Rezension

Ein interessanter Krimi

Tod in Porto - Mario Lima

Tod in Porto
von Mario Lima

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein Krimi mit interessantem Hintergrund...

„Tod in Porto“ ist nach „Barco Negro“ der zweite Krimi des Autors Mario Lima um Inspektor Fonseca und sein Team. Ich kannte „Barco Negro“ nicht, aber ich hatte keinerlei Schwierigkeiten, in die Handlung zu kommen.

Fonseca und seine Mitstreiter (und Ana als einzige weibliche Kommissarin) feiern ihren Urlaubsbeginn – meinen sie, denn fast schon in den letzten Minuten ihres Bereitschaftsdienstes fallen Schüsse auf einen brasilianischen Immobilienmakler... Also: raus aus dem Urlaubsmodus, ran an die Ermittlungen!

Dann taucht ein Video auf, zwar nur 33 Sekunden lang, aber relativ brutal: eine Zunge und ein paar Ohren an eine Holztür genagelt. Dieses Video hat der Tote erhalten, aber es kann recherchiert werden, dass es weitere sieben Empfänger hatte – aber die können leider nicht ermittelt werden. Man sagt, es sei die „brasilianische Methode“ mit Spitzeln umzugehen...

Fonseca, Pinto, Ana und ihre Kollegen bemühen sich, Licht in das Dunkel bringen, aber sie stoßen immer wieder auf eine Mauer des Schweigens, Lügen und Halbwahrheiten – deutlich wird ihnen (und natürlich auch uns Lesern), dass einige aus Angst nichts sagen – aber vor wem?

Aber ich glaube, mehr sollte ich hier nicht mehr zum Inhalt sagen...

Der Stil ist darauf angelegt, dass wir Leser uns zeitweise als Mitglieder von Fonsecas Team fühlen, wir hoffen, dass sich aus Hinweisen endlich mal eine konkrete Spur ergibt, wir ärgern uns, wenn Gesprächspartner nicht zurückrufen, wir schütteln die Köpfe, bangen mit... Zeitweise hatte ich Mitleid mit den Inspektoren, die die halbe Nacht Spuren verfolgen, immer auf den großen Durchbruch hoffend.

Aber neben der (mühseligen) Polizeiarbeit in Porto erfahren wir auch viel über die Zustände in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Brasilien, besonders in Sao Paulo: vom PCC (Primero Comando da Capital – Erstes Kommando der Hauptstadt) hatte ich bisher noch nie gehört, lt. Wikipedia „eine berüchtigte brasilianische kriminelle Organisation, die aus Sao Paulo landesweit operiert.“

Auch die „Maes de Maio“ (Mütter des Mai) waren mir nicht bekannt: nach dem Vorbild der argentinischen „Mütter der Plaza de Mayo“ haben sich in Sao Paulo Mütter als eine Art Bürgerinitiative gegründet, „Sie fordern Gerechtigkeit, eine Bestrafung der Schuldigen. Ihre Kinder – ihre erwachsenen Söhne, muss man sagen – sind von den Todesschwadronen ermordet worden, die meisten auf offener Straße erschossen, und nichts ist passiert. Es hat kein einziges Strafverfahren gegeben, alle Fälle sind zu den Akten gelegt worden. Und das wollen sie nicht hinnehmen.“ (S.153)

So setzen die Inspektoren in Porto ein Puzzleteil zum anderen, erhalten langsam einen Überblick, mit kriminalistischen Instinkt finden sie richtige Spur, um das Knäuel zu entwirren, dies führt dann zu einem fulminanten, etwas überraschenden Ende, dem ich aber gut folgen konnte.

Ich bin nicht unbedingt eine Freundin von Krimis, in dem endlos das Privatleben der Protagonisten „seziert“ wird – aber hier erfahren wir doch sehr wenig von diesen eigentlich sehr sympathischen Ermittlern (von Ana und Pinto einen kleinen Hauch), dadurch bleiben sie alle leider etwas „blass“ - aber das ist „Jammern auf ziemlich hohen Niveau“! Allen, die gern Krimis mit „Hintergrund“ lesen, kann ich dieses Buch nur empfehlen!