinen Kollegen fieberhaft. Dabei wächst Nolwenn wieder einmal über sich hinaus, indem sie wie ein menschlicher Computer alle Infos bündelt und die ganze, dieses Mal außerordentlich gefährliche Ermittlung koordiniert.

 

Als zwischenzeitlich Kadeg und Riwal spurlos verschwunden sind, scheint sich ein Fiasko anzubahnen. Mit sehr gelungenem Spannungsbogen und psychologischer Raffinesse bei der Beschreibung der Beziehungen innerhalb der mysteriösen Wissenschaftlergruppe gelingt es Bannalec, den Leser in dem, wie ich finde, bisher besten seiner Bücher, den Leser bis zur letzten Seite zu fesseln  und ihn gleichzeitig mit einer Menge an interessanten historischen Informationen zu füttern.

 

Ein hervorragender Kriminalroman mit tiefen Einblicken in die Abgründe des Wissenschaftsbetriebs und die bretonische Mythologie.