Rezension

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Ein interessantes Buch über ein Leben im Rollstuhl, dass zwar manchmal behindert, aber dennoch sehr erfüllt zu sein scheint.

Dachdecker wollte ich eh nicht werden - Raúl Aguayo-Krauthausen

Dachdecker wollte ich eh nicht werden
von Raúl Aguayo-Krauthausen

In diesem Buch schreibt Raúl über sein Leben mit und im Rollstuhl. Dabei merkt man sehr gut, dass er zwar selbst oft an Grenzen stößt und auch auf Probleme trifft, die ihn aber nicht verzweifeln lassen, sondern anspornen weiter zu gehen. Er hat «Osteogenesis imperfecta», sogenannte Glasknochen, wodurch er nicht Laufen kann und seit jeher im Rollstuhl sitzt. Doch dass hindert ihn z.B. nicht daran, sich allein auf den Weg zu machen und auch wenn sich ihm Hindernisse in den Weg stellen sich darüber hinwegzusetzen und eine Lösung zu finden.

Das Cover zeigt Raúl mit seinem Rollstuhl. Er macht einen fröhlichen und zufriedenen Eindruck. Fast ein bisschen spitzbübisch. Man hat das Gefühl, er sei mit seinem Leben zufrieden und sich im Reinen. Ich bin froh dieses Buch gelesen zu haben und muss sagen, es ist ein sehr starkes Buch, welches mich viel Nachdenken lies. Raúl erzählt in diesem Buch über sein Leben als behinderter Mensch im Rollstuhl. Dass dies nicht immer einfach ist, kann sich jeder vorstellen. Doch Raúl stellt sich dem Leben mit all seinen Herausforderungen und macht einfach das Beste daraus.

Das Buch ist nicht wirklich chronologisch geordnet, vielmehr zeigt es verschiedenen, wichtige Stationen aus Raúl´s Leben auf, die alles eines zeigen, auch wenn Raúl behindert ist, so kann er doch mehr als man von ihm erwarten würde. Er stößt in einigen Abschnitten an seine eigene Grenzen und erkennt, dass er zwar nie so sein kann wie andere Menschen in seinem Alter, aber auch, dass er dennoch nicht hilflos ist.

Es hat mich sehr bewegt über seine Erfahrungen zu lesen und ich konnte durch die genaue Erzählweise auch recht gut nachempfinden, wie es ihm wohl in mancher Situation ergangen sein mag. Festzustellen, dass man z.B. auf Partys wohl nie mit jemanden fest Zusammensein und Knutschen würde, so wie andere Jugendliche, muss hart sein. Auch zu sehen, dass man bei einem Sportfest mit „normalen“ Kindern einfach niemanden hat, mit dem man sich messen könnte und dann aber trotzdem zum Mitmachen genötigt zu werden, obwohl man das eigentlich gar nicht möchte, fand ich schrecklich. Und genau dies sind die Momente im Buch, die zum Denken anregen und nicht nur das, sie regen auch zum Umdenken für den eigenen Umgang mit Behinderten an.

Gut finde ich die Tatsache, dass Raúl sagt, er möge den Begriff behinderter Mensch, weil es frei lasse, ob man behindert ist oder behindert wird. Ich denke, das sagt schon alles aus.
Durch die Leserunde bei LB hatte ich das Glück Raúl in der Leserunde ein klein wenig kennen lernen zu dürfen und ihm auch Fragen stellen zu können und muss sagen, ich glaube, dass er ein sehr starker Mensch ist, der Dinge bewegen will und Leute zum Umdenken gegenüber Behinderten bringen möchte. Dies ging auch aus dem Buch deutlich hervor.

Ein interessantes Buch über ein Leben im Rollstuhl, dass zwar manchmal behindert, aber dennoch sehr erfüllt zu sein scheint.