Rezension

Ein hungriger Löwe und ein Kommissar mit Anziehungskraft

Die Rote Burg - Oliver Schütte

Die Rote Burg
von Oliver Schütte

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Berlin der Zwanziger Jahre. Und ein junger, gutaussehender Kriminalkommissar bekommt einen aufsehenerregenden Mordfall. Der forsche Martin Forster sieht nicht nur gut aus, sondern er kommt auch an bei den Frauen. Dazu gibt es später mehr zu lesen.Es beginnt ein wenig kompliziert. Erst wird eine Leiche im Löwenkäfig des Circus Busch gefunden, dann tauchen Verbindungen hierbei zu verschiedenen Verbrecherringen auf und gleichzeitig gibt es auch immer wieder Hinweise auf die gehobeneren Kreise von Berlin.Zeitweise weiss auch Martin Forster nicht, wem er nun trauen kann. Aber engagiert und beflissen gräbt er immer tiefer und fördert vieles ans Tageslicht, was dasselbe eigentlich scheut.Schließlich wird er sogar von diesem Fall abgezogen und bekommt die Untersuchung eines scheinbaren Selbstmordes in einem Fürstenhaus übertragen, sowie die Polizeiausstellung mit vorzubereiten.

Selbst der Leser kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dort anscheinend etwas unter den Teppich gekehrt werden soll. Aber ganz nebenher führt der sympathische Kommissar doch seine ganz eigenen Ermittlungen weiter. Und siehe da.... er bringt die Dinge doch tatsächlich in die rechte Richtung zum Rollen. Dabei sind einige, ihm inzwischen gut bekannte, Damen eine große Hilfe. Bei diesen Damen handelt es sich um den gesamten Querschnitt durch die Gesellschaft. Da ist von Halbweltdame, Seherin, Journalistin bis zur Köchin alles vertreten. Man fühlt sich so richtig mit dem eifrigen und doch in den wichtigen Situationen ernstem und sicher auftretendem Kommissar verbunden. Er kann sich aber anscheinend auf jedem Parkett ohne Schwierigkeiten bewegen.Durch kurze Nebensätze erfährt der geneigte Leser jedoch trotzdem von gewissen Ängsten und Unsicherheiten, die den Beamten wieder sympathischer wirken lassen
Sehr nostalgisch werden Situationen in Cafe's und auf Bällen bzw. Tanzveranstaltungen beschrieben. Auch die Kleidung, das Ambiente und das Verhalten der Leute wird sehr passend in ganze Geschichte eingestrickt. Verschiedene Besonderheiten, Marotten bestimmter Charaktere werden ansprechend beschrieben. So zum Beispiel, Martins Chef, Ernst Gennat , der ihm immer, wenn er ihn zum Gespräch bittet, ein Stück Torte serviert.
Der Schluss wird hier nicht verraten, außer, dass dieser Fall abgeschlossen werden kann, aber es ganz sicher noch einiges von Kriminalkommissar Martin Forster zu  hören/ lesen geben wird.

Die Verlinkungen zu den Leseproben der anderen beiden dazugehörigen Bücher des Autors sind bei meinem ebook angehängt zu lesen gewesen.

Mir persönlich gefällt der Schreibstil sehr. Es ist angenehm zu lesen. Die Satzstrukturen sind meist sehr einfach gehalten und der Ausdruck klingt authentisch. So sprechen die Gestalten der unteren Bevölkerungsschicht meistens „berlinerisch“ oder die Umgangssprache. Das gibt dem Buch dann auch nochmal eine liebenswerte Typisierung innerhalb des Genres. Die Schnörkel auf den Buchseiten zwischen den verschiedenen Abschnitten erinnern auch nochmal an die Bücher aus alten Zeiten. Es ist eine kleine Verbeugung vor der alten Buchkunst.