Rezension

Ein japanisches Jahr weg von der Großstadt und ab aufs Land

Der Spielplatz der Götter - Natsu Miyashita

Der Spielplatz der Götter
von Natsu Miyashita

Bewertet mit 5 Sternen

Der Ehemann der japanischen Schriftstellerin Natsu Miyashita hat den Traum, einmal in seinem Leben auf Japans nördlichster Hauptinsel Hokkaidō zu leben. Im Familienverband bespricht man sich, denn der einzige Zeitpunkt wäre jetzt gekommen, bevor der älteste Sohn die Mittelschule abschließt. Natsu, ihr Mann, die beiden Söhne und die kleine Tochter entscheiden sich dafür und ziehen in die Bergregion, in der sich das Dorf Tomuraushi befindet, der „Spielplatz der Götter“.

Tomuraushi ist ein sehr kleiner Ort, über 30 km vom nächsten Supermarkt entfernt. Die Schülerschaft der winzigen Schule besteht aus weniger als zehn Schülern. In den Bergen werden auf dem Thermometer selten mehr als 10°C angezeigt, und die Winter sind so kalt, dass einem die Kontaktlinsen in den Augen gefrieren können. In dieses ländliche Gebiet zieht die Familie für das kommende Jahr und wird sehr herzlich in die Dorfgemeinschaft aufgenommen.
Den Familien- und Dorfalltag dokumentiert Miyashita über das Jahr verteilt chronologisch in kleinen Abrissen, sie erzählt über die Aktivitäten ihrer Kinder in der ungewöhnlichen Schule, über die majestätische Landschaft, die Besuche im Onsen - einer Thermalquelle, die ganzjährig aufgesucht werden kann – und welche ungewöhnlichen Tiere ihnen in der Natur begegnen. Nur einem Bären, den die Miyashitas gehofft haben zu sehen während ihres Jahres auf dem Lande, begegnen sie nicht.
An ihren Kindern und auch an ihrem Mann bemerkt die Autorin im Laufe des Jahres Veränderungen, alle werden offener und selbstbewusster, und immer wieder ist sie dankbar über den Zusammenhalt, der in Tomuraushi herrscht.
Als sich das Jahr dem Ende neigt, können die Miyashitas kaum glauben wie schnell die Zeit vergangen ist. Sie fragen sich, ob die Rückkehr in ihren Heimatort Fukui nicht eine zu große Umstellung sein wird. Der „Spielplatz der Götter“ mit seinen herzlichen Menschen ist ihnen so ans Herz gewachsen, dass sie entgegen ihrer ursprünglichen Entscheidung überlegen weiterhin auf  Hokkaidō in ihrem geliebten Dorf wohnen zu bleiben.

Dieses erzählende Sachbuch ist kein fiktives Werk, sondern eine Dokumentation der Zeit auf dem Lande. Da das Buch verschweißt war, konnte ich vorher nicht reinlesen und war erst etwas überrascht, dass es sich nicht um eine Geschichte, sondern um eine Sammlung tagebuchähnlicher Einträge handelt. Nachdem ich mich ein wenig eingelesen habe, gefiel es mir richtig gut. Man liest sich ohne Umschweife durch das Wesentliche, sozusagen die Highlights des Jahres. Das Buch hat mir sehr gut gefallen und fängt die japanische Art sehr gut ein.