Rezension

Ein interessantes Buch mit ein paar Schwächen

Die Festung am Rhein - Maria W. Peter

Die Festung am Rhein
von Maria W. Peter

Bewertet mit 3.5 Sternen

In "Die Festung am Rhein" geht es um Franziska, eine Halbfranzösin, die sich mit der neuen preußischen Herrschaft nicht richtig anfreunden kann. Als ihr Bruder wegen des Verdachts auf Landesverrat und Spionage verhaftet wird, ist sie fest entschlossen, alles zu tun, um ihn zu befreien. Dabei gerät sie mehrfach mit Rudolph Harten aneinander, einem preußischen Offizier, der ebenfalls Ermittlungen anstellt, allerdings nicht wirklich an Christians Unschuld glaubt. Dennoch kommen die beiden sich im Laufe der Handlung näher.

Franziska war mir von Anfang an sehr sympathisch. Sie weiß, was sie will, ist bereit, dafür zu kämpfen und sich selbst für ihre Familie in Gefahr zu begeben, doch zugleich hat sie eine verletzliche Seite. In ihrer Position ist es für sie nicht leicht, die Wahrheit herauszufinden, vor allem, da ihr Bruder selbst sich in Schweigen hüllt, aber sie gibt nicht auf und das hat mir gut gefallen. Mit Rudolph hatte ich dagegen ein paar Schwierigkeiten. Auch er war mir die meiste Zeit über sympathisch, aber sein Umgang mit Franziska hat mich ein paar Mal gestört, selbst wenn ich nachvollziehen konnte, dass die Situation aus seiner Sicht komplex war und verdächtig wirkte. Zudem ist er lange Zeit, was für seine Stellung wohl normal ist, steif und auf die Regeln bedacht. Trotzdem ist er mir ans Herz gewachsen und ich fand die Romanze der beiden schön geschrieben, vor allem in Bezug darauf, wie die Charaktere sich dadurch weiterentwickelt haben - obwohl sie gerade später recht viel Raum einnahm und die Ermittlungen für mich interessanter waren. Allerdings war die Geschichte für mich in vielerlei Hinsicht vorhersehbar, was ein bisschen schade war.

Die Handlung an sich ist gut aufgebaut und mir hat besonders gefallen, dass die Autorin sich große Mühe gegeben hat, Coblenz im Jahr 1822 authentisch darzustellen. Es werden verschiedene Ansichten dargestellt und wie Peter im Nachwort schreibt, hat objektiv betrachtet nicht jeder Recht, sondern sie haben kontrastierende Meinungen, die sie aufgrund ihrer Lebensumstände geformt haben. Die unterschiedlichen Mentalitäten wurden glaubwürdig geschildert und es gab dadurch einige interessante Konflikte, natürlich gerade bei den Protagonisten, die in vielen Punkten entgegengesetzte Vorstellungen und Ideale vertreten. Die Einblicke in die komplexe politische Situation und die Auswirkungen auf die Bevölkerung waren wirklich faszinierend.

"Die Festung am Rhein" bekommt von mir 3,5/5 Sternen. Die damalige Zeit wurde sehr gut und überzeugend dargestellt und die Ermittlungen um den wahren Verräter waren interessant, wenn auch teilweise vorhersehbar. Dazu kommen noch ein paar Probleme, die ich zunächst mit Rudolph hatte und die dafür gesorgt haben, dass es eine Weile gedauert hat, bis ich mich richtig auf ihn und seinen Charakter einlassen konnte.