Rezension

Ein humorvolles Frauen-Krimi-Wunderwerk vor traumhafter Kulisse

Süß ist der Tod - Emma Conrad

Süß ist der Tod
von Emma Conrad

„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man bekommt.“

Dietmar Molitor liebt Belgische Pralinen über alles und kann sich nach seinem 65. Geburtstag über zahlreiche Präsente in schokoladiger Form freuen. Während eines Interviews mit der freiberuflichen Journalistin Constanze Freitag bezüglich eines Zeitungs-Portraits der Familie verspeist er diese genüsslich und vergisst dabei seine guten Manieren, denn anbieten tut er seinem Gast von der „Kaiserslauterer Morgenpost“ keine. Als der Geschäftsführer nur wenige Minuten später mausetot in seinem Chefsessel hängt, wird schnell klar, dass hier ein hinterhältiger Pralinen-Mord ausgeheckt wurde. Als Journalistin ist es für Constanze eigentlich ein Glücksfall, doch von der Polizei bekommt sie einen Maulkorb verpasst und soll dafür lieber im Auftrag der Molitors, sowie ohne deren Wissen auch für die Staatsgewalt heimlich ermitteln. Dabei ist sie überhaupt keine geborene Detektivin und nach der zweiten Leiche, einer Hauptverdächtigen, sogar kurz davor alles hinzuschmeißen.

Heike Abidi hat mir unter ihrem Pseudonym Emma Conrad ganz außergewöhnliche Lesestunden beschert, die mich gebannt von einem Kapitel zum nächsten blättern ließen. Das besondere an ihrem Schreibstil ist der Mut zum Brechen von starren Erzählweisen, denn bei der Autorin zeigt jede Person einmal einen Einblick in ihre Gefühlswelt, wodurch wir mit vielen Perspektivenwechseln, aber somit auch niemals Langeweile konfrontiert werden. Außerdem zeigt sich hier deutlich das Handwerk einer Werbetexterin, denn immer wieder werden lustige Kolumnen der Protagonistin eingestreut, die sich mit kleinen Problemchen bis hin zu den essentiellen Fragen des Lebens befassen. Als krönendes Sahnehäubchen endet bzw. beginnt jedes Kapitel mit einer Email der Ehefrau bzw. des Gatten aus der Freitägischen Familie, da sich die beiden momentan wegen eines Forschungsprojekts mit einer elektronischen Fernbeziehung begnügen müssen. All diese stilistischen Mittel fügen sich zu einem lockeren Mix zusammen, die nur durch das irre Verwirrspiel rund um den oder die Täter getoppt werden. Bis zum Schluss war ich auf einer falschen Fährte und davon sät die gebürtige Birkenfelderin reichlich, sodass ich selbst der Witwe, dem Sohn, der Putzfrau, etc. die vergiftete Kalorienbombe zugetraut hätte.

Über die Handelnden persönlich will ich gar nicht mehr viel sagen, da man sich von ihren netten Marotten besser überraschen lassen sollte. Der Spruch auf dem Buchrückseite „Miss Marple trifft Bridget Jones“ hat aber einen wahren Kern, denn in Tante Doro schlummert eine Schnüfflerin mit faszinierenden Hausfrauenfähigkeiten und Kommissar Kaiser ist mit seinem Faible für alles Zuckerhaltige eindeutig ein männliches Pendant der Britin.

Zusammengefasst kann ich „Süß ist der Tod“ nur ein humorvolles Frauen-Krimi-Wunderwerk nennen, was die Bedürfnisse nach spannendem Rätselraten und harmonischer Wohlfühlatmosphäre gleichzeitig vollkommen erfüllt! Es war definitiv mein Highlight im März und ich würde mir eine Fortsetzung in der schönen Pfalz mit lieb gewonnenen Charakteren so schnell wie möglich wünschen. :-)