Rezension

Ein Herz für Oskar

Mein bester letzter Sommer
von Anne Freytag

Klappentext:
Wann du die große Liebe triffst, kannst du dir nicht aussuchen. Tessa hat immer gewartet – auf den perfekten Moment, den perfekten Jungen, den perfekten Kuss. Weil sie dachte, dass sie noch Zeit hat. Doch dann erfährt das 17-jährige Mädchen, dass es bald sterben muss. Tessa ist fassungslos, wütend, verzweifelt – bis sie Oskar trifft. Einen Jungen, der hinter ihre Fassade zu blicken vermag, der keine Angst vor ihrem Geheimnis hat, der ihr immer zur Seite steht. Er überrascht sie mit einem großartigen Plan. Und schafft es so, Tessa einen perfekten Sommer zu schenken. Einen Sommer, in dem Zeit keine Rolle spielt und Gefühle alles sind …

Die Autorin:
Anne Freytag, geboren 1982, hat einen BA Hons. in »International Management« gemacht und für verschiedene Werbeagenturen gearbeitet, bevor sie sich ganz ihrem Traumberuf widmete. 
Das Schreiben ist ihr während des Studiums ganz plötzlich »passiert« und hat sie nicht mehr losgelassen. Anne Freytag schreibt Erwachsenenliteratur und Jugendbücher.

Meine Meinung:
Tessa wird sterben. Nicht erst, wenn sie alt ist und ihr Leben gelebt und eine Menge von der Welt gesehen und sich ihre Träume erfüllt hat. Nein, schon bald, denn sie ist herzkrank und außerdem fehlt ihr die Lungenschlagader. Sie hat nur noch wenige Wochen.
Eines Tages sieht sie in der U-Bahn einen Jungen, den sie nicht vergessen kann. Er hat schöne blaue Augen, ein schiefes Lächeln und ein Muttermal auf der Wange. Tessa ist sich sicher, dass sie ihn nie wiedersehen wird. Es war schließlich Zufall, und lange bleibt ihr nicht mehr, um ihn zu suchen. Nicht, dass sie darüber nachdenken würde.
Doch noch einmal scheint es das Leben gut mit ihr zu meinen. Bei einem Abendessen mit ihrer Familie sieht sie Oskar unvermittelt wieder. Fortan kann die kranke Tessa an nichts anderes denken, als an diesen Jungen. Und auch er scheint ihre Gefühle zu erwidern. Doch wäre dies nicht sinnlos, vor allem für Oskar, der sie bald verlieren würde? Oder kann man sich Zeit stehlen, auch wenn man weiß, wie schnell und dramatisch die Zweisamkeit enden mag?

Mich hat "Mein bester letzter Sommer" sehr berührt, obwohl ich die Geschichte ein bisschen zu schnell erzählt fand. Ich meine, dass sich eine so tiefgehende Liebe normalerweise langsamer entwickelt (auch wenn Tessa und Oskar deutlich weniger Zeit bleibt), aber das was das Einzige, was mir nicht so gut gefallen hat. Wobei ich sagen muss, dass es nicht so übertrieben dargestellt war, wie es vielleicht klingt. Mir fehlte so ein bisschen der Übergang.

Tessa ist durch ihre Krankheit und mit allem, was sie bereits mitgemacht hat, ein Mädchen, das vergessen hat, die bleibende Zeit zu nutzen. Aber wer würde es ihr verdenken?
"Eine Jungfrau, die nicht Auto fahren darf..." - Das Zitat stammt aus dem Film "Clueless - Was sonst?" und passt zu Tessa total, wie sie selbst findet. Sie mag ihren Körper nicht, will sich lieber vor der Welt verstecken.
Umso schöner für sie, dass sie Oskar trifft, der ihr zeigt, was es heißt, zu lieben, zu lachen, ein Stück von der Welt zu sehen - in dem Falle das heiße Italien mit Rom, Mailand und sogar Bari.
Dabei entwickelt sich die Reise romantisch, tragisch und emotionsgeladen. Auch Oskars Vergangenheit spielt eine Rolle.

Tessas Familie ist auch ein Punkt, dem viel Raum gegeben wird, denn all die unterdrückten Ängste und Sorgen nagen nicht nur an den Eltern von Tessa, sondern auch an ihr. Hier fand ich die Begebenheiten, die Dialoge und Situationen sehr realistisch. Wie oft sagt man sich Dinge, die man nicht so meint? Wie oft will man auf jemanden zugehen, aber die Gefühle verbieten es? Man könnte ja schwach erscheinen, und dies will man nicht zeigen. Doch irgendwann ist es zu spät.
Auf den letzten Seiten musste ich verstohlen ein paar Tränen wegwischen, und das zeigt, wie sehr ich mitgelitten habe. Doch auch Hoffnung und dass es niemals für schöne Erlebnisse zu spät ist, vermittelt die Geschichte von Tessa und Oskar.

Die Gestaltung des Buches und die Playlist fand ich sehr gelungen und das Gesamtbild passte zu der gefühlsbetonten Geschichte, die sich im letzten Drittel intensiv entfaltete.

4 Sterne.