Rezension

Ein Highlight aus 2020

88 Namen -

88 Namen
von Matt Ruff

Bewertet mit 5 Sternen

Humor, Gaming, Spionage, Frauenprobleme, ein Diktator zum zocken, was braucht es mehr. Für mich eine Geschichte die mich mehr als nur einmal zum lachen brachte.

Ich gehöre zu den Lesern, die teils mit der Masse gehen und oft jedoch auch gegen die Hypes schwimmen. Matt Ruff habe ich das erste Mal, aber sicherlich nicht das letzte Mal gelesen. Für mich gehört dieses Buch zu den Besten Büchern aus 2020.

Die Mischung aus der Gamingwelt, Humor, verzwickte Frauenprobleme, Spionage, Erpressung und den Versuch das alles unter einem Hut zu bekommen, war es für mich ein mehr als nur eine gelungene Geschichte.

Die Geschichte spielt vollständig aus der Sicht von John Chu. Er hat seine eigene Firma und er und seine Mitarbeiter sind sogenannter Sharper. Diese Leute bieten dem nicht so erfahrenen Spieler die Möglichkeit, so ziemlich alles in einem Spiel zu erleben was sonst viel Zeit oder Geld oder beides benötigt. So kostet es seine Kunden nun nur noch viel Geld. Dieses Geschäftsmodell ist offiziell verboten und wird hart geahndet, umso wichtiger für John und seine Crew zu den besten Hackern und Programmieren zu gehören.

Wir erfahren, um das Konzept zu verstehen, viel über das Thema Gaming, vor allem VR (heutzutage noch die übergroßen Brillen) und wie weit die Entwicklung der Technologie bereits ist. Auch absolute Nichtzocker werden so Schritt für Schritt in die Materie reingeholt. Gerade die vielen guten Erklärungen helfen zu verstehen und für die Zocker unter euch ist es zwar Aufarbeitung von Grundwissen, schadet aber nicht. Johns Geschäft ist dabei der rote Faden der sich durch das Ganze Buch zieht. Wir erfahren von verschiedenen Genres (wie bei Büchern ist auch hier eine große Vielfalt dahinter), über Programme und deren Möglichkeiten und wie der Rechtsstaat mit drinhängt.

So ist John sehr überrascht als er von Mr. Smith und Mr. Jones einen Auftrag erhält der richtig gut vergütet werden soll. Jederzeit und überall soll er Smith hinbringen. Nach und nach hat er den Verdacht das es sich bei dem Kunden um den nordkoreanischen Diktator handeln könnte und ahnt böses.

In diesem Erzählstrang erfahren wir auch viel über Johns Crew, das Zusammenspiel zwischen diesen, seine Affinität für eine der Kolleginnen und das er sie gerne mal näher kennen lernen würde. Die Zickereien zwischen den beiden sind episch. Für ne Frau ist die ziemlich kratzbürstig. Die Geschichte von John und seinen Eltern, den Weg in dieses Geschäft so wie allgemein das Thema Geschichte von Nord- und Südkorea sind Bestandteil.  Alles in allem ist dies in einer so guten Mischung abgestimmt, dass man nicht eine Minute lang etwas verpassen möchte.

Die Auflösung hat mich dermaßen überrascht, aber war auch gerade zu perfekt gewesen. Nicht einen Moment lang hätte man damit gerechnet. So war ich genauso wie John über die Geschehnisse erstaunt.

Wer nun Angst hat, dass ihm der Anteil des Gaming zu hoch sein sollte, kann beruhigt sein. Man muss halt ein bisschen Fantasie mitbringen, wenn erzählt wird in welchem Spiel sie sind und was dort geschieht. Es sind die Dialoge welche einen zum lachen bringen und das Verhalten der Charaktere. So verstand ich gut, dass ein Heiler nicht im Sekundentakt bereit ist jemanden wiederzuerwecken, damit er wieder stirbt.

Mal ehrlich, ihr packt nur einmal auf die heiße Platte, danach habt ihr es gelernt. Die Kunden von John tun das nicht. Daher kommen hier viele lustige Szenen zu Stande. Denn was ihr verstehen müsst ist, dass vieles von dem was virtuell passiert, dem Spieler wie echt erscheint. Ich selbst habe ein VR-Headset und bin Gamerin (wenn auch nicht mehr so exzessiv wie früher als ich um einiges jünger war), aber schon heute kann man mit der Brille auf den Kopf alles um sich herum vergessen und in diesem Buch passiert es auf Grund der fortgeschrittenen Technologie noch stärker.

John und seine Crew sind durch die Bank hinweg tolle Charaktere. Von ihm, der sehr diplomatisch an die Sachen geht, die ruhige Anja, Ray der keinen Bock auf Gezicke hat, über die Oberzicke Darla die John gerne mal life sehen will. Sie alle haben einen tollen Charakteraufbau erhalten und passen sich wunderbar in die Geschichte ein. Selbst Nebenfiguren wie Johns Mutter waren mir sympathisch und brachten mich auch zum Lachen.

Alles in allem fand ich die Geschichte einfach nur toll. Für mich ein wunderbarer lustiger Roman, der nicht wirklich in ein Genre alleine zu packen ist.