Rezension

Ein interessanter und ungewöhnlicher Schreibstil

Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht -

Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht
von Andrea Petković

Bewertet mit 3 Sternen

Andrea Petkovic kam als Baby mit ihren Eltern nach Deutschland. Da ihr Vater als Tennistrainer arbeitete, fand sie früh Gefallen an diesem Sport, wobei sie schnell der Ehrgeiz packte und sie jede freie Minute damit verbrachte. Sie lebte nach der Maxime, dass man alles erreichen kann, wenn man nur will und hart genug daran arbeitet. Dadurch erlebt sie viele Kindheits- und Pubertätsphasen nicht wie andere Teenager, sondern im Dauerstress. Sie befindet sich zwischen zwei Welten, auf der einen Seite sind da die Nachteile, die sich für sie als Migrantenkind ergeben, auf der anderen Seite lockt die Glitzerwelt des Tennis. Auch emotional hat sie einiges zu verkraften, z.B. die Einsamkeit in Hotelzimmern, da sie zunächst immer alleine zu Wettkämpfen reist, aber auch die Rivalität der anderen Spieler. Weil ihre Eltern ihr harte Regeln auferlegen, kann sie nie richtig Kind sein, sondern muss auf vieles verzichten. Dadurch sind auf der einen Seite Durchhaltevermögen und Beharrlichkeit, auf der anderen Seite aber auch die Angst zu versagen. 
Sehr ausführlich beschreibt sie ihre persönlichen Gefühle und ihre Beziehung zu den einzelnen Grand-Slam-Turnieren in Australien, Wimbledon, Paris und New York. Diese Passagen fand ich als außenstehende Leserin recht langatmig.
Ihr Schreibstil hat mir am allerbesten gefallen, denn er ist gespickt mit amüsanter Ironie, auch Selbstironie, und hintergründigem Humor. Man hält immer wieder inne, um zu reflektieren, wie dies oder jenes gemeint ist. Und zum Vorschein kommt dabei auch eine gehörige Portion Selbstkritik, was ich als positiv registriert habe. Andreas Art zu schreiben ist flüssig und anschaulich, die Schilderungen detailliert und unterhaltsam. Man kann sich schnell in Situationen oder Beschreibungen hineindenken und fühlt sich im Buch angekommen. Ich denke, sie könnte unterhaltsame Satiren schreiben.
Vom Inhalt jedoch bin ich enttäuscht. Gut, ich weiß, dass es sich nicht um eine Biographie handelt, sondern um einzelne Erzählungen. Aber in diese Geschichten fließt auch viel Persönliches ein, so dass man sich ein Bild ihrer Kindheit und Jugend machen kann, gekennzeichnet durch hartes Training, Verzicht und ein strenges Elternhaus. Die Autorin beschreibt tiefe Einblicke in das Erleben verschiedener Lebenssituationen, die sich in ihrem Gedächtnis eingebrannt haben. Aber nach der Jugend ist damit Schluss, man erfährt nur noch wenig über den Menschen Andrea Petkovic. Womit verdient sie heute ihr Geld, hat sie nach wie vor engen Kontakt zu ihrer Familie, ist der Rückzug aus dem Tennisleben ihr leicht gefallen usw. Stattdessen werden andere Personen aus ihrem Bekannten- und Freundeskreis sehr intensiv geschildert, z.B. Danica oder Patty, und man findet keine Verbindung zum eigentlichen Thema. Auch Partys oder Ausgehzeiten nehmen zuviel Platz ein. Das letzte Kapitel kann ich überhaupt nicht einordnen, was will die Autorin damit ausdrücken, ihre Begeisterung für NY?
Schade, meine Erwartungen lagen etwas anders. Trotzdem ist das Buch überwiegend amüsant zu lesen, und ich gebe drei von fünf Sternchen.