Rezension

Ein intelligenter Detektivroman für Jugendliche und Erwachsene

Digby #01 - Stephanie Tromly

Digby #01
von Stephanie Tromly

Bewertet mit 5 Sternen

Einige Worte zum Inhalt

Von dem Moment an, da Zoe Digbys Bekanntschaft macht, weiß sie, dass dieser seltsame Junge in dem viel zu großen Anzug Ärger bedeutet. Ehe sie sichs versieht, steckt sie dank Digby bis zum Hals in Schwierigkeiten und stürzt von einer gefährlichen Situation in die nächste. Denn Digby hat ein klares Ziel vor Augen: Er möchte den Fall seiner kleinen Schwester, die als Vierjährige entführt wurde, aufklären. Warum genau Zoe sich auf dieses waghalsige Abenteuer einlässt, weiß sie auch nicht so genau. Wenn es wenigstens einen Plan B gäbe …

Meine Meinung

W-O-W! Ja, in Großbuchstaben und mit Bindestrichen. Digby, das Debüt der talentierten Autorin Stephanie Tromly, hat mich völlig aus den Socken gehauen. Als ich das Buch zur Hand nahm, erwartete ich eine unterhaltsame Geschichte über zwei Jugendliche, die sich immer wieder in unmögliche Situationen manövrieren. Diese bekam ich auch; was ich allerdings nicht erwartet hatte, war die unglaubliche Intensität des Buchs, der Humor, die Intelligenz. Und dass ich der Geschichte und den Charakteren vollkoommen verfallen würde.

Wenn man es auf das Wesentliche herunterbrechen möchte, ist Digby eine Art Detektivroman. Philip, der von allen lediglich mit seinem Nachnamen angesprochen wird, musste als Kind erleben, wie seine Schwester aus ihrem eigenen Haus entführt wurde, während er in demselben Zimmer schlief. Plötzlich ist sie fort, einfach so, und der Fall bleibt ungeklärt – bis Digby sich dazu entschließt, der Sache selbst auf den Grund zu gehen. Denn er kann nicht akzeptieren, dass die Polizei keinen Rat weiß und dass er selbst als mutmaßlicher Entführer seiner Schwester öffentlich an den Pranger gestellt wurde.

Übrigens, Princeton, ich würde dich beschreiben als klassisches naives amerikanisches Mädchen von nebenan mit einer Nett-dich-kennenzulernen-Ausstrahlung, das sich hinter einer enttäuschten Trennungskind-Depri-Persönlichkeit versteckt. – S. 109

Und so beginnt die skurrile Bekanntschaft der beiden Protagonisten: Auf der Suche nach einer Spur begegnen sich die beiden und auch wenn Zoe dem Unbekannten gegenüber voreingenommen ist und ihn wegen seiner direkten, unverschämten Art eigentlich nicht einmal leiden kann, schlittert sie unaufhaltsam in sein Leben. Plötzlich ist sie in die Machenschaften des gerissenen jungen Mannes verstrickt und obwohl sie sich fragt, weshalb sie bei der ganzen Sache überhaupt mitmacht, kann sie sich doch nicht aus dem Fall heraushalten.

Stephanie Tromly zeichnet dreidimensionale, liebenswerte Charaktere, die die fantastische Atmosphäre des Romans ausmachen. Zwar begegnen wir auch hier Klischees – beispielweise der fiesen, gutaussehenden Cheerleaderin -, doch diese löst die Autorin geschickt wieder auf, indem sie den Charakteren echte Persönlichkeiten und Vergangenheiten verleiht. Vor allem Digby ist ein Charakter, wie ich ihm in einem Jugendbuch noch nie zuvor begegnet bin. Er ist gewitzt, unglaublich intelligent und verfügt über eine Beobachtungsgabe, die wohl jeden vor Neid erblassen ließe. Er erinnert mich an Sherlock Holmes, denn ebenso wie der weltbekannte Detektiv ist auch Digby ein Genie auf seinem Gebiet. Immer wieder war ich verblüfft über seine Kombinationsgabe, sein Improvisationstalent und die unfassbare Gelassenheit, die er zur Schau trägt.

Doch nicht nur Digby hat es mir angetan, auch die anderen Charaktere wie die etwas unsichere Zoe (in der mehr steckt, als sie selbst denkt), die Sportskanone Henry und das kleine Genie Felix sind mir ans Herz gewachsen. Sie alle sind ein wichtiger Teil des Gespanns, das im Laufe des Romans entsteht. Ein perfektes Zusammenspiel toller Charaktere! Ein Glück, dass ich ihnen in der Fortsetzung des Buches wiederbegegnen werde, denn es würde mir schwerfallen, mich nun wieder von ihnen zu trennen.

Die Vorbereitungen für einen typischen Tag mit Digby ähnelten stark den Vorbereitungen auf den Weltuntergang. – S. 131

Der Roman zeichnet sich durch Humor, subtile und zum Schreien komische Slapstick-Momente, Highschool-Charme und einen intelligenten, wohlstrukturierten Plot aus. Wir begleiten die Charaktere auf ihrer Mission, nicht nur einen, sondern gleich mehrere zusammenhängende Fälle aufzuklären, stolpern mit ihnen durch Höhen und Tiefe und feiern Digbys geniale Pläne. Dieses Buch ist absolut filmreif!

Stephanie Tromlys Schreibstil ist angenehm zu lesen, rast unter den Augen dahin und verleiht der Geschichte eine einzigartige Stimmung. Vor allem die Dialoge sind mal ernste, mal urkomische und stets kluge Meisterwerke. Sie sind der wichtigste Pfeiler des Romans, was mich überrascht und zugleich sehr glücklich gemacht hat, denn viel zu selten liest man in Jugendbüchern Gespräche, die so mitreißend und authentisch sind.

Fazit

Wenn ihr Fans von Jugendbüchern, Detektivgeschichten und filmreifen Slapstick-Szenen seid, seid ihr bei Digby genau an der richtigen Adresse! Das Buch ist so viel mehr, als ich erwartet hatte, und ich kann die Fortsetzung kaum erwarten. Chapeau, liebe Frau Tromly, und danke für dieses Lesevergnügen!